zum Hauptinhalt
Teamarbeit lässt sich auch in Fächern wie Sport entwickeln, heißt es in der Studie.

© Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Sonderauswertung der Pisa-Studie: Deutsche Schüler sind gut in Teamarbeit

Schülerinnen und Schüler in Deutschland haben überdurchschnittlich gute Sozialkompetenzen. Das zeigt eine neue Sonderauswertung der Pisa-Studie.

Schülerinnen und Schüler aus Deutschland sind im internationalen Vergleich überdurchschnittlich gut in der Teamarbeit. Sie liegen bei einer Sonderauswertung der Pisa-Studie, bei der es um das Lösen komplexer Probleme in der Gruppe ging, deutlich über dem internationalen Schnitt. „Deutschland schneidet bei den Sozialkompetenzen sogar stärker als bei den individuellen Kompetenzen der Schüler ab“, erklärte OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher anlässlich der Veröffentlichung der Studie an diesem Dienstag.

Spitzenreiter bei der Teamarbeit sind die Schülerinnen und Schüler aus Japan (552 Punkte). Deutschland (525 Punkte) liegt in einer Gruppe mit Australien, den USA, Dänemark und Großbritannien, die ebenfalls besser als der internationale Mittelwert von 500 Punkten abschneiden. Dass gute Fachkenntnisse nicht unbedingt auch gute Sozialkompetenzen mit sich bringen, zeigt das Beispiel China: Es schnitt in den Bereichen Mathematik, Naturwissenschaften und Lesen sehr gut ab, landet jetzt aber nur im Mittelfeld.

Die Leistungsunterschiede sind in Deutschland besonders groß

An dem Test im Rahmen der Pisa-Studie 2015 nahmen aus Deutschland rund 1900 Fünfzehnjährige aus allen Schularten teil. Sie mussten am Computer Aufgaben lösen, die sie mit mehreren anderen Personen bearbeiteten. Die „Gruppe“ war dabei virtuell, sprich: die Schüler arbeiteten mit Avataren zusammen. Weltweit waren Bildungssysteme aus 52 Ländern an der Sonderstudie beteiligt. Die „große“ Pisa-Studie war bereits im vergangenen Jahr veröffentlicht worden. Deutschland schnitt damals in Mathematik, Naturwissenschaften und Lesen ebenfalls überdurchschnittlich ab, der Aufstieg der vergangenen Jahre setzte sich aber nicht fort.

Besonders kompetent sind in Deutschland 13 Prozent der Schülerinnen und Schüler, was deutlich über dem internationalen Schnitt liegt (acht Prozent). Das bedeutet: Diese Schüler können besonders komplexe Aufgaben lösen. Umgekehrt ist die Gruppe der leistungsschwachen Schüler kleiner (Deutschland: 21 Prozent, OECD-Schnitt: 28 Prozent). Der Leistungsunterschied zwischen den stärksten und schwächsten Schülern ist in Deutschland aber besonders groß – damit bestätigt sich ein Befund aus der „Fach“-Pisa-Studie.

Geringer als in den Fachdisziplinen ist bei den Sozialkompetenzen der Einfluss des sozio-ökonomischen Hintergrunds auf die Leistungen der Schüler. Das gilt für Deutschland wie für praktisch alle teilnehmenden Länder. Offenbar gebe es mehr Möglichkeiten, Sozialkompetenzen auch außerhalb der Schule zu entwickeln, sagte Schleicher – etwa im Sportverein.

Soziale Kompetenzen werden "traditionell geschätzt"

Insgesamt befördere eine „dynamische“ Unterrichtskultur die Teamarbeit, sagte Schleicher: „Wenn etwa im Naturwissenschaftsunterricht mehr Zeit im Labor und für gemeinsame Experimente verbracht wird, wirkt sich das positiv aus.“ Auffällig sei auch, dass bunt gemischte Lerngruppen die Ergebnisse beim Problemlösen in der Gruppe befördern. „In Deutschland schneiden sozial heterogene Schulen besser ab.“

Was tragen die Schulen in Deutschland dazu bei, dass sich Teamkompetenzen gut entwickeln? Schleicher vermutet, die Unterrichtsformen würden gemeinsame Arbeit zulassen. Auch herrsche offenbar ein Lernklima „mit einer positiven Einstellung zu gemeinsamer Arbeit“. Soziale Kompetenzen würden in Deutschland ohnehin „traditionell“ wertgeschätzt. Ebenso übrigens beim Sieger Japan, wie Schleicher sagte. Nicht nur, dass dort im Mathematik- und Naturwissenschaftsunterricht großer Wert auf die gemeinsame Bearbeitung von Aufgaben gesetzt wird. Auch würden dort Lehrer und Schüler zum Beispiel am Ende eines Schultages gemeinsam das Klassenzimmer putzen. Im angloamerikanischen Raum lege man dagegen tendenziell eher Wert auf individuelle Leistung.

Mädchen arbeiten besser im Team als Jungen

Auf jeden Fall erklären in Deutschland 90 Prozent der Schülerinnen und Schüler, Teamarbeit positiv gegenüber zu stehen, das ist der vierthöchste Wert der beteiligten OECD-Staaten. Ebenso gab die Hälfte der Lehrkräfte an, mindestens einmal in der Woche Gruppenarbeit in den Unterricht einzubauen, was ebenfalls über dem internationalen Schnitt liegt.

Auffällig ist, dass Mädchen überall besser im Team arbeiten als Jungen - während Jungen umgekehrt stärker sind, wenn sie allein an Problemlösungsaufgaben gesetzt werden. „Jungs können alleine Probleme lösen, gemeinsam aber eher nicht“, sagte Schleicher. In Deutschland wie im OECD-Schnitt sind Mädchen dreißig Punkte voraus, was einem ganzen Schuljahr entspricht. Schleicher sagte, Jungen müsste abverlangt werden, „sich mehr in Gruppen einzubringen – und die Leistung anderer anzuerkennen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false