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Beschwingt in den Abend starten - Berlin entdeckt den Aperitivo

© promo/ Aperitivo a Berlino

Aperitivo in Berlin: Die schönste Zeit des Tages

Von den Italienern lernen, heißt beschwingter in den Abend starten - zwölf Orte für die ersten Drinks und Häppchen des Tages.

Von Kai Röger

Bar Milano
Der klassische Ort für einen Aperitivo in Berlin ist, naturalmente, die Bar Milano in der Brunnenstraße. Hier wird er so zelebriert wie damals in den 70er Jahren, als er in Mailand erfunden wurde. Den Negroni und Spritz gibt’s in vier verschiedenen Varianten, dazu ein paar Cocktails und eine Handvoll offene Weine aus Italien. Zu jedem Glas bekommt man einen Teller mit charmanten Kleinigkeiten. Auf der Theke steht eine imposante Schneidemaschine, mit der der Aufschnitt fein gehobelt wird. Ansonsten ist das Angebot kalt, aber klassisch: Carpaccio, Caprese, Bruschetta, Bresaola, Burrata. Perfekt für ein paar schöne italienische Stunden.
Mitte, Brunnenstr. 11, täglich ab 18 Uhr

Ein Klassiker der Berliner Aperitivo-Kultur: Bar Milano
Ein Klassiker der Berliner Aperitivo-Kultur: Bar Milano

© promo/ Bar Milano

Café Bravo
Ein ziemlich heißer Kandidat für den schönsten Aperitivo-Ort dieses Sommers ist das Café Bravo in den Höfen der „Kunst-Werke“. Denn der verglaste DanGraham-Pavillon liegt inmitten eines üppigen grünen Dschungels, in dem sich Gartenmöbel-Gourmets an den petrolgrünen Tischen des dänischen Herstellers „Hay“ erfreuen dürfen. Aperitivo gibt’s hier immer freitags. Das Konzept: Die Snacks stellt das Team von Mark Andre Pennock, der das Café noch bis inklusive Juli kulinarisch und gelegentlich auch kulturell mit Leben füllt. Die Wurst kommt von „Kumpel & Keule“ und „Vom Einfachen das Gute“, Käse von „Alte Milch“. Die Weine liefern Weinhändler im Wechsel. Zum nächsten Termin, am 28. Juni, bringt der Natur-Experte Olaf Schindler ein paar Flaschen aus dem aufstrebenden Weinland Georgien mit.
Mitte, Auguststr. 69, freitags ab 19 Uhr

Ein paar Häppchen gehören unbedingt zum Aperitivo
Ein paar Häppchen gehören unbedingt zum Aperitivo

© promo/ Café Bravo

Bar Freundschaft
Versteht man den Aperitivo mehr als soziale Praxis und nicht als spätnachmittagliche Pflicht zum Aperol Spritz, dann ist die Bar Freundschaft auch in diesem Zusammenhang ein unbedingt empfehlenswerter Ort. „Eigentlich sind wir eine After-work-Bar“, sagt Chef-Charismatiker Willi Schlögel, der mit Johannes Schellhorn über die Weine wacht. Und tatsächlich ist hier nach Büroschluss eine Menge los auf der Terrasse zwischen preußischem Glanz (die frisch renovierte Stabi) und Berliner Gegenwart (Baustelle vis-à-vis). Die Weinkarte ist selbstredend von Frankreich über Österreich bis „osblockig“ gut sortiert und Stefanie La zaubert dazu kleine Gerichte, die bisweilen so raffiniert sind, dass man sich fast schämt, sie Barfood zu nennen. Ihr Bao Bun mit krossem Schweinebauch und Rotkohl ist ein perfekter Begleiter zum gereiften Riesling mit Restsüße. Die Austern mit Wassermelone und Tomate so überraschend wie erfrischend.
Mitte, Mittelstr. 1, Di–Sa ab 18 Uhr

Ausgefeilte kleine Gerichte und österreichische Trinkkultur in der Bar Freundschaft
Ausgefeilte kleine Gerichte und österreichische Trinkkultur in der Bar Freundschaft

