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Weniger lästiges Staubsaugen? Die Idee klingt verlockend.

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Neue Tends aus der Welt der Staubsauger: Schwer gebeutelt

Hochspezialisierte Staubsauger gibt es heute in vielen Konfigurationen. Modelle mit Kabel und Papptüte gelten als antiquiert.

Von Simone Andrea Mayer, dpa

Sie fahren die Wohnung ab, saugen Fussel und Haare weg und sammeln in der Küche die kleinsten Brotkrumen auf: Saugroboter sind die modernen Heinzelmännchen. Wenn man nach einem langen Tagen abends nach Hause kommt, ist dank der meist scheibenförmigen Helfer wenigstens der Boden rein. Und man muss sich nicht bei Abendgästen für die fehlende Zeit zum Staubsaugen schämen.

Dieses Konzept ist für viele attraktiv, doch die Geräte steckten lange noch in den Kinderschuhen. In diesem Jahr aber zeigte sich auf der Elektronikmesse IFA in Berlin: Viele Unternehmen bringen neue Saugroboter heraus – mit dem Versprechen, bessere Ergebnisse zu bringen.

Staub ist omnipresent

Einen Markt dafür gibt es offenbar: Im ersten Halbjahr 2017 wurden im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 40 Prozent mehr Staubsauger gekauft, berichtet Werner Scholz, Geschäftsführer der Hausgeräte-Fachverbände im Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie. „Es ist eine im Vergleich zu den Boden-Staubsaugern relativ kleine, aber attraktive Produktgruppe, die gerade stark wächst.“ Wachstum ist das entscheidende Stichwort.

Menschen verlieren jeden Tag tote Hautzellen. Sie machen rund 80 Prozent der Staubteilchen in Wandnähe aus. Und jedes Mal wenn die Tür aufgeht, das Fenster geöffnet, also die Luft bewegt wird, verteilen sich die toten Hautzellen sich auf Bilderrahmen, Betten oder Küchengeräten. Von den Hautschuppen, ebenso wie von winzigen Pflanzenteilchen und Essenskrümeln ernähren sich Bakterien, Milben und Schimmelpilze. Hausstaubmilben und Schimmelpilze sind auch Lebewesen, die selbst auch Ausfluss produzieren und die Staubmenge wiederum erhöhen. Dazu kommt: Je mehr Personen oder auch Tiere in einem Haushalt leben, desto größer wird die Staubmenge.

Oft staubsaugen – das ist die effizienteste und einfachste Lösung des Problems. Wer für sich für die Schlacht gegen den Hausstaub rüsten möchte, findet mittlerweile hochspezialisierte Typen: Wer Teppichböden zu Hause hat, kommt mit einem Modell mit angepassten Düsen für Langhaar-Teppiche zurecht. Wer Parkett oder Laminat bevorzugt, ist mit einer Standardbodendüse mit herausschiebbarem Bürstenkranz gut bedient.

Beutellos in die Zukunft

Dann muss man noch zwischen Staubsauger mit und ohne Beutel unterscheiden. Auch hier können Vor- und Nachteile für Fans zur Glaubensfrage werden: Es gibt sogar eine Staubbeuteldatenbank, also ein Ranking der effektivsten Beutel (www.beutelstaubsauger.com). Auch wenn die finanziellen Vorteile eines Staubsaugers ohne Beutel sich in Grenzen halten, seien sie trotzdem die Zukunft. Das zumindest behauptet Charlie Park, Head of Floorcare bei Dyson: „Sobald man einen Beutel in die Maschine einfügt, wird er zur Barriere. Der Staub sammelt sich an und blockiert den Sog. Je voller der Beutel, desto schwächer die Saugkraft. Bei einem Beutelosen bleibt sie konstant.“

Doch Dyson ist in diesem Fall befangen: Das neueste Modell in der V8-Serie ist beutel- und kabellos. Doch wie so häufig bei beutellosen Staubsaugern, muss man etwas tiefer in die Tasche langen, wenn man Qualität sucht. Für 40 Minuten kabelloses Saugvergnügen muss man 599 Euro abgeben.

Die Mehrheit der von Stiftung Warentest analysierten Modelle sind deshalb altmodisch – also mit Beutel. Das heißt jedoch nicht, dass sie nicht auch einiges leisten können. Das Ranking wird dabei nach den folgenden Faktoren aufgeschlüsselt: Ausstattung, Handhabung, Lautstärke, Stromverbrauch und Staubaufnahme. Es bestätigt den Geist der EU-Richtlinie: Im Bericht vom Juni 2017 heißt es beispielsweise, dass nicht die Wattzahlen für eine hohe Saugleistung verantwortlich seien, sondern Gerät und Düse insgesamt gut konstruiert und aufeinander abgestimmt sein müssen. Daher ist es empfehlenswert, sich im Fachhandel beraten zu lassen und die Geräte zu testen. Schnell kann sich ein vermeintliches Schnäppchen sonst als Fehlkauf erweisen.

