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Gute Ideen für die Region. Der gemeinsame Antrag von sechs Berliner Fachhochschulen - im Bild die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) - gehörte zu den 75 Prozent der Bewerbungen, die durchfielen.

© HTW/Alexander Rentsch

Ideen für die Region: 29 kleine Hochschulen siegen im Wettbewerb

"Innovative Hochschule": Berlins Fachhochschulen setzen sich im Ringen um Bundesmittel nicht durch. Ein Gründungszentrum soll trotzdem entstehen

Beim kleinen Exzellenzwettbewerb der Fachhochschulen geht Berlin leer aus. Die sechs staatlich finanzierten Fachhochschulen konnten die Jury im Wettbewerb „Innovative Hochschule“ mit ihrem gemeinsamen Antrag nicht überzeugen. „Schade, schade, dass wir nicht dabei sind“, sagte Andreas Zaby, der Präsident der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR), am Dienstag nach dem Bekanntwerden der Entscheidung. „Wir lassen uns aber nicht entmutigen, sondern gehen unseren Weg auf jeden Fall weiter.“ Steffen Krach, Staatssekretär für Wissenschaft, kündigte an, den Wissenstransfer in die Praxis auch weiterhin zu fördern. In Brandenburg waren zwei Anträge erfolgreich: der der Universität Potsdam und der gemeinsame Antrag der TH Wildau mit der BTU Cottbus.
Der Bund hatte das Programm „Innovative Hochschule“ vor einem Jahr ins Leben gerufen, um Transferleistungen von Fachhochschulen sowie von kleinen und mittleren Universitäten in die Region zu fördern. 550 Millionen Euro können in zwei Wettbewerbsrunden verteilt werden. Davon trägt der Bund 90 Prozent, die Sitzländer der erfolgreichen Hochschulen zehn Prozent.
In der nun entschiedenen ersten Runde des Wettbewerbs werden 270 Millionen Euro über fünf Jahre verteilt. Von 118 Bewerbungen von 168 Hochschulen wählte eine Expertenkommission 29 aus, an denen 48 Hochschulen beteiligt sind (hier die Liste der erfolgreichen Hochschulen). Sie werden nun über fünf Jahre mit bis zu zwei Millionen Euro unterstützt, Verbundanträge mit bis zu drei Millionen Euro.

Drei Viertel der Bewerberinnen gingen leer aus

Wegen der vielen Bewerberinnen gingen am Ende drei Viertel leer aus. Ist das Programm also völlig überzeichnet, wie Hochschulpräsidenten sowie die Hochschulrektorenkonferenz schon vor Bekanntgabe der Entscheidung kritisiert hatten? Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) sagte auf Nachfrage, sie habe diese Befürchtung auch gehabt. Doch die nun erreichte Förderquote sei „gut“. Im übrigen sei um die Bund-Länder-Vereinbarung lange gerungen worden. Eine Aufstockung in der nächsten Legislaturperiode werde es darum nicht geben. Allerdings gebe es noch andere Programme, die sich an den Kreis der nun geförderten Hochschulen richteten. Die Fachhochschulen könnten aus dem Verlauf des Wettbewerb sicher Selbstbewusstsein schöpfen, schließlich hätten sie gegenüber den beteiligten Unis 75 Prozent der Zuschläge für sich verbucht.
Die Politik erhofft sich von dem Programm eine gesellschaftliche und wirtschaftliche Belebung der Regionen: Wissen, das in den Hochschulen vorhanden ist, soll seinen Weg besser als es bislang der Fall ist, zu kleinen und mittleren Unternehmen (etwa bei der Digitalisierung) – oder in die Gesellschaft finden: Hierfür haben die Hochschulen Ideen für die Entwicklung von Stadtteilen mit hohem Migrationsanteil oder zum öffentlichen Gesundheitswesen eingereicht.

Ostdeutsche Flächenländer waren besonders erfolgreich

Ostdeutsche Flächenländer haben bei dem Programm besonders gut abgeschnitten, wie Wanka lobte. Möglicherweise konnten die dortigen Hochschulen besonders gut große Effekte ihrer Projekte auf ihre Region darlegen – was Hochschulen in Großstädten wegen der dort bereits weit ausgebauten Vernetzung schwerer gefallen sein könnte, mutmaßt HWR-Präsident Zaby. Tatsächlich hat auch München keine Fachhochschule durchs Ziel gebracht, und Hamburg ist nur mit seiner Hochschule für Musik und Theater dabei. Dass sich aus Berlin ein großer Verbund bewarb, hat sich jedenfalls nicht nachteilig ausgewirkt: „Auch große Verbünde hatten Erfolg. Das war nicht der Grund“, sagte Christine Böckelmann, die stellvertretende Vorsitzende des Auswahlgremiums. Mehr könnten Berlins Fachhochschulen und die anderen nicht erfolgreichen Bewerberinnen in einem Gespräch mit der Jury erfahren.
Berlins Fachhochschulen wollen die möglichen Ursachen genau analysieren, sagt Zaby, und sich in fünf Jahren in der zweiten Runde des Programms wieder bewerben. Zwei der Projekte aus ihrem Antrag „Arbeiten. Zusammenleben. Wachsende Stadt“ sollen aber schon jetzt „mit kleinem Geld“ realisiert werden: ein „City office“ als Anlaufstelle für kleine und mittlere Unternehmen und Nicht-Regierungsorganisationen sowie ein gemeinsames Gründungszentrum in Siemensstadt.

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