© promo/ Freundschaft

Aperitivo a Berlino
Ein vorabendlicher Wanderzirkus ist die Reihe Aperitivo a Berlino. An immer neuen Orten wird hier die „#deutschevita“ zelebriert, wie die Macher kokett hashtaggen. Was kann man erwarten? Gute Drinks, italienisches Fingerfood und ungewöhnliche Orte. Dazu ein feierlauniger Anhang, der das Leben von seiner schönsten Seite erleben möchte. Der nächste Termin ist am 22. Juni ab 16 Uhr in dem schönen Hof der neu eröffneten „Berta Bar“ in Mitte. Weitere Termine findet man auf der Homepage "aperitivo-originale.com", dort kann man sich auch für den Newsletter anmelden.
Mitte, Schönhauser Allee 187, ab 16 Uhr

Geselliger Wanderzirkus, bei dem man über den Newsletter den nächsten Ort erfährt: Aperitivo a Berlino
Geselliger Wanderzirkus, bei dem man über den Newsletter den nächsten Ort erfährt: Aperitivo a Berlino

© promo/ Aperitivo a Berlino

Bar Gallina
Die charmant-schummrige Bar mit hübschen Fliesen, unverputzten Wänden und der immer irgendwie psychedelisch blubbernden Musik ist längst eine Institution in Kreuzberg. Und eine Hochburg des gepflegten Aperitivo. Wurst und Käse kommen aus Venetien, Apulien and Kampanien. Die Antipasti sind hausgemacht und aus regionalen Zutaten hergestellt, viele der Weine direkt importiert aus Italien von kleinen, handwerklich arbeitenden Winzern. Das alles schmeckt auf der netten Terrasse. Alles voll? Noch mehr Hunger? Der „Goldene Hahn“ nebenan ist von denselben Betreibern und steht der Bar Gallina in puncto Charme und Qualität in nichts nach. Signature Dish hier: das Schwertfisch-Carpaccio.
Kreuzberg, Pücklerstr. 20, tägl. ab 18 Uhr

Orlando
Zu einem Aperitivo gehört in vielen Bars in Italien ein Buffet, und das sehen sie auch im charmanten Orlando in Prenzlauer Berg so. Hier stapeln sich jeden Donnerstag die Focacce, Arancini, die gefüllten und frittierten Reisbällchen, Salate und Pasta auf dem Tresen. Und immer werden neue Speisen in großen Schalen aufgetragen. Der wenige Platz, der noch frei ist, dient dem DJ. Der stellt hier nämlich auch donnerstags seine Plattenspieler auf, weil ein guter Aperitivo ist schon eine halbe Party. Neben ein paar Apero-Klassikern hat das „Orlando“ eine große Auswahl an sizilianischen Weinen, die allesamt offen ausgeschenkt werden. Noch ein Grund, auf der schönen Terrasse länger die Italianità zu genießen.
Prenzlauer Berg, Rhinower Str. 10, Do ab 17 Uhr

Gute gemischte Cocktails und Musik vom Plattenspieler: Orlando
Gute gemischte Cocktails und Musik vom Plattenspieler: Orlando

© promo/Orlando

Alto Adige
Südtirol hat es gut: Das Land ist schön, die Wirtschaft brummt und kulinarisch vereinen sich hier ganz friedlich Österreich und Italien. Konkret für die Vitrine der Weinbar Alto Adige am Stuttgarter Platz heißt das: Es gibt Käse aus dem Pustertal, Speck, Kaminwurzen und Schüttelbrot. Aus der Küche kommen der Apfelstrudel aus Mürbteig, Knödel mit Parmesan und Krautsalat sowie viele Tramezzini. All das ist vor allem eins: eine Begleitung zum Trinken. Neben den klassischen Aperitifs bieten Werner Frisch und Mona Dressler eine große Auswahl direkt importierter Weine aus Südtirol, von denen sie viele offen ausschenken. Jeden Freitag ab 17 Uhr gibt es einen „Aperitivo lungo“ – also mit Buffet.
Charlottenburg, Windscheidstr. 22, Di–Fr ab 16, Sa, So ab 17 Uhr

