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Ein Geisterrad am Savignyplatz erinnert an einen im Februar 2020 bei einem Verkehrsunfall getöteten Radfahrer.

© Kitty Kleist-Heinrich

1900 gefährliche Kreuzungen: Pro Jahr werden nur 30 Unfallschwerpunkte in Berlin entschärft

Die Verkehrssenatorin bremst Erwartungen, dass die „Vision Zero“ schnell erreicht werden kann. Die FDP mahnt bei der Entschärfung von Kreuzungen mehr Tempo an.

Es wird auch in den kommenden Jahren Verkehrstote geben. Die "Vision Zero" – also keine Toten mehr durch Unfälle – sei nicht schnell umsetzbar. Dies sagte Berlins Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) am Mittwoch im Verkehrsausschuss des Abgeordnetenhauses: "Wir werden noch eine Reihe von Jahren daran arbeiten müssen, wenn wir dieser Vision näher kommen wollen." Der Großstadtverkehr erlaube keinen schnellen Wandel.

Jarasch sagte, dass in ihrer Verwaltung derzeit 1900 Kreuzungen auf einer Liste stehen, auf denen schwere Unfälle geschehen seien. 30 wurden im vergangenen Jahr entschärft, 30 weitere sollen in diesem Jahr gesichert werden, sagte Jarasch.

Das Berliner Mobilitätsgesetz schreibt vor, dass nach einem tödlichen Unfall die sogenannte Unfallkommission unverzüglich prüfen muss, ob Maßnahmen kurz-, mittel- und langfristig ergriffen werden können, um weitere Unfälle mit Verletzten oder Toten zu vermeiden. Dasselbe gilt für Unfälle mit schwer verletzten Personen an einem nach polizeilicher Unfallstatistik bekannten Unfallschwerpunkt.

Kürzlich war bekannt geworden, dass wegen Personalmangels diese Prüfung nach Unfällen mit Schwerverletzten gar nicht erfolgt. Der FDP-Abgeordnete Felix Reifschneider (FDP) mahnte im Ausschuss mehr Tempo an. Seine Frage, wann endlich die 25 schlimmsten Kreuzungen entschärft werden, beantwortete Jarasch nicht konkret. Sie räumte ein, dass dies auf großen Kreuzungen sehr kompliziert sei.

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Sie nannte als Beispiel den Knoten Mollstraße / Otto-Braun-Straße, der von der Polizei seit Jahren oben auf der Liste der Kreuzungen mit den meisten Unfällen steht. Zwei Radfahrer sind hier in den letzten Jahren gestorben, zudem gab es mehrere Schwerverletzte.

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Auf der riesigen Kreuzung nahe dem Alex wurde eine von vier Ampelschaltungen verändert und ein Aufstellbereich für Radfahrer markiert. "Ich bin nicht zufrieden damit, was dort bislang passiert ist", sagte Jarasch dazu.

Das "Entschärfen" meint nicht den vollständigen Umbau einer Kreuzung. Oft werden auch nach tödlichen Unfällen nur Details geändert, also Ampelschaltungen oder Markierungen geändert. So wurden an der Neuköllner Oderstraße lediglich einige Verkehrsschilder aufgestellt. Zuvor war dort eine Radfahrerin von einem abbiegenden Sattelzug getötet worden.

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