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1. Mai in Berlin: Die Landsleute im Blick

Migrantenverbände werben bei Jugendlichen dafür, dass der 1. Mai im Kiez gewaltfrei verläuft.

Am Tag der Arbeit um 12 Uhr findet an der Ecke zwischen Oranienplatz und Dresdener Straße traditionell ein kleines Treffen statt: Der Leiter der Polizeidirektion 5, Bernhard Kufka, trifft sich im Kreuzberger Myfest-Getümmel mit Vorsitzenden von Migrantenverbänden und Moscheevereinen. Der verantwortliche Polizeiführer schüttelt Hände, fragt nach der Stimmung im Kiez und dankt für die Unterstützung der Minderheitensprecher beim Versuch, den traditionellen Randaletag möglichst ohne Randale über die Bühne zu bringen.

In den vergangenen Jahren mischten unzählige kurdisch-, türkisch- und arabischstämmige Kreuzberger Jugendliche mit, als Autonome aus ganz Deutschland zum Krawall anrückten. Gemeinsam setzten sie Autos in Brand und demolierten Geschäfte. Doch seit sechs Jahren versuchen Anwohner und Verbände, mit dem Fest im Migrantenviertel zur Deeskalation beizutragen. Und es gibt ein Treffen zwischen Migrantenvertretern, dem Innensenator und dem Bezirksbürgermeister. Der Türkische Bund Berlin-Brandenburg (TBB) und die Türkische Gemeinde zu Berlin (TGB) verbreiten die gemeinsam erarbeiteten Botschaften per Pressemitteilung: Zwar werde „die globale Krise die Migranten am meisten treffen“, heißt es darin. Doch darüber müsse friedlich diskutiert werden. Dieses Jahr soll nur über „positive Ereignisse in unserem Bezirk“ berichtet werden.

„Natürlich darf am Tag der Arbeit protestiert werden“, sagt Cumali Kangal von der TBB, schließlich hätten viele Jugendliche in Kreuzberg keinerlei Perspektive. „Aber nur ihm Rahmen der Rechtsordnung.“ Kangal und andere Migrantenvertreter wollen die Jugendlichen am Freitag davon abhalten, sich mit Gewalt auszutoben. Wie? „Wir werden vor Ort mit den Leuten reden“, sagt Kangal. Er werde ein Auge auf seine Landsleute haben. Auch Bekir Yilmaz vom TGB wird da sein. Der TGB habe alle 48 Mitgliedsvereine daran erinnert, bei den Mitgliedern für einen friedlichen 1. Mai zu werben. Und am vergangenen Freitag stand Yilmaz mit Gleichgesinnten vor der Moschee am Columbiadamm und verteilte Handzettel für Eltern, damit sie ihre Kinder gegen Gewalt erziehen. „Wir arbeiten schon das ganze Jahr über dafür, dass die Jugendlichen nicht gewalttätig werden“, sagt Yilmaz. Dieses Jahr erwarte er ein gemütliches Fest. 

Ferda Ataman

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