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Experte für Lemuren. Mario Perschke blühte in der Gemeinschaft von Tieren wie diesem Mohrenmaki auf. Menschen kommandierte er herum.

© Ronald Richter

Leben und Sterben eines Tierpflegers: Der Fluch des Fingertiers

Es war eine Sensation, als der Berliner Zoo vor zehn Jahren ein seltenes Fingertier erhielt. Beschafft hatte es einer, der hier als Tierpfleger vielen zu unbequem war. Mario Perschke, der auszog, bedrohte Tiere zu retten, und sich dabei verlor.

Mario Perschke schaut auf Berlin, das immer näher kommt. Wie eine glänzende Pfütze liegt der Müggelsee unter ihm, dahinter taucht der Fernsehturm auf, kaum größer als ein Nagel, der aus einem Brett ragt. Ein paar Reihen vor ihm sitzen Bundespräsident Horst Köhler und sein madagassischer Amtskollege Marc Ravalomanana. Im Gepäck haben sie eine zoologische Kostbarkeit, ein Aye-Aye, das sagenumwobene Fingertier.

Auf Madagaskar ranken sich unzählige Legenden um dieses nachtaktive Wesen, das wie eine Kreuzung aus Fledermaus, Hauskatze und Ratte aussieht. In einigen Dörfern gilt es als Glücksbringer. Wer im Wald übernachtet, dem kann es passieren, dass ihm das Fingertier in der Nacht ein Kissen aus Gras unter den Kopf legt – ein sicheres Zeichen für baldigen Reichtum. Es zu töten gilt als „fady“ – als absolutes Tabu. In anderen Dörfern wiederum verbinden die Bewohner mit seinem Erscheinen nahendes Unheil, weshalb man das Tier töten oder gleich die ganze Siedlung niederbrennen müsse. Andere wiederum glauben, dass derjenige, der ein Aye-Aye tötet oder nur berührt, bald sterben wird.

All diese Geschichten kennt Mario Perschke. Seit acht Jahren lebt er auf Madagaskar. Auch wenn das Fingertier offiziell ein Staatsgeschenk ist, so ist es ihm, einem einfachen Tierpfleger, zu verdanken, dass diese zoologische Sensation im April 2007 nach Berlin kommt. Für ihn ist diese Reise eine Heimkehr. Und es wird seine letzte sein. In einem Monat wird er tot sein, aber das ahnt zu diesem Zeitpunkt noch niemand. Außer ihm. Vielleicht.

VOM KINDERHEIM INS HAUS DER TIERE

Im Leben des Mario Perschke ist es stets um Grenzen gegangen – sowohl die äußeren als auch die selbst auferlegten. 1967 wird er im Osten des geteilten Berlins geboren. Während sein älterer Bruder bei der Großmutter aufwächst, verbringt er den Großteil seiner Kindheit in einem zweigeschossigen Haus mit großem Garten in der Treptower Königsheide, Südostallee 134. Hinter dem schwarzen schmiedeeisernen Eingangstor mit den beiden roten Eichhörnchen verbirgt sich das Kinderkombinat A. S. Makarenko. Mit 600 Kindern ist es das größte Kinderheim der DDR. Er erzählt später nicht viel aus dieser Zeit, nur dass es schlimm war, dass er ein Außenseiter war. Ein Sonderling, weil er sich – anders als die übrigen Jungen – nicht für Autos interessierte, sondern für Tiere.

Vor allem Affen haben es ihm angetan. Schon früh besucht er den Jugendclub des Berliner Tierparks. Dort fällt der hagere, blasse Junge mit seiner Leidenschaft schnell auf. Im Nachhinein wirkt es unvermeidlich, dass er dort Mitte der 80er Jahre eine Ausbildung zum Tierpfleger beginnt.

Ein viel versprechender Anfang? Die Reportage können Sie in voller Länge im Online-Kiosk Blendle lesen. Der Text erscheint am 20. Mai 2017 im Tagesspiegel-Samstagsmagazin Mehr Berlin.

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