Saugroboter auf der IFA

Die neuen europäischen Ökodesign - Richtlinien haben die Staubsauger-Branche revolutioniert.
Die neuen europäischen Ökodesign - Richtlinien haben die Staubsauger-Branche revolutioniert.

© dpa

Bei der Elektronikmesse IFA wurde ein weiterer Trend aus der Sparte vorgestellt: Für Saugmuffel gibt es nun Saugroboter. Sie übernehmen die Grundreinigung. Dieses Konzept ist für viele attraktiv, doch die Geräte steckten lange noch in den Kinderschuhen.

Die Geräte der neuesten Generation versprechen in vielen Punkten Verbesserung: Miele schafft mit seinem neuen Modell Scout RX2 eine dreifach höhere Staubaufnahme von Teppichböden im Vergleich zu Vorgängermodellen der Firma. Das Hängenbleiben an Möbeln verhindern Schwenkarme, an denen die Seitenbürsten sitzen. Gelangen sie an einen Widerstand, werden die Arme zurückgeschoben.

AEG hat seinen neuen RX9 fast dreieckig gebaut. Dadurch und dank der zusätzlichen Seitenbürsten sollen die Ecken und die Kanten entlang der Wände um bis zu 80 Prozent effektiver reinigen, kündigt das Unternehmen an. Der Saugroboter soll auch Erhebungen von bis zu 22 Millimeter überwinden – was Teppichkanten und Kabel entspricht. Mit einer Höhe von nur neun Zentimetern kann der Saugroboter unter niedrige Möbel fahren.

Putzroboter im Haushalt

„Die neueste Geräte-Generation zeichnet sich durch Intelligenz aus“, ergänzt Hausgeräte-Experte Scholz. Die Sauger bewegten sich nicht mehr zufällig über den Boden, sondern die Sensorik habe deutliche Fortschritte gemacht. „Die Geräte vermessen heute erst mal den Raum. Wie groß ist er, wo sind die Hindernisse? Dann werden die besten Wege in alle Ecken berechnet mit der möglich geringsten Energieleistung.“

Manche Geräte kombinieren verschiedene Reinigungsarten: Die Modelle von Ecovacs Robotics namens DEEBOT OZMO 610 und 930 saugen dank neuer Technologie und Wassertank Parkett, Laminat und Fliesen nicht nur ab, sondern wischen diese auch nass. Das Modell 930 erkennt dabei selbstständig, um welchen Bodenbelag es sich handelt.

Auch in der Sparte der klassischen Staubsauger gibt es einige Neuerungen. Im Vergleich der Stiftung Warentest kam der Siemens Z 7.0 VSZ77330 (153 Euro) auf den ersten Platz. Er erhielt die Wertung „gut“ (Note 1,8) und wurde für seine Saugkraft, die Faseraufnahme und das leise Betriebsgeräusch gelobt. Weitere Modelle an der Spitze des Rankings sind der Miele-Staubsauger Complete C3 (238 Euro) mit dem Testurteil „gut“ (Testnote 2,1) und das Bosch Modell Relaxx'x BSGS5331 (234 Euro) mit dem Qualitätsurteil „gut“ (Testnote 1,9). Das Bosch Modell ist dabei der einzige beutellose Staubsauger, der es aufs „Podest“ geschafft hat.

EU revolutioniert Effizienz und Design

Alle getesteten Modelle haben eines gemeinsam: Sie sind meist leistungsfähiger als die Modelle, die in den meisten Haushalten hierzulande noch Dienst tun. Denn alle nach dem 1. September 2017 verkauften Staubsauger müssen die neuen europäischen Ökodesign-Richtlinien erfüllen.

Diese schränken die Nennleistungsaufnahme ein, von bislang 1600 Watt auf maximal 900 Watt. Damit diese Begrenzung des Energieverbrauchs nicht zu Lasten der Saugleistung geht, legt die Verordnung Mindestanforderungen für die Staubaufnahme fest. Zudem werden mit der zweiten Stufe – ebenfalls zum ersten Mal – Anforderungen zur Dauerhaftigkeit des Schlauchs und der Haltbarkeit des Motors wirksam. Weiterhin darf das Geräusch beim Saugen von Teppich höchstens 80 Dezibel betragen.

Eine hohe – bzw. niedrige – Watt-Zahl ist eben nicht alles. Das weiß auch die EU.

(mit dpa)

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