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Gesundheit: Alte Hasen und junges Gemüse

Nach amerikanischem Vorbild werden auch an Berliner Universitäten Ehemaligen-Clubs gegründetVON KLAUS MARTIN HÖFERSie treffen sich zu Stammtischen und Tagungen, telefonieren aber auch miteinander, wenn es in ihren Unternehmen um die Besetzung freigewordener Stellen und um die Lösung fachlicher Probleme geht.Sie haben eines gemeinsam: Studium und Examen an derselben Universität.

Nach amerikanischem Vorbild werden auch an Berliner Universitäten Ehemaligen-Clubs gegründetVON KLAUS MARTIN HÖFERSie treffen sich zu Stammtischen und Tagungen, telefonieren aber auch miteinander, wenn es in ihren Unternehmen um die Besetzung freigewordener Stellen und um die Lösung fachlicher Probleme geht.Sie haben eines gemeinsam: Studium und Examen an derselben Universität.Was in den Vereinigten Staaten seit 200 Jahren gang und gäbe ist, kommt langsam auch bei uns in Mode: Absolventenvereinigungen oder, nach dem amerikanischen Vorbild, Alumni-Clubs genannt. Den Vorreiter spielten in Deutschland die Ehemaligen der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten, die in den vergangenen Jahren ungefähr 40 Absolventenvereinigungen gründeten, beispielsweise auch an der Freien Universität, der Humboldt-Universität und der Fachhochschule für Wirtschaft.Sie bieten dabei frisch Examinierten gute Gründe für die Mitgliedschaft, ist eines ihrer Ziele doch, Neueinsteiger mit alten Hasen in Verbindung zu bringen. "Wir wollen in der Such- und Rüttelphase des Berufsanfangs Orientierung geben", nennt Michael Tolksdorf, Professor an der Fachhochschule für Wirtschaft und Vorsitzender des dortigen Alumni-Clubs "Kontakte", eine Aufgabe des Vereins.Mittlerweile sind auch einige Universitätsleitungen auf den Zug der Alumni-Club-Gründungen aufgesprungen, eifern auch andere Fachbereiche dem Vorbild der Wirtschaftswissenschaftler nach - beispielsweise die Nordamerikanisten des Kennedy-Institutes der Freien Universität Berlin. "Wir wollten diese furchtbare Situation an deutschen Hochschulen aufheben, daß Absolventen ihre Urkunde in der Regel ohne jeden zeremoniellen Rahmen überreicht bekommen und dann ins Leben entlassen werden, ohne ihre Hochschule je wieder zu sehen", sagt Amerikanistik-Professor Winfried Fluck, Geschäftsführer des Instituts und gleichzeitig Vorsitzender der Alumni-Vereinigung. Allerdings: Selbst an einem Institut, an dem der Blick über den großen Teich zu den Vorbildern an amerikanischen Universitäten eigentlich zum Tagesgeschäft gehört, sah bislang keiner die Notwendigkeit für einen Alumni-Club - zumindest haperte es an der Umsetzung.Professor Winfried Fluck: "Wir haben in Deutschland lange Zeit an den Universitäten eine Kultur gehabt, in der wir eigentlich die Lösungen vom Staat erwartet haben." In Zeiten zunehmender Profilierung und Imagepflege besinnen sich nun Hochschulen und ihre Institute auf ihre einstigen Studenten, wobei die Freie Universität damit durchaus den direkten Anspruch der Spendeneinwerbung verknüpft.Im Rahmen ihres 50jährigen Jubiläums sucht das Außenamt der Uni nach Ehemaligen, die sie am liebsten sofort zu zahlenden Mitgliedern ihres Vereins der Freunde und Förderer machen möchte. Andere Unis versuchen sich erst einmal mit der Profilbildung ihres Alumni-Clubs."Wir wollen nicht sofort ans Portefeuille der Absolventen." Kristina Zerges, Sprecherin der Technischen Universität Berlin, rückt die Bitte um finanzielle Unterstützung erst einmal in weite Ferne.An der TU Berlin ist der hochschulweite Absolventenverein direkt in der Pressestelle angesiedelt - aus gutem Grund, wird doch ein Alumni-Club als Bestandteil umfassender Öffentlichkeitsarbeit gesehen.TU-Sprecherin Zerges setzt große Hoffnungen auf die Clubs: "Wir profitieren von den Erfahrungen der Absolventen, wir profitieren davon, daß sie vielleicht gut über ihre Universität berichten, daß sie imagebildend für die Universität sind." Allerdings soll den Alumni auch etwas geboten werden: Weiterbildungen und Schulungen.Als "Dachverband" der TU-Alumni-Clubs wolle man überwiegend Organisation und Verwaltung übernehmen, fachliche Inhalte müßten aus den jeweiligen Fachbereichen kommen.Möglicher Hintergedanke: Mit Weiterbildungskursen gerade für Manager und gut verdienende Ingenieure könnte sich die Hochschule eine zusätzliche Einnahmequelle erschließen.Kristina Zerges nennt noch ein weiteres Ziel: "Im Laufe der Zeit soll ein umfangreiches Netzwerk der Absolventen entstehen." Ähnlich denkt man auch an der Humboldt-Universität.Rund 2000 Fragebögen wurden an Abschlußsemester verschickt, um den Dienstleistungsbedarf bei den "Ehemaligen" zu ermitteln."Wir wollten beispielsweise wissen, ob sie an laufenden Informationen über Forschungsvorhaben oder an einem Newsletter interessiert sind und ob sie die Bibliothek weiterhin nutzen wollen", erläutert Ines Bartsch von der HU-Pressestelle.Das Fernziel ist auch dort: Imagewerbung und finanzielle Unterstützung.

KLAUS MARTIN HÖFER

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