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Erschwerter Start. Viele Frühgeburten werden durch Infektionen ausgelöst.

© picture alliance / dpa

Schwangerschaft: Keime verraten Risiko einer Frühgeburt

Art und Menge von körpereigenen Bakterien geben Hinweise darauf, ob eine vorzeitige Entbindung wahrscheinlich ist, zeigt eine Studie. Milchsäurebakterien schützen offenbar den Embryo.

Der menschliche Körper ist für Mikroben nicht mehr als eine Hülle. Auf jede Zelle kommen zehn Keime, sie beeinflussen Gesundheit und Krankheit. Besonders wichtig könnten sie während der Schwangerschaft sein, schreiben nun Mediziner um David Relman von der Universität Stanford im Fachblatt „PNAS“. Sie haben untersucht, welchen Einfluss die Keime auf das Risiko einer Frühgeburt haben. Jede Woche machten sie bei 40 Schwangeren Abstriche aus Vagina, Darm und Mund, entzifferten das dort gefundene Erbgut und identifizierten mehr als 3700 Keimarten. Nach der Entbindung setzten sie die Tests monatlich noch ein Jahr fort.

Vielfalt der Bakterien deutet auf erhöhtes Risiko hin

Bei einigen Frauen wiesen die Forscher früh im Verlauf der Schwangerschaft ein ungewöhnliches Keimspektrum in der Vagina nach. Zum einen war der Anteil an Milchsäurebakterien der Gattung Lactobacillus sehr gering, zum anderen war die Artenvielfalt der Bakterien sehr hoch. Diese Probandinnen brachten mit erhöhter Wahrscheinlichkeit ihr Kind vorzeitig zur Welt. Das Risiko erhöhte sich zusätzlich, wenn viele Gardnerella- oder Ureaplasma-Bakterien vorhanden waren. Möglicherweise könne man gefährdete Frauen anhand ihrer Keime früh identifizieren und ihnen helfen, meinen die Forscher. Sie bestätigten ihre Ergebnisse durch Analysen des Mikrobioms bei neun weiteren Schwangeren, von denen vier eine Frühgeburt hatten.

Elf Prozent der Säuglinge kommen zu früh auf die Welt

Nach der Entbindung veränderte sich bei allen Frauen das Keimspektrum in der Vagina drastisch und blieb bei manchen länger als ein Jahr in diesem Zustand. Monatelang blieb der Anteil an Lactobacillus-Bakterien gering. Es traten vermehrt Bakterien der Gattung Prevotella und andere anaerobe Arten auf. „Das könnte erklären, warum bei Frauen mit kurz aufeinanderfolgenden Schwangerschaften das Risiko einer Frühgeburt steigt“, sagt Relman. Möglicherweise hemmen Milchsäurebakterien die Vermehrung von Bakterien, die eine Infektion auslösen können und den Embryo schädigen.

Eine Frühgeburt tritt bei elf Prozent aller Schwangeren auf. In etwa jedem vierten Fall könnte eine nachgewiesene Infektion die Ursache dafür sein. (wsa)

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