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Endokrinologie: Hormoninjektionen können Knochen stärken

Thyreotropin könnte Waffe gegen Osteoporose darstellen.

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass wöchentliche oder vierzehntägige Injektionen eines Hormons, das die Schilddrüse stimuliert, bei Nagern auch die Knochen stärken. Das Hormon mit der Bezeichnung Thyreotropin (TSH: thyroid-stimulating hormon) steht bereits für Patienten mit Schilddrüsenkrebs als Therapie zur Verfügung, und derzeit laufen klinische Studien, die untersuchen, ob es auch in der Bekämpfung der knochenzerstörenden Krankheit Osteoporose geeignet ist.

TSH stimuliert die Schilddrüse zur Produktion von Hormonen, die den Stoffwechsel regulieren. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion nehmen die Betroffenen an Gewicht zu oder fühlen sich müde; eine Überfunktion geht mit Gewichtsverlust und erhöhter Herzfrequenz einher. In den USA erhalten etwa 10 Prozent der Frauen nach der Menopause Schilddrüsenhormone, um dem altersbedingten Abbau der Schilddrüse entgegenzuwirken.

Studien haben jedoch gezeigt, dass diese Behandlung die Produktion von TSH unterdrücken kann, da der Körper annimmt, dass die Schilddrüse bereits arbeite. Niedrige TSH-Spiegel werden beim Menschen ebenfalls mit Knochenabbau in Verbindung gebracht - ein ernstes Problem, berücksichtigt man, dass die Hälfte aller Frauen über 50 in den USA an Osteoporose leidet.

Nun haben Wissenschaftler der Mount Sinai School of Medicine unter der Leitung von Mone Zaidi gezeigt, dass lediglich eine Injektion alle zwei Wochen ausreicht, um bei Ratten mit geringer Knochendichte die Knochen wieder zu stärken. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie in Proceedings of the National Academy of Sciences (1).

Schwammige Knochen

Ihre Ergebnisse bauen auf Arbeiten von Forschern bei Genzyme, einer in Massachusetts ansässigen Biotech-Firma, auf, die TSH produziert. Sie zeigten letztes Jahr, dass drei Injektionen pro Jahr die Knochen bei Ratten, deren Knochen durch das Entfernen der Ovarien geschwächt worden waren, wieder aufbauten (2).

Die Behandlung schützt eine spongiöse Knochenart, so genannte Bälkchenknochen. Teile des Skeletts, wie zum Beispiel die Wirbelsäule und die Hüften, die reich an dieser Knochenart sind, sind von der Osteoporose besonders schwer betroffen.

"Bei älteren Menschen findet sich kaum noch Bälkchenknochen in den Hüften", sagt Zaidi. Dies ist einer der Gründe dafür, dass ältere Menschen sich besonders häufig die Hüfte brechen. Der Abbau dieser Knochenmasse in der Wirbelsäule führt gleichfalls zu einer gekrümmten Haltung, die für fortgeschrittene Osteoporose charakteristisch ist.

Zaidi und seine Kollegen fanden ebenfalls heraus, dass die Produktion des Schilddrüsenhormons Thyroxin durch die TSH-Injektionen bei Ratten nicht beeinflusst wird. "Das ist ein wichtiger Sicherheitsfaktor", sagt Zaidi. Eine Sorge besteht darin, dass künstlich gesteigerte TSH-Spiegel negative Auswirkungen auf die natürliche Produktion anderer Hormone in der Schilddrüse haben könnten. Die gelegentlichen Injektionen scheinen die TSH-Konzentration jedoch gering genug zu halten, um diese Komplikation zu vermeiden, fügt Zaidi hinzu.

(1) Sun, L. et al. Proc. Natl. Acad. Sci. USA doi:10.1073/pnas.0712395105 (2008). (2) Sampath, T.K. et al. J. Bone Miner. Res. 22, 849-859 (2007).

Dieser Artikel wurde erstmals am 10.3.2008 bei news@nature.com veröffentlicht. doi: 10.1038/news.2008.661. Übersetzung: Sonja Hinte. © 2007, Macmillan Publishers Ltd

Heidi Ledford

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