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Weltweites Problem. In diesem Jahr ist nicht nur Deutschland von der Geflügelpest betroffen, sondern auch viele andere Länder.

© dpa

14.000 Tiere getötet: In der Uckermarkt trifft die Geflügelpest erneut die Puten

Zum dritten Mal brach die gefürchtete Geflügelpest in einem Brandenburger Nutztierbestand aus. In einem Mastbetrieb in der Uckermarkt traf es erneut die Puten. 

Von Sandra Dassler

Zum dritten Mal, seit im vergangenen Herbst die ersten infizierten Wildvögel gefunden wurden, ist im Land Brandenburg die gefürchtete Geflügelpest in einem Nutztierbestand ausgebrochen. Und zum zweiten Mal traf es Puten: Rund 14.000 von ihnen mussten nun in einem Mastbetrieb in der Uckermark getötet werden. 

Bereits vor rund zehn Tagen waren in der Prignitz etwa 16.000 Puten betroffen, nachdem in ihrem Bestand wie jetzt auch in der Uckermark der hochpathogene Vogelgrippe-Virus H5N8 nachgewiesen worden war. Der erste Fall betraf einen Hobbytierhalter im Landkreis Spree-Neiße, von dessen Wachteln, Hühnern und Enten auffällig viele Tiere verendet waren.

Dass es immer wieder in besonderer Weise Putenmastbetriebe trifft, sei nicht verwunderlich, sagt die Sprecherin des Friedrich-Loeffler-Instituts für Tiergesundheit, Elke Reinking. „Während beispielsweise die Masthähnchenaufzucht in stark abgeschotteten, geschlossenen Ställen stattfindet, ist das bei Puten nicht der Fall. Sie sind größer, stehen länger und brauchen viel mehr Einstreu, so dass die Systeme nicht so abgeschlossen und dadurch anfälliger sind.“

Wie das für Tiere tödliche, für Menschen glücklicherweise aber ungefährliche Virus in den Uckermärker Betrieb gelangen konnte, ist derzeit noch unklar. Auch bei dem Fall vor zehn Tagen in der Prignitz gibt es laut dem brandenburgischen Verbraucherschutzministerium noch keine Gewissheit über die Ursache des Ausbruches. 

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„Man hatte da zuerst vermutet, dass der Erreger mit Küken in die Anlage gekommen sei“, sagte der stellvertretende Ministeriumssprecher Dominik Lenz am Mittwoch dem Tagesspiegel: „Aber das hat sich nicht bestätigt.“

Der Ort, in dem der neuerliche Ausbruch stattfand, liegt im sogenannten Risikogebiet. Das sind unter anderem Feuchtgebiete und andere Flächen, in denen ein erhöhtes Wildvogelaufkommen festgestellt wurde. Hier gilt bereits seit Mitte Dezember die Stallpflicht, die in Brandenburg nicht flächendeckend verhängt wurde. 

Der Inhaber der Putenmastanlage war stutzig geworden, weil so viele Tiere verendeten und hatte das zuständige Veterinäramt informiert. Das veranlasste eine Untersuchung beim nationalen Referenzlabor am Friedrich-Loeffler-Institut, das die hochpathogene Variante des Vogelgrippe-Virus bestätigte. 

Sperrbezirk im Radius von mindestens drei Kilometern

Inzwischen sind die Puten auf Anordnung des Veterinäramtes getötet worden. Dies geschieht nach Angaben des Ministeriums mit Gas. Die Kadaver werden dann in sogenannten Tierkörperbeseitigungsanlagen bei 133 Grad aufgelöst. Außerdem wurden ein Sperrbezirk im Radius von mindestens drei Kilometern und ein Beobachtungsgebiet im Radius von mindestens zehn Kilometern um den Ausbruchsbestand in der Uckermark eingerichtet. 

„Wie der Erreger trotz aller Vorsichtsmaßnahmen in den Betrieb gelangen konnte, wissen wir noch nicht“, sagte Brandenburgs Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher (Grüne): „Der erneute Fall zeigt aber deutlich: Die Seuchensituation ist weiterhin sehr angespannt“. Nonnemacher bat alle Geflügelhalter, weiterhin wachsam zu sein.

Nach Angaben von Experten ist die häufigste Ursache für den Ausbruch von Geflügelpest menschliches Fehlverhalten. So werde etwa Futter draußen gelagert, so dass Wildvögel, die das Virus übertragen könnten, angelockt würden. Ähnliches gelte für Strohballen, auf die Wildvogelkot falle und die dann in die Ställe gebracht würden. 

„Manchmal reicht es auch schon, dass in einer Pfütze auf dem Hof infizierter Kot ist“, sagt Elke Reinking: „Wenn da ein Radlader durch und hinterher in den Stall fährt, kann das die Seuche auslösen.“

„Das betrifft sowohl viele europäische Staaten"

Allerdings sei das Ausbruchsgeschehen im Land Brandenburg mit bislang sieben bestätigten Fällen bei Wildvögeln und drei in Nutztierbeständen noch vergleichsweise beherrschbar, meint die Sprecherin des Friedrich-Loeffler-Instituts. Insgesamt gibt es nämlich bislang in Deutschland mehr als 50 Fälle von Geflügelpest-Ausbrüchen in Nutztierbeständen – die meisten davon in Niedersachsen. 

Besonders betroffen seien die Landkreise Cloppenburg und Oldenburg, wo es viele Putenmastanlagen gebe. „Aber auch außerhalb von Deutschland sind in diesem Herbst und Winter sehr viele Ausbrüche zu verzeichnen“, sagt Elke Reinking: „Das betrifft sowohl viele europäische Staaten, aber auch Afrika. So sind in einem Naturschutzgebiet im westafrikanischen Senegal gerade sehr viele Pelikane von der Geflügelpest dahingerafft worden.“ 

Vogelgrippe-Virus mag keine warmen Temperaturen

Experten sprechen daher manchmal schon von einer Panzootie, die – ähnlich wie die Pandemie bei Menschen – die ganze Welt betrifft. Einig sind sich die meisten Experten aber auch darin, dass spätestens mit den wärmeren Temperaturen im kommenden Frühjahr eine Entspannung der Situation einhergehen wird. Das Vogelgrippe-Virus möge nämlich keine warmen Temperaturen und reagiere ausgesprochen empfindlich auf UV-Licht und Trockenheit. 

„Das besagen jedenfalls unsere Erfahrungen mit den Ausbrüchen in den vergangenen Jahren“, sagt Elke Reinking: „Trotzdem sollten alle Tierhalter – auch die Hobbyhalter – natürlich weiterhin besonders wachsam sein und auch dort, wo keine Stallpflicht gilt, entsprechende Schutzmaßnahmen treffen.“

Das empfiehlt auch Ministeriumssprecher Dominik Lenz. „Wenn schon unsere Hoffnung, dass wir von der Geflügelpest verschont bleiben, nicht in Erfüllung gegangen ist, so sollten wir wenigstens den Schaden in Grenzen halten“, sagt er. Abgesehen von den enormen wirtschaftlichen Verlusten, die durch die Tierseuchenkasse ersetzt würden, sei es für jeden Halter auch emotional belastend, seine Puten, Enten oder Gänse auf diese Weise zu verlieren.

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