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Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD).

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Political Animal: Mann, Frau, Geld

Manuela Schwesigs Gesetz zur Gleichheit beim Entgelt birgt Zündstoff. Je nach Berechnung ergeben sich unterschiedliche Zahlen beim Ausmaß der Ungleichheit.

Es gibt Themen, da weiß man beim bloßen Draufschauen, dass in ihnen politischer Zündstoff liegt. Und damit sind angesichts der aus den Fugen geratenen Zeiten einmal nicht Islamismus oder anderer Extremismus gemeint. Nein, es geht um Innenpolitisches. Und in dem Bereich gibt es kaum ein spannenderes Thema für die Zukunft als: Entgeltgleichheit.

Jüngst war wissenschaftlich grundiert zu lesen, dass zwischen Männern und Frauen beim Entgelt immer noch eine Lücke von 21 Prozent klaffe, bezogen auf die Grundgesamtheit, also auf alle. Eine andere Erhebung verglich Frauen und Männer in gleichen Positionen, und da war der Unterschied immer noch deutlich, aber deutlich geringer: 5,5 Prozent.

Viel zu wenig für die Frauen, sagt die für Frauen zuständige Bundesministerin Manuela Schwesig und will deshalb den Mangel mit einem Gesetz beheben. Viel zu viel an Aktionismus, sagen dagegen Organisationen der Wirtschaft. Fast unnötig zu erwähnen, dass gerade die immer noch weitgehend männerdominiert sind. Wie der Wirtschaftsrat der CDU, der fordert, dass die Union beim Entgeltgleichheitsgesetz „nicht klein beigeben“ dürfe. Einmal wegen des geplanten Rechtsanspruchs, dass jeder Mitarbeiter den Durchschnittslohn von fünf Kollegen erfahren darf und dies auch schon für Unternehmen mit 200 Mitarbeitern gelten soll. Das sei vom Aufwand her nicht zumutbar, meint der Wirtschaftsrat.

Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Aber Generalsekretär Wolfgang Steiger bezeichnet die Lohnungleichheit sowieso als einen „Mythos“. „Es herrscht in Deutschland bereits weitestgehend Entgeltgleichheit. Der allergrößte Teil der ‚Entgeltlücke‘ beruht auf Faktoren wie Ausbildung – Männer haben oft höhere und Mint-Abschlüsse (in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) –, Berufswahl und der Dauer der familienbedingten Erwerbsunterbrechung. Rechnet man diese Faktoren heraus, schrumpft die Entgeltlücke zwischen Männern und Frauen auf nur noch zwei Prozent.“

Allgemein konsensfähig wird da wohl nur diese Forderung: dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nachhaltig verbessert wird, damit Frauen ihre Karriere nicht unterbrechen müssen. In vielen Städten und Gemeinden ist die Infrastruktur der Betreuung weiter unzureichend. In Ostdeutschland werden rund 65 Prozent der Kinder unter drei Jahren in Tageseinrichtungen betreut, im Westen dagegen nur 27 Prozent. Und nur etwa 30 Prozent der Schüler besuchen eine Ganztagsschule, obwohl 70 Prozent der Eltern sich das wünschen.

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