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Fitness hilft nicht nur beim Abnehmen und Schlankbleiben. Sie kann auch entscheidend sein, wenn man gesund bleiben will.

© picture alliance / ZB

Schlankheitskuren: Das große Abnehmen

Atkins, Weight Watchers oder Ornish? Wissenschaftler haben untersucht, welche Diät die erfolgreichste ist.

Weniger Kohlenhydrate oder eher weniger Fett? Das ist die Frage, um die unter Diätanhängern ein Glaubenskrieg tobt. Furore gemacht hat zuletzt vor allem die Anti-Kohlenhydrat-Fraktion. Zucker, Weißmehl, Brot und Nudeln sind weitgehend tabu, lautet ihr Motto. Dafür sind Fleisch, Eier, Fett und Gemüse willkommen. Nun kommt eine Auswertung der vorhandenen wissenschaftlichen Studien zu einem salomonischen Schluss. Beide Seiten haben Recht, beide Diätformen sind in Maßen erfolgreich.

Für ihre umfassende Analyse haben Bradley Johnston von der Universität Toronto und sein Team 48 Diät-Studien mit insgesamt 7286 Teilnehmern zu Rate gezogen. Bei den Untersuchungen handelte es sich um beliebte Abnehmkuren, die mit Markennamen belegt sind und die oft eigene Produkte wie Beratungsprogramme oder spezielle Lebensmittel verkaufen. Vorherrschend war die Niedrig-Kohlenhydrat-Ernährung („low carb“), vertreten durch die Atkins-, South-Beach- und Zone-Diät, die Gegenseite Niedrig-Fett („low fat“) war mit der Ornish- und der Rosemary-Conley-Diät vertreten. Dritte Gruppe waren mit Weight Watchers, Learn und Jenny Craig gemäßigte Diätformen.

Der Erfolg beim Abnehmen ist oft nicht von Dauer

Sowohl Niedrig-Kohlenhydrat- als auch Niedrig-Fett-Diätkuren verzeichneten nach einem halben Jahr einen durchschnittlichen Gewichtsverlust von acht Kilo. Nach einem Jahr hatten die Teilnehmer wieder ein bis zwei Kilogramm zugelegt. „Obwohl statistische Unterschiede zwischen einigen Diätformen vorhanden sind, waren diese gering und unbedeutend für alle jene, die Gewicht verlieren wollen“, schreiben die Autoren der Meta-Analyse im Fachblatt „Jama“.

Etwas schlechter schnitten die gemäßigten Schlankheitskuren ab. Die Teilnehmer verloren statt acht nur sechs Kilogramm. Allerdings sind moderate Diätformen flexibler als die „radikalen“ Varianten und im Alltag leichter zu handhaben, etwa beim Kochen für die Familie oder beim Essen unterwegs.

Die Forscher bewerten das Ergebnis ihrer Studie positiv und plädieren für Vielfalt. Es gebe keinen Bedarf für eine Einheitsdiät, weil so viele verschiedene Varianten durchaus erfolgversprechend seien. Die Abnehmwilligen sollten einfach jene Diät auswählen, die am besten zu ihnen passe und der sie die Treue halten könnten. Diätprogramme sollten auch Sportprogramme und Verhaltensrichtlinien enthalten, sagte der Studienleiter Johnston gegenüber einer Nachrichtenagentur. Selbstkritisch stellen die Wissenschaftler fest, dass einige Studien Mängel haben. Hinzu kommt das Übergewicht der Niedrig-Kohlenhydrat-Untersuchungen und die Schwierigkeit, Diätformen mit Fertigprodukten mit den anderen zu vergleichen.

Ein Dauerproblem, dass viele Diätwillige kennen, ist die Tatsache, dass der Gewichtsverlust nicht von Dauer ist. Nach einem halben Jahr ging das Gewicht nur noch langsam zurück, stellen die Forscher fest, nach einem Jahr bewegt es sich zurück in Richtung Ausgangsgewicht. „Künftige Prüfungen von Diätprogrammen sollten sich auf den Langzeiterfolg konzentrieren“, schreiben sie.

Wenig Fett oder wenig Kohlenhydrat - das Resultat ist das Gleiche

Die Meta-Analyse bestätigt die große amerikanische „Pounds-Lost“-Untersuchung, an der mehr als 800 Erwachsene mit Gewichtsproblemen teilnahmen. Sie wurden in vier Gruppen eingeteilt, in denen jeweils unterschiedliche Akzente auf den Anteil von Fett, Eiweiß und Kohlenhydrat in der Ernährung gesetzt wurden. Auch hier spielte es letztlich für den Abnehmerfolg keine Rolle, ob es sich um eine Wenig-Fett- oder Wenig-Kohlenhydrat-Kost handelte. Nach sechs Monaten hatten die Teilnehmer in allen Gruppen durchschnittlich sechs Kilogramm abgenommen. Nach zwei Jahren waren noch vier Kilogramm Gewichtsverlust geblieben. Auch hier zeigte sich also die Schwierigkeit, die Anfangserfolge einer Diät aufrechtzuerhalten.

Kurz vor Veröffentlichung der jetzigen Überblicksarbeit hatte noch die Publikation einer kleineren Untersuchung für Furore gesorgt, in der es auch um den Vergleich von „low carb“ und „low fat“ ging. Lydia Bazzano von der Tulane-Universität in New Orleans und ihre Kollegen testeten beide Diätformen bei 148 stark übergewichtigen Männern und Frauen.

Zumindest in dieser Studie schnitten die Personen, die wenig Kohlenhydrate zu sich nahmen, klar besser ab. Nach einem Jahr hatte die Niedrig-Fett-Fraktion lediglich 1,8 Kilogramm abgenommen, die Niedrig-Kohlenhydrat-Gruppe dagegen satte 5,3 Kilo. „Low carb“-Teilnehmer hatten zudem eher Körperfett abgebaut, während in der „low fat“-Gruppe eher Muskeln als Fett schwanden.

Paradox: Gute Cholesterinwerte trotz reichlich Fett

Und nicht nur das. Die Teilnehmer der Niedrig-Kohlenhydrat-Diät hatten bessere Cholesterin-Werte im Blut und damit ein vermutlich geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Leiden. Ein der Intuition widersprechendes Ergebnis, schließlich kann sich reichlich Butter oder fettes Fleisch negativ beim Cholesterin bemerkbar machen. Offenbar hatten sich die Teilnehmer eher an „guten“ pflanzlichen Fetten wie Olivenöl gütlich getan.

Die im Fachblatt „Annals of Internal Medicine“ veröffentlichte Studie bedeutet einen Sieg der „low carb“-Partei. Allerdings einen begrenzten, denn die Teilnehmerzahl (148) ist verglichen mit der der Meta-Analyse (7286) überschaubar. Das schmälert dann doch ihr Gewicht.

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