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Den Boxhagener Platz nennt der Schriftsteller Torsten Schulz sein „Eldorado“.

© Mike Wolff

25 Jahre Deutsche Einheit (5): Der Boxhagener Platz, ein Sehnsuchtsort

Er war sein Flecken Friedrichshain, Teil der Kindheit. Dann kamen die Szenekneipen und die Erstsemester. Trotzdem kann Torsten Schulz bis heute nicht vom Boxhagener Platz lassen. Protokoll einer komplizierten Liebe.

Hier wohnen, das stellt Torsten Schulz gleich zu Anfang klar, möchte er nicht. Am Boxhagener Platz will er nur zu Besuch sein. Will gehen, um zurückkommen zu können. Und abwesend sein, um die Erinnerung am Leben zu halten.

Aber heute ist Besuchstag, und Torsten Schulz, Mitte 50, weiße Haare, sitzt draußen vor dem „Feuermelder“, einer Eckkneipe am Boxhagener Platz in Berlin-Friedrichshain. Über ihm Efeu und eine rote Markise. Würde er wieder hier leben, ihm könnte das „Assoziative“ verloren gehen, sagt Schulz. Was er damit meint? Schulz deutet auf das grüne, gusseiserne Pissoir am östlichen Ende des Platzes. Wenn er es anschaut, dann sieht er nicht nur das mit Graffiti beschmierte Gebilde der Gegenwart. Dann taucht vor seinem geistigen Auge auch der alte Platzwächter mit dem Holzbein auf. Der saß dort immer und versuchte den bald zehnjährigen Schulz und seine Fußballfreunde vom Platz zu jagen. Mit seinem Bein war er aber ziemlich langsam. So konnten ihn die Jungs getrost ignorieren und dieses kleine Machtspiel auskosten.

Es ist ein romantisches Bild des Boxhagener Platzes, das der 55-jährige Schriftsteller in seinen Erzählungen heraufbeschwört. Der Platz sei sein „Eldorado“, sagt er, Mittelpunkt seiner Kindheit. Ein Ort in der DDR, an dem er sich behütet und frei zugleich fühlte. Schulz hat einen Roman geschrieben, der hier spielt – er heißt, wenig überraschend, „Boxhagener Platz“. Das Geschehen ist fiktiv, aber Schulz hat seine Kindheit darin verwoben. „Literatur hat viel mit dem zu tun, was man mit sich herumschleppt“, sagt er.

Torsten Schulz hat den Boxhagener Platz lange mit sich herumgeschleppt. Er hat gesehen, wie die Wende der wohligen Trägheit des Ortes ein Ende setzte und dieser in den vergangenen 25 Jahren ein völlig anderer wurde. Schulz hat den Platz beobachtet, ihn analysiert, er ist zum Hobbysoziologen geworden. So lernt, wer einen Nachmittag mit dem Autor verbringt, unweigerlich auch den Platz kennen.

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