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Lebensgroß: Ulf Eberspächer mit dem Kopf der Nike im Ausstellungsraum von "The Gate"

© Thilo Rückeis

Ausstellungskonzepte: Die Kunst, um die Ecken zu denken

Kreativdirektor Ulf Eberspächer von Triad Berlin entwickelt Ausstellungsprojekte in aller Welt.

Am Brandenburger Tor schlägt das touristische Herz von Berlin. Tausende Besucher aus aller Welt ziehen täglich über den Pariser Platz. Wer zufällig hier durchläuft, landet auf dem Hintergrund von ungezählten  Fotos, die mit Kamera oder Handy geschossen werden. Zwischen Starbucks und Französischer Botschaft liegt der Eingang zu "The Gate", dem Brandenburger Tor Museum, das von der Agentur Triad Berlin betrieben wird.

Im kleinen Café im Eingangsbereich sitzt Ulf Eberspächer, der Kreativdirektor des Charlottenburger Unternehmens, das weltweit Konzepte für Messen und Ausstellungen entwirft und umsetzt. Er entwickelte die Dramaturgie fürs Museum: "Zuerst haben wir bei jedem neuen Projekt die Räume und das Thema, mit dem wir den Ort bespielen wollen – und natürlich die Intention, was wir den Besuchern erzählen und vor allem welche Emotionen wir wecken wollen", beschreibt Eberspächer seine Herangehensweise. Bei der Konzeption für "The Gate" ging es darum, das Brandenburger Tor als Ausgangspunkt zu benutzen, um rund 300 Jahre der deutschen Geschichte zu erzählen.

Geschichte mit allen Sinnen

Zehn Monate arbeitete ein Triad-Team aus Designern, Technikern, Mediengestaltern und Computerspezialisten an der Umsetzung der Multimediashow, die im Showroom von eine Treppe tiefer zu bestaunen ist. An drei Seiten des Raums bilden 87 hochauflösende Hightech-Bildschirme eine riesige Leinwand, 270 Grad Rundumsicht, 38-Kanal-Dolby-Surround-Sound sorgen für eine beeindruckende Geschichtstour aus Bild, Film und Ton. Im Mittelpunkt der 20-minütigen Show steht immer das Brandenburger Tor, eine sonore Männerstimme erzählt, wie an der Zollstation der preußischen Hauptstadt das Symbol für die heutige Bundesrepublik entstand, von Industrialisierung, Revolutionen und Kriegen, von Kaiserreich, Weimarer Republik und Nationalsozialismus, von Teilung und Mauerfall. Die Zuschauer erfahren mit allen Sinnen die kompakte deutsche Geschichte, inklusive englischen Untertiteln, notwendigem Pathos und der Fußballweltmeisterschaftsparty 2014.

Ulf Eberspächer selbst ist nach der Show sichtlich beeindruckt: "Das zu sehen nimmt mich immer wieder mit. Ich empfinde es als großes Glück, heute zu leben, in einem Land, in dem wir von Kriegen und Hungersnöten verschont sind." Er führt durch den Nebenraum, wo die Geschichte des Brandenburger Tors noch einmal auf Fotos und Zeit­tafeln zu betrachten ist, mittendrin in Originalgröße der nachgebaute Kopf der Nike, der Siegesgöttin auf der Quadriga. "Wenn die Besucher nach der Ausstellung den Pariser Platz betreten, sehen sie das Tor und den Ort mit ganz anderen Augen", sagt Eberspächer. "Explore – Play – Transform", so lautet das Vorgehensprinzip für alle Projekte, die Eberspächer für Triad umgesetzt hat. "Explore" steht für die Analyse, "Play" für die Entwicklung der Ideen, die dann im "Transform"-Prozess praktisch umgesetzt werden. Ausstellungsdesign sei eine komplexe Kunst, sagt Eberspächer: "Man muss, gleich von Beginn an, um mehrere Ecken denken: Welche Erwartungen haben Kunden oder Besucher? Kann ich diese Erwartungen auch enttäuschen und zugleich positiv überraschen?"

Selbstgebastelte Bälle aus Recycling-Material im Fifa World Fußballmuseum.
Selbstgebastelte Bälle aus Recycling-Material im Fifa World Fußballmuseum.

© Triad Berlin/ Promo

Im 2016 eröffneten Fifa World Fußballmuseum in Zürich hat er diesen Ansatz sichtbar umgesetzt:  Zuerst sehen die Besucher nicht goldene Trophäen oder große Fußballstars, sondern werden von weltweiten Szenen mit fußballbegeisterten Menschen begrüßt, die mit oft selbst gebastelten Bällen Spaß beim Spielen haben. Die ausgestellten Trikots der Fifa-Länder sind nicht nach Rangliste, sondern nach den Farben des Regenbogens geordnet. "Es geht um die Faszination, die dieser Sport weltweit auslöst", sagt Eberspächer: "Wenn es uns gelingt, die Menschen zu beeindrucken, ihnen ein Gefühl für das Objekt der Ausstellung zu vermitteln, dann haben wir unseren Job gut gemacht."

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