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Stipendiaten der Humboldt-Stiftung.

© Humboldt-Stiftung/David Ausserhofer

Forderung an künftige Bundesregierung: Humboldt-Stiftung will mehr Geld für internationale Forscher

Forscher aus aller Welt streben nach Deutschland. Um die Besten von ihnen einzuladen, fehlt der Humboldt-Stiftung aber Geld, sagt ihr neuer Präsident.

Als Vorsitzender der wissenschaftlichen Kommission des Wissenschaftsrats hat der Hirnforscher Hans-Christian Pape der Alexander von Humboldt-Stiftung einst ein exzellentes Zeugnis ausgestellt. Sie leiste Herausragendes bei der Internationalisierung der Wissenschaft, damit habe sie hierzulande trotz anderer Player wie dem DAAD oder der Berliner Einstein-Stiftung eine absolute Alleinstellung. So fasste Pape das Evaluationsergebnis von 2013 am Freitag noch einmal zusammen, als er sich in Berlin als neuer Präsident der Humboldt-Stiftung vorstellte.

Angesichts der globalen politischen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Herausforderungen stehe jetzt aber eine Weiterentwicklung an. „Wir müssen unsere Förderpakete maßschneidern“, sagte der 61-jährige Neurophysiologe der Universität Münster, der das Amt als AvH-Präsident ehrenamtlich übernimmt. Deshalb werde jetzt ein neues Gremium deutscher Spitzenwissenschaftler berufen, die als „Mittelsmänner und -frauen“ die besten Forschenden identifizieren und diese als Kandidaten etwa für die mit fünf Millionen Euro für fünf Jahre dotierten Humboldt-Professuren oder für die Humboldt-Stipendien vorschlagen.

Headhunting? Bei der AvH offiziell verpönt, in Berlin nicht

„Aktives Headhunting“ sei das aber nicht, betont Pape. Man wolle weiterhin niemanden auf Dauer aus dem Ausland abwerben. Vielmehr müsse die Anschlussförderung vor allem für Stipendiaten aus Schwellenländern ausgebaut werden – durch Rückkehrer-Stipendien, Sachmittel und weitere Kurzaufenthalte in Deutschland. Anders wird es wie berichtet bei der Einstein-Stiftung gesehen: Diese will jetzt zehn ebenfalls hoch dotierte Stiftungs-Professuren für fünf Jahre ausschreiben, für die das Land Berlin von vornherein die Option einer dauerhafte Finanzierung zugesagt hat.

Der Neurophysiologe Hans-Christian Pape ist seit Januar 2018 Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung.
Der Neurophysiologe Hans-Christian Pape ist seit Januar 2018 Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung.

© Humboldt-Stiftung/Mario Wezel

Die Nachfrage nach den Förderangeboten der Humboldt-Stiftung steigt: Kamen 2008 noch 1300 Bewerbungen, waren es neun Jahre später 1900. Weil das Budget nicht entsprechend gewachsen ist – derzeit liegt es bei 116 Millionen Euro im Jahr, die zu 95 Prozent aus Bundes- und EU-Mitteln kommen – sank die Förderquote von gut 30 Prozent auf 20 Prozent. Damit verlören die Humboldt-Programme an Attraktivität, beklagte Pape.

Philipp Schwartz-Initiative vorerst auf Eis

Von der künftigen Bundesregierung fordert er deshalb, den Etat der Stiftung um 30 Prozent zu erhöhen. Zu den bislang 550 Humboldt-Stipendien sollen 50 hinzukommen, die Zahl der Professuren soll von zehn auf 20 steigen.
Wegen der ausstehenden Regierungsbildung liegen auch die Philipp Schwartz-Stipendien für gefährdete Forscher auf Eis. Unis können derzeit keine neue Anträge einreichen. Unterdessen ist aus der AvH-Stiftung zu hören, dass die Fortsetzung des Programms in allernächster Zeit geplant sei.

76 Wissenschaftler und 48 Wissenschaftlerinnen, darunter insgesamt 70 aus der Türkei, 38 aus Syrien und fünf aus dem Irak, haben seit 2015 ein zweijähriges Stipendium erhalten. In der nächsten Runde sollten es 50 Prozent mehr werden, sagt Pape.

Die Aufgabe, den Geflüchteten mittelfristige Perspektiven in Deutschland zu geben, sieht er allerdings bei den Unis– und bei den Wissenschaftlern selber. Sie bräuchten zwar über die ersten zwei Jahre hinaus Überbrückungsmaßnahmen, müssten sich aber letztlich dem wissenschaftlichen Wettbewerb in Deutschland stellen oder Jobs außerhalb der Hochschulen finden.

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