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Der Wissenschaftsrat mahnt eine einheitliche Ausbildung von Ärzten in Deutschland an.

© picture alliance / dpa

Privates Medizinstudium: Wissenschaftsrat befürchtet "Zweiklassenausbildung"

Der Wissenschaftsrat sorgt sich um die Qualität des Medizinstudiums an privaten Hochschulen. Bei der Medizinerausbildung dürfe es keine "Zweiklassenausbildung" geben.

Über die Qualität des privaten Medizinstudiums wird in Deutschland immer wieder gestritten. So kritisierte etwa der Medizinische Fakultätentag vor einiger Zeit private Medical Schools, die ausländische Anbieter in Deutschland aufgemacht haben: Diese verfügten eher über Fachhochschulniveau. Und auch um die Universität Witten – die erste und immer noch größte private Anbieterin eines Medizinstudiums in Deutschland – gab es immer wieder Diskussionen.

Jetzt hat sich der Wissenschaftsrat, das wichtigste Beratungsgremium der Politik in der Wissenschaft, mit der Medizinerausbildung an nicht-staatlichen Einrichtungen befasst. Man habe Sorge, es könne eine „Zweiklassenausbildung“ in der Medizin entstehen, sagte Manfred Prenzel, der Vorsitzende des Gremiums. Es müsse sichergestellt sein, dass der Weg zum Arztberuf in Deutschland universitären Ansprüchen genüge und einheitlich bleibe.

Wichtig ist dem Wissenschaftsrat, dass im Studium eine enge Verbindung von Lehre, Forschung und anspruchsvoller Krankenversorgung erhalten bleibt. Die Verknüpfung theoretischer und praktischer Inhalte sei unerlässlich: „Es muss sichergestellt sein, dass das Personal Forschungserfahrung hat.“ Krankenhauspartner müssten Forschung ermöglichen; das sollte schriftlich in einem Rahmenvertrag fixiert werden. Der Wissenschaftsrat fordert dabei, dass 50 Prozent der Lehre von hauptamtlichen Professoren erbracht wird – was für private Anbieter eine große Hürde darstellen könnte.

Abwarten bei der Medizinischen Hochschule Brandenburg

An welchen Unis der Wissenschaftsrat konkret Handlungsbedarf sieht, sagte Prenzel auf Nachfrage nicht. Was die Uni Witten derzeit mache, „gefalle“ dem Wissenschaftsrat jedenfalls. 2005 hatte er der Uni noch die Re-Akkreditierung verweigert, sie erhielt diese erst nach einer Neustrukturierung. Bei der neuen privaten Medizinischen Hochschule Brandenburg müsse man vor allem abwarten, wie es mit der Forschung weitergehe.

Zu Anbietern aus dem Ausland – eine Salzburger Privatuni betreibt etwa einen Ableger in Nürnberg – sagte Prenzel direkt nichts. Er ließ aber durchblicken, dass diese der Anlass für die Empfehlungen sind. Das Gremium fordert für solche europäischen Anbieter eine freiwillige Akkreditierung durch den Wissenschaftsrat. Deutsche Anbieter werden in der Regel jetzt schon durch das Gremium akkreditiert.

Chancen würden private Medizinunis schließlich auch bieten, sagte Prenzel: Sie können andere Auswahlverfahren für Studierende anwenden, sich internationaler ausrichten – und Innovationen manchmal schneller umsetzen als die staatliche Konkurrenz.

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