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Kimberly Emerson: Eine Frau mit Botschaft.

© Thilo Rückeis

Ehefrau von US-Botschafter: Wie Kimberly Emerson in Berlin für ihr Amerika wirbt

Ihr inoffizieller Titel lautet „Ambassadorable“: Kimberly Emerson ist die Ehefrau des US-Botschafters in Berlin. Doch viele sind der Meinung, dass sie auch selbst Botschafterin sein könnte.

In schwierigen Zeiten schadet es nicht, neben dem offiziellen Botschafter noch einen inoffiziellen im Land zu haben. US-Botschafter John Emerson und seine Frau Kimberly verwirklichen das einstige Motto der Clintons „Get two for the price of one“ so wie das einstige „first couple“. Zwei Botschafter zum Preis von einem, und für den inoffiziellen Part gibt es sogar einen Titel. Da war Hillary Clinton selbst verblüfft, als sie den kürzlich bei einem Empfang in Berlin kennenlernte. Den Ausdruck „Ambassadorable“ hatte sie nie gehört, obwohl sie als US-Außenministerin mehr gereist ist als jeder ihrer Vorgänger.

Mit dem Wortspiel aus „Botschafter“ und „verehrungswürdig“ führt Emerson gern seine Frau ein, bevor sie eine Rede hält. Das tut sie öfter, vor allem wenn sie ein Ereignis selbst organisiert hat wie kürzlich einen Auftritt des Los Angeles Children’s Chorus in Berlin. Viele sind der Meinung, dass sie auch selbst Botschafterin sein könnte. Spricht man das aus, wehrt sie den Gedanken freilich ab: „Ich bin überzeugt, dass er genau der Richtige ist.“

In Zeiten, in denen das Freihandelsabkommen verhandelt wird, stimmt das wohl. John Emerson ist Wirtschaftsexperte und hat in der Clinton-Regierung gearbeitet, wo er seine Frau kennengelernt hat. Aber wenn mal eine Präsidentin an der Spitze der USA steht, könnte sie zu dem Schluss kommen, dass Kimberly Marteau Emerson auch eine gute Botschafterin wäre.

Emerson folgt Clintons Ruf nach Washington

Aufgewachsen in Kalifornien, studierte sie erst dort Jura, dann in Frankreich. Ursprünglich wollte sie Schauspielerin werden, ihre Mutter war Balletttänzerin. Kleine Rollen hatte sie schon während der College-Zeit. Als sie aus Frankreich zurückkam, fand sie die Aussichten vor der Kamera aber zu schlecht. Es gab auch Alternativen. Schon früh wirkte sie in politischen Kampagnen mit, etwa 1988 für den demokratischen Kandidaten Michael Dukakis. Später arbeitete sie in einer Anwaltskanzlei in Los Angeles, dann zog es sie zurück zum Film, sie begann, eine Produktionsfirma aufzubauen.

Als Bill Clinton an die Regierung kam, folgte sie dem Ruf nach Washington. Sie wurde leitende Angestellte bei der US Information Agency, die die Öffentlichkeitsarbeit für die Regierung machte. Unter anderem organisierte sie lokale Kampagnen, um politische Ziele durchzusetzen, wie die Entsendung von Truppen nach Bosnien. Außerdem begleitete sie den Präsidenten auf Auslandsreisen.

Nachdem ihre Zwillinge zur Welt gekommen waren, unterbrach sie ihre Karriere. Unmöglich, mit drei kleinen Kindern zu Hause in diesem Tempo weiterzuarbeiten. Sie ist stolz auf ihre älteste Tochter, die Schauspielerin wurde und in „Die Tribute von Panem“ mitgespielt hat. Die 17-jährigen Zwillinge sind talentierte Fußballspielerinnen und gute Sängerinnen. Gerade schreiben sie an einem Musical.

Engagement für Start-up-Unternehmerinnen

Als die Familie vor einem Jahr in Berlin eintraf, war die Ausgangslage, Leute kennenzulernen, so schlecht wie bei keiner Botschafterfamilie zuvor. Wikileaks hing noch in der Luft, das NSA-Gewitter braute sich zusammen. Aber Kimberly Emerson erfuhr bald, dass die Berliner durchaus in der Lage sind, zwischen Persönlichem und Politischem zu unterscheiden.

Mit großer Begeisterung engagiert sie sich für junge Start-up-Unternehmerinnen, hilft ihnen beim Netzwerken und vermittelt erste Geschäftschancen. Kimberly Emerson ist eine Frau mit vielen Interessen und weit gefächertem sozialen Engagement. Zu Hause in Los Angeles arbeitete sie viel für Human Rights Watch, gab Dinners und finanzielle Unterstützung. In ihrer neuen Rolle muss sie sich da sehr zurückhalten, wenngleich sie privat freundschaftliche Kontakte pflegt.

Ein weiteres Herzensthema ist die Verbesserung der Situation von Pflegekindern. Die Zahlen kann sie auswendig. Geschätzt 70 bis 80 Prozent der Gefängnisinsassen kommen aus diesem Kreis, 50 Prozent der Obdachlosen. „Die Herausforderung besteht darin, sie ins College zu bringen“, sagt sie. Daran arbeitet sie.

Dieser Text erschien in der "Agenda" vom 26. August 2014 - einer neuen Publikation des Tagesspiegels, die jeden Dienstag erscheint. Die aktuelle Ausgabe können Sie jeweils bereits am Montagabend im E-Paper des Tagesspiegels lesen. Ein Abonnement des Tagesspiegels können Sie hier bestellen:

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