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Der CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl in Brandenburg; Ingo Senftleben stellt sein ein 100-Tage-Programm vor.

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100-Tage Programm des CDU Spitzenkandidaten: Ingo Senftleben will 25 Millionen Bäume in Brandenburg pflanzen

Der CDU-Spitzenkandidat hat am Montag sein „100-Tage-Programm“ vorgestellt – für den Fall, dass er die Landtagswahl gewinnt. Er will grüne Akzente setzen.

Er gibt ein Versprechen ab, das ihn einholen kann. So war es etwa dem damaligen Brandenburger SPD-Regierungschef Matthias Platzeck ergangen, als der einst versprach, dass es bis 2009 keine weißen Flecken in den Breitbandnetzen des Landes mehr geben werde, was zehn Jahre später immer noch nicht geschafft ist.

Am Montag nun präsentierte Brandenburgs CDU-Chef Ingo Senftleben drei Wochen vor der Landtagswahl am 1. September in Potsdam sein 100-Tage-Sofortprogramm, das er umgehend anpacken will, sollte er Ministerpräsident werden. Und Senftleben erklärte: „Wir sagen zu: Wir werden bis Ende 2020 jedes Funkloch stopfen.“ Jedes. Das wären aktuell 23.237 Funklöcher, nach dem „Funklochmelder“ der Brandenburger CDU, der erfolgreichen Kampagne, die auch zur Vorbereitung des Wahlkampfes diente und weiter „fortgeführt“ wird. Auch das steht im 100-Tage-Programm.

Senftleben, der in den letzten Wochen das Land durchwanderte, zu Fuß, mit dem Rad, im Kanu, läutete nun die finale CDU-Wahlkampfphase ein, in der alles auf ihn zugeschnitten wird. Etwa mit einem Großplakat, das vor ihm kein CDU-Spitzenkandidat im Land gewagt hätte, weil ein Sturz der SPD-Amtsinhaber im ewigen SPD-Land lange aussichtslos erschien. Nun ziert sein Konterfei diese Botschaft: „Maurer. Brückenbauer. Ministerpräsident.“

Freilich, dafür müsste die CDU am 1. September stärkste Kraft werden, oder wenigstens zweitstärkste hinter der AfD, mit der niemand koalieren will. Auch Senftleben nicht. „Es gibt keine Regierungszusammenarbeit mit der AfD“, sagte er. Die Grünen nannte er ausdrücklich als Wunschpartner in einer Koalition. „Wir können uns gut vorstellen, in Brandenburg gemeinsam mit den Grünen eine Regierung zu bilden.“

Wahlkampf ohne Panik und Angst

Was den dritten im Bunde angeht, ohne den es allen Umfragen zufolge wohl nicht reichen würde, hielt sich Senftleben beide Möglichkeiten offen, ob er sich die SPD oder gar die Linke als Partner vorstellen kann. Wie seit Monaten schloss Senftleben auch ein Bündnis mit der Linkspartei nicht aus, bisher ein Tabu für die CDU.

Zuletzt lag jetzt die CDU in einer Forsa-Umfrage vom Wochenende hinter der AfD auf Platz zwei vor SPD und Grünen. Aber die Abstände sind so gering, dass sich die Reihenfolge schon bei der nächsten Umfrage wieder ändern kann. Man werde keinen Wahlkampf „mit Panik und Angst machen“, sondern setze auf eigene Inhalte, wolle Lust machen, das Land zu verbessern, sagte Senftleben, in Anspielung auf die SPD und deren aktuelle kurzfristige Anti-AfD-Reaktion (Siehe Kasten).

Im 100-Tage-Sofortprogramm kündigt Senftleben an, den gemeinsamen Landesentwicklungsplan mit Berlin kündigen und neu verhandeln zu wollen. Ganz oben steht aber die Bildung. Um dem Unterrichtsausfall zu begegnen, wolle man versuchen, Pädagogen im Ruhestand zu reaktivieren, erklärte er. Versprochen wird auch – für die Union eher ungewöhnlich – ein Starterpaket für jeden Erstklässler, „mit Ranzen, Fibel oder Federtasche“.

25 Millionen Bäume

Gleich an zweiter Stelle folgt eine Pflegeoffensive, auch wegen der immer teureren Pflegeplätze, ein drängendes Problem. „Wir wollen ein eigenes Landespflegegeld einführen“, sagte Senftleben. Und nach Bildung und Sozialem folgen grüne Signale: „Klimaschutz wird Chefsache, und wir erarbeiten ein eigenes Klimaschutzprogramm für unser Land“, heißt es.

Denn Brandenburg müsse „bei Umwelt- und Klimaschutz“ vorangehen. Da verspricht Senftleben, dass kurzfristig „mindestens 25 Millionen Bäume neu gepflanzt werden sollen“; dass Einweggeschirr aus Plastik bei Veranstaltungen des Landes, in öffentlichen Gebäuden und Schulen sowie auf öffentlichen Flächen „zur Müllvermeidung untersagt wird.“ Wenn Regierung und Behörden neue Dienstwagen anschaffen, solle die Flotte auf Elektroantrieb umgestellt werden. Und: „Der Zugang zu Dienstfahrrädern für Verwaltungsmitarbeiter wird erleichtert.“

Die Kennzeichnungspflicht für Polizisten will er wieder abschaffen

Die klassischen Law-and-Order-Themen, mit denen es die CDU früher versuchte, etwa unter dem damaligen Innenminister Jörg Schönbohm (CDU), kommen im Programm erst danach. Aber sie fehlen nicht, etwa „mehr Revierpolizisten und ein schärferes Polizeigesetz. Um überlange Verfahrenszeiten an Gerichten anzugehen, die für Brandenburg typisch sind, solle sofort die Zahl der Referendarstellen erhöht werden.

Die aktuelle Entlassung eines Drogendealers aus der Untersuchungshaft, nach Neonazis und einem Mörder, sei ein Beleg, wie nötig das sei, sagte er. „Wir reden hier von Sicherheitsrisiko unter Dietmar Woidke.“ Die Ankündigung, die von Rot-Rot eingeführten Kennzeichnungspflicht für Polizisten wieder abzuschaffen, begründete Senftleben so: „Ich bin als Regierungschef auch verantwortlich für den Schutz derer, die uns beschützen.“ Ganz so, als wäre er es schon.

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