zum Hauptinhalt
Installation „Forrest at night“ von Guiselt Thaiz.

© Guiselt Thaiz

Absolvent:innen-Ausstellung „it’s only the end“: Wir wollen uns zeigen

Um ihre Arbeiten trotz Pandemie sichtbar zu machen, organisieren Absolventinnen und Absolventen der Bildenden Kunst eigenständig eine Ausstellung im Kühlhaus am Gleisdreieckpark.

Eine Hochschule ohne Publikum, verschlossene Türen bei Galerien, Museen und anderen Ausstellungsorten: Für Kunststudierende war es während der Infektionswellen der Pandemie fast unmöglich, ihre künstlerischen Arbeiten „in echt“, das heißt nicht auf einer Online-Plattform oder im digitalen Raum, zu zeigen.

Nun gehört das Ausstellen der eigenen Arbeiten für Künstlerinnen und Künstler zum wichtigsten Teil ihres Schaffens. Der Wunsch und vor allem die dringende Notwendigkeit der Sichtbarmachung ist aus verschiedenen Gründen groß – gerade zum Ende des Studiums, wenn es darum geht, seinen Platz in der Kunstwelt zu finden.

35 Absolventinnen und Absolventen der Bildenden Kunst an der UdK haben deshalb im Shutdown des vergangenen Jahres, bei dem das Zeigen ihrer Arbeiten nicht möglich war, die Initiative ergriffen, eine eigene Ausstellung auf die Beine zu stellen.

Das ist alles andere als trivial, denn viele Fragen stehen am Anfang: Wie kann man sich angesichts der Kontaktbeschränkungen studentisch organisieren? Welcher Ort ist geeignet? Wer wählt die Werke aus? Wer kuratiert? Und überhaupt, wann und wie kann die Eröffnung stattfinden angesichts schwankender Inzidenzen?

Sichtbarkeit für die eigenen Arbeiten

Der Impuls, eine eigene Ausstellung auf die Beine zu stellen, kam im letzten Sommer, als die erste Infektionswelle des Virus zumindest ein wenig abgeebbt, aber die Hochschule noch weit entfernt vom Regelbetrieb war. „Die Arbeit an dem Projekt fing gegen Ende des Sommersemesters 2020 an, als ich den Kontakt zu anderen suchte, von denen ich wusste, dass sie zeitgleich mit mir ihren Abschluss machen. Wir sind auf dem Flur und im Innenhof der UdK ins Gespräch gekommen und haben uns überlegt, was man machen könnte, um mehr Sichtbarkeit von unserem Abschluss zu erzeugen“, sagt Felix Becker aus der Klasse von Professor Thomas Zipp.

Im September folgte dann der Zusammenschluss mit anderen Studierenden. In einer kleinen Gruppe ging es kurz darauf zum Fakultätsrat der Bildenden Kunst, dem Gremium, in dem wichtige Vorhaben vorgestellt und diskutiert werden. Es bildete sich ein unabhängiger Rat, der die Studierenden – mittlerweile waren es knapp 40 junge Künstlerinnen und Künstler – formell und administrativ unterstützte und dem Projekt so auf den Weg half.

Kuratiert wird die Ausstellung mit dem Titel „it’s only the end“ bewusst nicht direkt aus der UdK. „Es war uns sehr wichtig, die Kuration von außen zu holen und nicht aus den eigenen Reihen zu bestimmen, da es bei uns keine Hierarchien gibt. Wir sind alle gleichermaßen Absolventinnen und Absolventen“, sagt Felix Becker.

Eine Phase geht zu Ende

So sind Klara Hülskamp und Philipp Lange hinzugekommen, die in Frankfurt am Main „Curatorial Studies“ studieren und eng mit Berlin verbunden sind. Ab Februar 2021 besuchten sie die Ateliers, um sich einen Eindruck der Abschlussarbeiten zu machen: „Für unsere kuratorische Arbeit ist es wertvoll gewesen, den Prozess der Werkproduktion zu begleiten. Die Arbeiten im Zuge der Prüfungen dann erstmals aufgebaut zu sehen, war ein sehr schöner Moment. Wir haben insgesamt einen tiefen Einblick in die künstlerischen Praxen aller Absolventinnen und Absolventen erhalten“, sagt Philipp Lange.

