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Billiger Rohstoff. Buchen im Steigerwald.

© picture alliance / dpa

Umweltfreundliche Wärmedämmung: Der Dämmstoff aus dem Wald

Statt Mineralwolle und Styropor könnten künftig vermehrt Naturstoffe genutzt werden. Fraunhofer-Forscher entwickeln einen druckfesten Holzschaum.

Um Energie zu sparen, sollen in Zukunft noch mehr Häuser gedämmt werden als bisher, plant die Bundesregierung. Dadurch soll der Ausstoß an Kohlendioxid gesenkt werden, außerdem soll Deutschland unabhängiger von Importen fossiler Rohstoffe werden. Nur: Wie lässt sich sowohl umweltfreundlich als auch preiswert und effektiv dämmen?

Am häufigsten nutzt man heute Mineralwolle und Kunststoffe: „Polystyrole“, eher bekannt als Styropor, und Polyurethane. Doch die Erdölprodukte sind mit Blick auf den Umweltschutz bedenklich. Ohne Lichteinfluss zerfällt Styropor chemisch nicht, sondern verteilt sich in der Umgebung, zudem können Brandschutzmittel aus dem Dämmstoff entweichen. Beim Einbau kann wiederum Mineralwolle Staub und Mikrofasern freisetzen, die gesundheitsschädlich sind.

Doch es gibt Alternativen. Prinzipiell eignen sich viele Naturstoffe, zum Beispiel Flocken aus Zellulose und Baumwolle, Hanf, Flachs, Stroh, Kork, Schilf, Schafwolle und sogar Seegras. Wegen des teils doppelt so hohen Preises und einiger Praxisprobleme haben sie es aber schwer, ihr Marktanteil liegt bei fünf Prozent. Darum wird weiterhin nach günstigem Ersatz für Styropor und Co gesucht. Fraunhofer-Forscher sind dabei auf überraschende Ideen gekommen.

Die Prototypen sind so hart wie Bimsstein

Holz lässt sich auch für die Wärmedämmung nutzen. Man kann daraus einen Hartschaum mit hervorragenden Eigenschaften herstellen. Das haben Volker Thole und seine Mitarbeiter am Fraunhofer-Institut für Holzforschung in Braunschweig gezeigt. Anders als sonst übliche Dämmstoffe aus Naturprodukten ist dieser Hartschaum druckfest. Prototypen der Holzdämmung fühlen sich so ähnlich an wie Bimsstein.

Zunächst wird Holz zerfasert und dann zu noch kleineren Partikeln zermahlen. Zusammen mit Wasser werden dabei holzeigene Bindestoffe freigesetzt und es entsteht eine Art Schleim. Eingeleitetes Kohlendioxid schäumt die Masse anschließend auf. Härte gewinnt das Produkt durch die Bindestoffe – Zucker und Stärken. Zusatzstoffe aus der chemischen Industrie sind nicht nötig.

Als Holzsorte kommt vor allem Buche infrage. Sie wäre der häufigste Baum in Deutschland, wenn man einen naturnahen Zustand anstrebte – und in diese Richtung soll die Forstwirtschaft künftig gehen. Weil zur Gewinnung von Bauholz vor allem Nadelbäume genutzt werden, ist die Buche eine relativ billige Holzquelle. „Die Herstellung gelingt aber mit allen Holzarten“, sagt Thole. Sogar Holzabfälle ließen sich zu Hartschaum verarbeiten. Bisherige Tests der Materialeigenschaften stimmen die Forscher optimistisch. Die Wärmedämmung ist ähnlich gut wie bei Styropor und Polyurethan.

Glimmende Platten könnten ein Feuer erneut entzünden

Aber was ist, wenn es brennt? Laut Thole brennt der Holzschaum nicht mit offener Flamme, er glimmt nur. Das gäbe Hausbewohnern im Brandfall genug Zeit zur Flucht. Versuche zeigen außerdem, dass sich Flammschutzmittel während der Herstellung gut im Holzschaum verteilen lassen. Allerdings können glimmende Platten benachbarte Materialien erneut entzünden. Das Problem besteht auch bei anderen Natur-Dämmstoffen. Daher wird die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums einen Forschungsverbund einrichten, der ab dem Frühjahr unter anderem das Glimmverhalten der Materialien verbessern soll.

Ein weiterer Vorteil von Holzschaum zeigt sich am Ende der Nutzung. Das Recycling von Styropor ist schwierig und teuer, Holzschaum kann zusammen mit Altpapier wiederverwertet werden. Wegen des vergleichsweise geringen Energiebedarfs schont auch die Herstellung des Holzschaums die Umwelt. In den nächsten zwei bis drei Jahren will Tholes Team zusammen mit Partnern aus der Industrie herausfinden, wie sich der Holzschaum zu konkurrenzfähigen Kosten industriell produzieren lässt.

Einen Schritt weiter sind Forscher vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik in Holzkirchen. Sie haben einen Dämmstoff aus Rohrkolben – einer Schilfpflanze – entwickelt. Damit er druck- und wasserbeständig ist, wird das Material mit dem Mineral Magnesit zu harten „Typhaplatten“ gebunden. Diese werden bereits vermarktet.

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