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Ribonukleinsäure: Cooler als DNS

Der wahre Held der Evolution ist nicht die DNS, sondern die Ribonukleinsäure (RNS).

Lange galt Ribonukleinsäure (RNS) nur als billige Kopie des Erbgutmoleküls Desoxyribonukleinsäure (DNS). Nur geeignet, um als Boten-RNS (mRNS) die Geninformation zum Zusammenbau der Proteine aus Aminosäure-Bausteinen zu überbringen. Inzwischen ist Molekularbiologen klar: RNS stand am Anfang der Evolution des Lebens. Denn die einzelsträngigen Moleküle können nicht nur den genetischen Kode speichern, sondern sich gleichzeitig so falten, dass sie wie Enzyme wirken, also chemische Reaktionen katalysieren. Erst später übernahm die stabilere DNS-Doppelhelix wohl die Rolle des Informationsspeichers. Ein langweiliger Job im Vergleich zu den Möglichkeiten der RNS: So kann die RNS aus der Information eines Gens zehntausende unterschiedliche Proteine entstehen lassen, indem Teile der Boten-RNS des Gens herausgeschnitten und der Rest neu verknüpft – gespleißt – wird.

Und als ob das nicht genug wäre, gibt es auch noch diverse andere Arten von RNS-Molekülen, die zwar nicht in Proteine übersetzt werden, aber andere Funktionen in der Zelle übernehmen. So kann sich Mikro-RNS (miRNS), besonders kurze RNS-Moleküle, an Boten-RNS klammern und deren Übersetzung in Proteine stoppen. Außerdem gibt es piRNS, snRNS, snoRNS, siRNS, rRNS, tRNS, circRNS... und vermutlich noch viele andere, die auf Entdeckung warten. Allen ist gemein, dass sie in der Zelle wesentliche Funktionen übernehmen. Und sie machen deutlich: Das Leben könnte vielleicht auf DNS und Proteine, aber nie auf RNS verzichten.

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