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Impfen schützt. Das Foto zeigt einen syrischen Flüchtlingsjungen, der nach der Prozedur gemeinsam mit einem Arzthelfer seinen Impfausweis stempelt.

© dpa

Weltimpfwoche: Vorbereiten auf den nächsten Ausbruch

Um Infektionskrankheiten zu bekämpfen, müssen neue Impfstoffe entwickelt werden. Ein Gastbeitrag des Geschäftsführers der Impfallianz Gavi.

Zu den wirksamsten und kostengünstigsten Mitteln, um Tod und Krankheit durch Infektionskrankheiten vorzubeugen, gehören Impfungen. Diese Woche ist Weltimpfwoche, mit der die Weltgesundheitsorganisation (WHO) seit 2012 unser Augenmerk auf das Thema richtet. Zunächst auf Erfolgsgeschichten: Die Pocken sind ausgerottet, Polio ist auf dem Weg zu folgen, und die Kindersterblichkeit hat sich in den vergangenen Jahrzehnten mehr als halbiert. Doch die jüngsten Ausbrüche von Ebola und nun Zika erinnern uns daran, dass wir wachsam und aktiv bleiben müssen.

Seit 1940 wurden mehr als 300 Infektionskrankheiten identifiziert. Diesen stehen zugelassene Impfstoffe gegen weniger als 30 Krankheiten gegenüber. Ebola hat uns mit 11 000 Todesopfern und weiteren 29 000 Erkrankten in Westafrika sowie einer weltweit seit Jahren einmaligen Panikwelle vor Augen geführt, wie schutzlos wir sein können.

Die Entwicklung muss schneller und kostengünstiger werden

Ebola hat uns überrumpelt. Nicht, dass wir das Virus nicht seit Jahrzehnten kennen würden. Warum waren wir nicht besser vorbereitet? Und wie bereiten wir uns auf den nächsten Ausbruch vor? Die WHO hat elf neue Krankheitserreger benannt, die in naher Zukunft Epidemien auslösen könnten und gegen die es weder Impfstoffe noch Medikamente gibt. Ebola und Zika gehören dazu. HIV, Tuberkulose und Malaria dagegen sorgen seit Jahrzehnten für Tod und Leid, allein 2014 kosteten sie 2,7 Millionen Menschen das Leben. Wir haben zwar bereits große Erfolge bei der Bekämpfung erzielt, endgültig werden wir diese Krankheiten jedoch nur mit wirksamen Impfstoffen besiegen.

Wir brauchen neue Wege, um die Entwicklung von neuen und besseren Impfstoffen zu finanzieren. Die gegenwärtigen Investitionen von Regierungen und Industrie reichen nicht aus. Auch die Entwicklung selbst muss schneller, effizienter und kostengünstiger werden. Wir brauchen neue Partnerschaften zwischen dem öffentlichen und privaten Sektor. Darüber hinaus müssen wir die Zusammenarbeit mit Ländern verstärken, die am stärksten betroffen und am anfälligsten für neue Ausbrüche sind. Damit Erreger schneller erkannt und besser bekämpft werden können, gilt es, die Überwachungs- und Gesundheitssysteme dort widerstandsfähiger zu machen und hochqualifizierte Forschung zu unterstützen.

Zunehmende Beteiligung von Forschern in Afrika

Die HIV-Forschung bietet ein gutes Beispiel. HIV ist eine der größten Herausforderungen weltweit. Das Virus greift das Immunsystem direkt an und verursacht chronische, unheilbare und oft tödliche Infektionen. Die Entwicklung von HIV-Impfstoffen musste deshalb neue Wege beschreiten. Dort begann meine Arbeit im Impfstoffbereich, als Gründer und langjähriger Leiter der Internationalen Aids-Impfstoff-Initiative (IAVI), einer gemeinnützigen öffentlich-privaten Partnerschaft zur Entwicklung eines HIV-Impfstoffs.

Die HIV-Forschung hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Ein neues Impfstoffkonzept steht kurz vor klinischen Studien, und die gewonnenen Erkenntnisse beflügeln auch die Entwicklung von Tuberkulose-, Grippe- und Ebola-Impfstoffen. All dies geschieht unter zunehmender Beteiligung von Forschern in Afrika.

500 Millionen Kinder in Entwicklungsländern wurden geimpft

Die gleiche Art innovativer Partnerschaft ermöglicht es der Impfallianz Gavi, den Zugang zu neuen oder unzureichend genutzten Impfstoffen in den ärmsten Ländern der Welt rasant zu beschleunigen. Seit Gavis Gründung im Jahr 2000 konnten 500 Millionen Kinder in Entwicklungsländern geimpft und damit mehr als sieben Millionen zukünftige Todesfälle verhindert werden.

Organisationen wie Gavi und IAVI brauchen Unterstützung. Außerdem müssen wir ihre Erkenntnisse nutzen, um eine neue Generation von Impfstoffen zu entwickeln. Diese Entwicklung muss ebenso hohe politische Priorität bekommen, wie der Zugang zu vorhandenen Impfstoffen.

Das erfordert verstärkte Investitionen in Innovation und Wissenschaft, Anreize zur Produktentwicklung für Industrie und gemeinnützige Organisationen, Unterstützung für weltweiten Zugang zu Impfungen sowie neue Formen der sektor- und länderübergreifenden Zusammenarbeit. Diese Maßnahmen sind unsere größte Hoffnung im Kampf gegen HIV, Ebola und Zika und unsere beste Vorbereitung auf neue Ausbrüche.

Der Autor ist Geschäftsführer der Impfallianz Gavi.

Seth Berkley.
Seth Berkley.

© Oscar Seijkens

Seth Berkley

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