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Wer ist hier wer? Die Humboldt-Brüder, hier als Büsten im Store der Humboldt-Uni, werden bisweilen verwechselt.

© D. Nolte

Humboldt-Salon am 14. Juni: Heldenkämpfchen

Geht das: Anekdoten über Wilhelm von Humboldt? Dorothee Nolte hat’s versucht. Zum 250. Geburtstag des Universitätsgründers stellt sie ihr Buch im Tagesspiegel-Salon vor.

Einträchtig sitzen sie nebeneinander auf ihren Sockeln, die Brüder Humboldt, am Eingang der nach ihnen benannten Universität. Seit über 130 Jahren flankieren ihre Marmorbildnisse den Eingang ins Hauptgebäude Unter den Linden, zehntausende Menschen laufen täglich an ihnen vorbei. Aber wie viele der Passanten und Studierenden könnten spontan sagen, welcher der Brüder was getan hat?

Viele Menschen verwechseln die Humboldt-Brüder

Tagesspiegel-Redakteurin Dorothee Nolte hat sich einen Spaß daraus gemacht, Freunde und Bekannte zu fragen, was sie über Wilhelm von Humboldt wissen. Gar nicht so selten war die Antwort: Das war doch der Weltreisende, oder? Falsch: Der Naturforscher, der durch den Dschungel des Amazonas paddelte und auf den Chimborazo stieg, das war Alexander. „Viele Menschen verwechseln die Humboldts“, hat Dorothee Nolte beobachtet. „Und zu Wilhelm von Humboldt fallen den meisten allenfalls Schlagwörter ein – wie Bildung, Universität, vielleicht noch humanistisches Gymnasium, Antike, Sprachforschung.“ Als Mensch ist Wilhelm von Humboldt (1767–1835) schwerer greifbar als Alexander, der mit seinen abenteuerlichen Reisen Begeisterung erwecken kann.

Anekdoten - das verbindet man nicht mit Wilhelm von Humboldt

Auch Nolte selbst hatte eher vage Vorstellungen von dem Gelehrten, Universitätsgründer und Diplomaten, der am 22. Juni seinen 250. Geburtstag feiert. Bis sie vom Eulenspiegel Verlag gefragt wurde, ob sie zu dem Jubiläum ein „Lebensbild in Anekdoten“ schreiben wolle. „Anekdoten? Das ist nun wirklich nicht das, was man mit Wilhelm von Humboldt verbindet“, erzählt sie. „Zuerst war ich skeptisch, ob das überhaupt geht.“

Aber dann vertiefte sie sich in seine Lebensgeschichte, las Reisetagebücher und Briefe, die er mit seiner Frau Caroline gewechselt hat, und war fasziniert. Nicht nur hat Wilhelm von Humboldt in seinen Schriften viele Themen behandelt, die uns heute wieder verstärkt beschäftigen: Freiheit, Aufklärung, Individualität, Vielfalt. Er führte auch ein aufregendes Leben, angefangen von der ungewöhnlichen Ehe mit Caroline von Dacheröden, in der sich beide Ehepartner größtmögliche Freiheit gewährten, über seine Reisen durch Europa bis hin zu dem Duell, das er sich auf dem Wiener Kongress mit dem preußischen Kriegsminister lieferte. Im Brief an Caroline berichtet er selbstironisch, wie er vorher ein ausgiebiges Mahl einnahm, „was ja auch die homerischen Helden immer vor dem Kampf taten“. Aus dem Heldenkampf wird dann aber nur ein Kämpfchen, aus dem beide Kontrahenten unverletzt hervorgehen.

Den Menschen lebendig machen

Noltes „Lebensbild in Anekdoten“, das in den nächsten Tagen erscheint, ist auch eher Büchlein als Buch, 128 Seiten in kleinem Hardcover-Format. Aber sie versucht darin, den Menschen Humboldt lebendig zu machen, der auf den ersten Blick bisweilen spröde wirkt. Dass dieser erste Blick täuscht, hat schon der Philosoph Georg Lichtenberg erkannt, als er einem Freund schrieb: „Du kannst nicht glauben, was hinter dem etwas blassen Gesicht für ein Geist steckt.“

Wenn Dorothee Nolte das Buch im Tagesspiegel-Salon vorstellt, wird ein Mann mit auf dem Podium sitzen, der über Humboldt mehr als Anekdoten zu erzählen weiß: der Sprachwissenschaftler Jürgen Trabant. Er ist Professor emeritus für Romanische Philologie und Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und hat zahlreiche Werke zu Wilhelm von Humboldts Sprachdenken geschrieben. Unter seiner Federführung wurden in der Akademie die sprachwissenschaftlichen Werke, die großenteils nur handschriftlich vorlagen, ediert. In diesen Tagen fliegt Jürgen Trabant nach China und wird an der Tongji Universität von Schanghai über Humboldts Sprachwissenschaft sprechen. „Die chinesische Kollegin dort, eine sehr aktive Germanistin, plant eine chinesische Humboldt-Ausgabe“, sagt er. Humboldt, der die letzten 15 Jahre seines Lebens als Sprachforscher auf Schloss Tegel lebte und mehr als 150 Sprachen kannte, hat natürlich auch über das Chinesische geschrieben.

Die Humboldt-Brüder erleben eine Wiederkehr

Auch der Moderator des Abends, Tagesspiegel-Feuilleton-Chef Rüdiger Schaper, ist vom Fach. Er schreibt gerade an einer Biografie über Alexander von Humboldt, die im kommenden Jahr erscheinen soll. „Die Brüder Humboldt erleben eine Wiederkehr“, sagt Schaper. „Vielleicht begreift man überhaupt zum ersten Mal ihre weitreichende Bedeutung. Sie haben uns gerade heute viel zu sagen, denken Sie nur an das Humboldt Forum.“

Eins ist sicher: Die Gäste des Tagesspiegel-Salons werden die Brüder, sollten sie es je getan haben, nie mehr verwechseln.

BUCHVERLOSUNG

Wir verlosen Exemplare des Buchs. Mitmachen können Sie hier oder per Postkarte an Der Tagesspiegel, Askanischer Platz 3, 10963 Berlin bis zum 25. Mai.

Zeitung im Salon mit Dorothee Nolte, Jürgen Trabant und Rüdiger Schaper. 14. Juni, 19 Uhr, Eintritt inklusive Sekt, Snack und Live-Musik 16 Euro. Zur Anmeldung.

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