CinemAperitivo
Mögen andere im Kino Popcorn knabbern – hier im Babylon in Mitte feiert man sonntags immer einen ganz besonderen Aperitivo. Erst wird ein italienischer Film gezeigt, meist ein Klassiker, manchmal auch ein aktuelles Werk, und zwar im Original (aber mit Untertiteln). Am 16. Juni etwa steht „Liebe 1962“ von Michelangelo Antonioni mit Alain Delon und Monica Vitti auf dem Programm. Anschließend wird bei einem Glas Spritz und italienischem Fingerfood im Foyer diskutiert, etwa ob Vittoria nicht lieber doch bei Riccardo geblieben wäre, statt sich mit dem eiskalten Börsenmakler Piero einzulassen. Große Fragen zu kleinen Gaumenfreuden. 9 Euro kostet das kulinarisch-kulturelle Komplettpaket.
Mitte, Rosa-Luxemburg-Str. 30, sonntags ab 16 Uhr

La Premiata Ditta
Die Idee des Aperitivo ist es, Leute schon vor dem eigentlichen Abendessen in eine beschwingte Feierabendstimmung zu versetzen. Das funktioniert besser, wenn es kleine Häppchen zu Wein und Spritz gibt. Der kleine, rein italienische Laden am Fuße des Weinbergswegs hat das verstanden, auch, dass dazu eine gewisse Großzügigkeit gehört: Zum Aperitivo gibt es ein kleines, kostenloses Buffet zum Selbstbedienen mit Kichererbsen- und Brotsalat oder Focaccia. Dazu einfache, aber gute Weine, die offen ausgeschenkt werden. In der zweiten Dependance des „preisgekrönten Betriebs“ (Kopenhagener Straße 12 a, Prenzlauer Berg) geht es weniger beschwingt zu, dafür ist das Speisenangebot ausgefeilter.
Mitte, Weinbergsweg 4, Mo–Fr ab 17 Uhr, Sa+So ab 13 Uhr

Kostenloses Aperitivo-Buffet im La Premiata Ditta
Kostenloses Aperitivo-Buffet im La Premiata Ditta

© Kai Röger

Mozzarella Bar
Die „Bottega“ gehört zu einem der besseren italienischen Restaurants Berlins, dem unweit entfernten „Al Contadino Sotto Le Stelle“. Hier wie dort pflegt man die eigenen kulinarischen Wurzeln mit ausgesuchten Produkten vorwiegend aus der Basilicata. Der namensgebende Mozzarella steht in allerlei Varianten auf der Karte, es gibt aber noch eine reiche Auswahl an kalten und warmen Snacks. Der Aperitivo wird nicht explizit ausgerufen, der Standort an der Ecke direkt gegenüber dem kleinen Park lädt einfach dazu ein, sich hier auf ein entspanntes Glas nach dem Feierabend zu treffen. Vorteil hier ist das exzellente Weinangebot, vieles daraus wird glasweise ausgeschenkt und kann auch flaschenweise mit nach Hause genommen werden.
Mitte, Auguststr. 34, Mo–Sa ab 12 Uhr

Beste italienische Feinkost und gut sortierte Weinauswahl: Mozzarella Bar
Beste italienische Feinkost und gut sortierte Weinauswahl: Mozzarella Bar

© Kai Röger

Lokal
Noch ein Ausreißer in dieser sonst italienisch geprägten Liste, aber er darf nicht fehlen: Die Küche ist im weitesten Sinne deutsch ausgerichtet, verwendet sie doch getreu dem Konzept vorwiegend „lokale“ Produkte. Abends ist es schwer, hier spontan einen Platz zu bekommen, aber zum – kein Schreibfehler – apéritif trifft man sich am Tresen oder steht vor dem Restaurant, man trinkt sehr gute Weine und Champagner, genießt die Käseauswahl und sagt „Uhlala“ statt „Ciao ragazzi“. Eine etwas andere Art der vinophil-gepflegten Geselligkeit vor Sonnenuntergang, die hier nahtlos in den Restaurantbetrieb übergeht.
Mitte, Linienstr. 160, tägl. ab 17 Uhr

Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

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