Ob die Arbeiten letztendlich im Herbst so gezeigt werden, wie sie für die Prüfungen im Foyer und in der Aula der UdK für die Prüfungskommission zu sehen waren, ist unsicher: „Das Verhältnis von Raum und Kunstwerk spielt immer eine wichtige Rolle“, erklären beide.

Der Titel der Ausstellung steht hingegen schon lange fest. „it’s only the end“ ist offen gedacht und absichtlich ambivalent. „Wir wollen mit dem Titel darauf hinweisen, dass die Absolventinnen und Absolventen jetzt ein Umfeld verlassen, in dem sie sich lange Zeit bewegt haben. Eine Phase geht zu Ende, aber es geht jetzt erst richtig los“, sagt Klara Hülskamp und meint die noch ungewisse Zeit, die alle nach dem Studium erwartet.

Ende Oktober im Kühlhaus am Gleisdreieck

Ursprünglich für Mai dieses Jahres geplant, wird die Ausstellung nun Ende Oktober, zeitgleich zum Rundgang der UdK Berlin, im Kühlhaus am Gleisdreieckpark gezeigt. Der Industriebau aus Klinker und Beton ist perfekt gewählt und bietet genügend Platz für die vielen sehr unterschiedlichen künstlerischen Positionen. So auch für die von Guiselt Thaiz, Preisträgerin des diesjährigen Preises des Präsidenten der UdK Berlin für Meisterschülerinnen und Meisterschüler der Bildenden Kunst.

Ihre Arbeit umfasst Skulptur, Malerei und Installation. Geboren ist sie in New York City und via Santo Domingo und Buenos Aires nach Berlin gekommen, um in der Klasse von Professorin Josephine Pryde zu studieren. Als Absolventin stellt auch für sie die Schau einen besonderen Moment dar.

„Ich habe dieses Studium abgeschlossen und möchte meine Arbeit zeigen“, sagt Guiselt Thaiz und ergänzt: „Es hat fast ein Jahr gedauert, die Abschlussarbeit fertigzustellen. Mein Werk entwickelt sich aber immer weiter, und ich bin mir noch nicht sicher, was ich genau im Oktober ausstellen werde. Das hat auch sehr viel mit dem Ort, dem Ausstellungsraum zu tun.“

Die Vorbereitungen haben begonnen

Mittlerweile wurde die Ausstellung aufgrund der sich immer wieder verändernden Pandemiebedingungen schon zum zweiten Mal verschoben. Doch nach etlichen Zoom-Meetings und mit sinkenden Inzidenzzahlen stehen nun – zumindest vorerst – alle Zeichen auf Grün und die heiße Vorbereitungsphase kann beginnen. Dabei geht es um Raum- und Produktionsfragen, aber auch um ein Hygiene- und Sicherheitskonzept – denn wer weiß, wie die Pandemie-Zahlen im Oktober sein werden.

[Die Ausstellung „it’s only the end“ wird vom 28. Oktober bis zum 3. November im Kühlhaus Berlin, Luckenwalder Str. 3, zu sehen sein. Die Bildstrecke auf den Seiten B2 bis B5 in dieser Beilage zeigt ausgewählte künstlerische Arbeiten der Ausstellung.]

Für die Außendarstellung wird ein Layout entwickelt, eine Website gelauncht, werden Social-Media-Aktionen gestartet und Einladungslisten vorbereitet. Und natürlich müssen die Kunstwerke der Teilnehmenden, die noch hier und da lagern, während der geplanten zweieinhalb Aufbautage in das Kühlhaus gebracht werden.

Es gibt noch viel zu tun bis zur Eröffnung am 28. Oktober. Doch was die Absolventinnen und Absolventen antreibt, ist der Zusammenhalt untereinander und die Möglichkeit, die eigene Arbeit endlich der Öffentlichkeit vorzustellen, um ein neues Kapitel zu beginnen.

Der Autor ist Volontär an der UdK Berlin.

Arian Graser

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false