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Lärmempfindlich: der Schweinswal.

© Ingo Wagner/PICTURE ALLIANCE / DPA

Windräder und Wale: Luftblasen dämpfen Lärm

Schweinswale flüchten vor dem Lärm beim Errichten von Off-shore-Windparks. Maßnahmen gegen den Krach können helfen.

Wenn die Schweinswale beim Bau von Windkraftanlagen auf hoher See in einem Umkreis von zwölf Kilometern um die Baustelle vertrieben werden, ist das für Michael Dähne vom Deutschen Meeresmuseum in Stralsund eine gute Nachricht. Schließlich weiß der Biologe, dass der einzige Wal, der vor deutschen Küsten lebt, meist viel weiter flieht, wenn die Fundamente einer solchen Anlage in den Meeresgrund gerammt werden. Beim Bau der 80 Turbinen des DanTysk-Windparks rund 70 Kilometer vor der Insel Sylt wurde der Lärm daher mit „Blasenschleiern“ stark gedämpft. Die Maßnahme war erfolgreich, die Schweinswale mieden ein viel kleineres Gebiet rund um Baustellen als ohne eine solche Lärmminderung, berichten Michael Dähne und seine Kollegen im Fachblatt „Marine Ecology Progress Series“.

Bereits als die ersten Pläne auftauchten, weit vor den Küsten in flachen Gewässern Windkraftanlagen zu bauen, waren Walexperten alarmiert. Die 60 Kilogramm schweren und kaum mehr als 180 Zentimeter langen Schweinswale jagen in den gleichen Gewässern nach Fischen. Da die Sicht unter Wasser mäßig ist, orientieren sie sich mit Echo-Ortung, bei der sie hohe Klicklaute ausstoßen. Mit ihrem feinen Gehör analysieren sie dann die Echos, die vom Meeresgrund oder von Fischen zurückgeworfen werden.

4000 gewaltige Schläge pro Windmast

Jede der 80 Turbinen des DanTysk-Windparks sitzt auf einem Stahlpfahl mit einem Durchmesser von sechs Metern, den ein riesiger Hydraulikhammer mit 4000 gewaltigen Schlägen in den Meeresboden rammt. Dabei entsteht Lärm wie von einem Presslufthammer, der das Gehör eines Schweinswals noch in etlichen 100 Metern Entfernung längere Zeit und bei häufigen Belastungen auch dauerhaft außer Gefecht setzen kann.

Wie man mit Unterwassermikrofonen feststellte, verschwinden die Klicklaute der Schweinswale in einem Bereich von rund 20 Kilometern um die Baustelle. Offensichtlich meiden die Tiere ein großes Gebiet, um dem Lärm zu entgehen. Da das Einrammen der Stahlpfähle mehr als neun Monate dauerte, hätten sie lange einen Teil ihres Lebensraums verloren.

Luftbläschen schirmen gegen den Baulärm ab

Um das zu vermeiden, haben die deutschen Behörden Obergrenzen für den Lärm beim Bau von Windkraftanlagen auf hoher See festgelegt. Die Baufirmen müssen den Unterwasserschall dämpfen und setzen dazu meist die Blasenschleier-Methode ein. Bevor ein Stahlpfahl eingerammt wurde, legte dafür beim Bau von DanTysk ein Schiff zum Beispiel in rund 160 Metern einen Schlauch auf den Meeresboden um die Baustelle. Kompressoren drückten dann Luft hinein, die durch regelmäßige Löcher wieder aus dem Schlauch herausblubberte. Rund um den Stahlpfahl stieg daher ein Vorhang aus Luftbläschen vom Meeresboden an die Oberfläche.

Dieser Blasenschleier dämpft wie ein Vorhang am Fenster den Schall. „Trifft der Schall auf die Bläschen, wird ein Teil davon in Wärme umgewandelt“, erklärt Dähne. Der Lärm wird zwar nicht geschluckt, aber verringert. Um zu erfahren, wie die Schweinswale reagieren, brachten Dähne und seine Kollegen Unterwassermikrofone aus. Und stellten damit fest, dass die Klicklaute nur noch aus einem Kreis verschwanden, der sich in zwölf Kilometer Entfernung um den Stahlpfahl zieht. Durch den Einsatz der Blasenschleier verlieren die Wale also viel weniger Lebensraum als ohne.

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