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Klima und Verkehr

E-Autos oder alternative Fuels?

Das Erreichen der Klimaziele im Straßenverkehr ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Die E-Mobilität ist dabei ein Baustein für mehr Klimaschutz. Doch auch alternative Fuels können einen wichtigen Beitrag leisten.


 

Mehr E-Mobilität ist richtig und wichtig. Ihr Ausbau allein dürfte aber nicht ausreichen. So ist derzeit unklar, ob künftig genügend erneuerbarer Strom bedarfsgerecht zur Verfügung stehen wird. Heute macht er nur rund zehn Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs in Deutschland aus. Selbst bei ehrgeizigem Ausbau und einer Steigerung der Effizienz droht eine Lücke bei erneuerbarer Energie. Hier können Importe alternativer Fuels einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten. Denn auch wenn bis 2030 rund 14 Millionen E-Autos in Form batterieelektrischer Fahrzeuge und Plug-In-Hybriden auf unseren Straßen unterwegs sind, werden wohl noch mehr als 30 Millionen Pkw mit konventionellem Antrieb fahren. Auch für diese Fahrzeuge benötigen wir Optionen zur Senkung der Treibhausgasemissionen. Insofern sind mehr E-Autos und alternative Fuels keine Gegensätze. Wir brauchen beides!

Alternative Clean Fuels
Herstellung und Nutzung alternativer Kraftstoffe beruhen auf geschlossenen Kohlenstoffkreisläufen. Bereits heute werden sie als Beimischung zu fossilem Benzin und Diesel eingesetzt. Künftig geht es darum, Art und Zahl der regenerativen Quellen zu erweitern, etwa durch fortschriftliche Biokraftstoffe aus Rest- und Abfallstoffen, die eine Konkurrenz mit dem Nahrungsmittelanbau vermeiden. Aufgrund des absehbar großen Bedarfs werden mittel- bis langfristig auch synthetische E-Fuels auf Basis von grünem Wasserstoff benötigt, der mit Ökostrom erzeugt wird. Ein rascher Markthochlauf alternativer Fuels ist allein schon deshalb sinnvoll, weil solche Kraftstoffe im Schwerlast-, im Flug- und im Schiffsverkehr auf jeden Fall erforderlich sind. Damit sie einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz leisten können, brauchen wir eine Produktion im industriellen Maßstab. So lassen sich schnell Skalierungseffekte zu erzielen und Kosten senken. Die Einschränkung auf bestimmte Anwendungsbereiche wäre daher kontraproduktiv.

Adrian Willig, en2x – Wirtschaftsverband Fuels und Energie e.V. Der Wirtschaftsverband Fuels und Energie e. V. (en2x) arbeitet gemeinsam mit seinen Mitgliedsunternehmen aus der derzeitigen Mineralölwirtschaft auf das Erreichen der Pariser Klimaziele hin. Die Mitgliedsunternehmen sichern einen Großteil der heutigen Energieversorgung Deutschlands für Mobilität und Wärme und liefern erhebliche Mengen an chemischen Grundprodukten. Für eine treibhausgasneutrale Zukunft ist jetzt ein umfassender Transformationsprozess notwendig. Mit einer Vielfalt an erneuerbaren Energien, alternativen Fuels und Rohstoffen, Technologien und Innovationen kann die Branche wesentliche Schlüsselbeiträge für diesen Wandel liefern. Im offenen Dialog mit anderen an der Energiewende Beteiligten will en2x diesen Prozess begleiten, vorantreiben und mitgestalten. en2x.de


Deutschland bleibt auf Energieimporte angewiesen
Hierzulande sind die Flächen für die Erzeugung erneuerbaren Stroms eher begrenzt und der Energiebedarf hoch. Deutschland wird daher auch in Zukunft auf Energieimporte angewiesen sein. Das haben gerade erst die neuen Energiestudien der dena und des BDI bestätigt. Alternative Fuels bieten hier eine Möglichkeit, erneuerbare Energie aus Ländern einzuführen, in denen sich diese deutlich leichter als hierzulande gewinnen lässt. Ziel ist ein globaler Power-to-X-Markt, der eine ökonomische Win-win-Situation schaffen und den Klimaschutz international voranbringen könnte. Während die Herausbildung eines solchen globalen Marktes und die entsprechende Verfügbarkeit von synthetischen Kraftstoffen noch Zeit benötigen, sind fortschrittliche Biofuels bereits heute eine Lösung, um flüssige Energie zunehmend CO2-neutral einsetzen zu können. Jüngste europäische Studien untermauern, dass biogene Kraftstoffe auf Abfall- und Reststoffbasis ohne Beeinträchtigung der Biodiversität oder Verdrängungseffekte in der Landnutzung eine wichtige Rolle bei der Dekarbonisierung des EU-Verkehrs spielen könnten.

Verlässliche Rahmenbedingungen sind nötig
Umso wichtiger sind geeignete Rahmenbedingungen, um den Markthochlauf und eine relevante Nachfrage nach solch klimaschonenden Produkten zu forcieren – sowohl für solche aus inländischer Herstellung wie auch für Importe. Ein wichtiger Hebel könnte zum Beispiel eine Umgestaltung der Energiesteuer sein, die sich künftig an den Treibhausgasemissionen von Kraftstoffen orientieren sollte, so wie es der Vorschlag der EU-Kommission zur Überarbeitung der EU-Energiesteuer-Richtlinie vorsieht. Zudem sollten klimaschonende Kraftstoffe in der EU-Flottenregulierung auch als Erfüllungsoption anerkannt werden, um alle wesentlichen Klimaschutzoptionen zu nutzen. Darüber hinaus ist eine Stärkung geeigneter Ausschreibungsprogramme erforderlich, um die globale Produktion und Importe synthetischer Kraftstoffe anzureizen.

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