zum Hauptinhalt
Ein Mediziner steht an einem Operationstisch, der von elektronischen Geräten umgeben ist.

© imageBROKER/Jochen Tack

Empfehlungen des Wissenschaftsrats: Nachwuchs für Uniklinika und FHs gewinnen

Der Wissenschaftsrat empfiehlt neue Stellen für klinische Forscher an Uniklinika – und FH-Professuren mit weniger Lehrdeputat und mehr Gehalt.

Fachhochschulen und die Universitätsmedizin in Deutschland haben eines gemeinsam – Nachwuchssorgen. Den FHs fehlt der Professorennachwuchs, der Hochschulmedizin klinische Forscher, die den Spagat zwischen Grundlagenforschung und Patientenbehandlung beherrschen. Für beide Problemlagen hat der Wissenschaftsrat jetzt erheblichen Reformbedarf attestiert.

An den Universitätsklinika will das Gremium neue, attraktive Stellen für „clinician scientists“ schaffen, um starre Hierarchien aufzubrechen. Und an den Fachhochschulen sollen mit einer neuartigen, bessergestellten „Schwerpunkt-Professur“ attraktive Aufstiegsmöglichkeiten entstehen – und damit neue Hierarchien.

Uni-Chefärzte blockieren den Forscher-Nachwuchs

Auf den Weg gebracht werden sollen die Programme, die der Wissenschaftsrat nach seiner Herbstsitzung in Weimar am Montag in Berlin vorstellte, jeweils mit neuen, von Bund und Ländern finanzierten Wettbewerben.

Der Uni-Chefarzt, der die ganze Breite seines Fachs vertritt, hat ausgedient. Er weiß es nur noch nicht – und blockiert so überfällige Reformen. So stellte es Hans–Jochen Heinze, Leiter der Neurologischen Uniklinik Magdeburg und langjähriger Vorsitzender des Medizinausschusses im Wissenschaftsrat, dar. Dass die Universitätsmedizin zwischen Grund- und Maximalversorgung steht, ohne dafür ausreichende Ressourcen zu haben, führe zu „existenziellen Problemen“. Hinzu kämen Herausforderungen durch die Translation von der Grundlagenforschung in die Anwendung und durch die individualisierte Medizin.

Ein Wettbewerb für alle 35 Standorte der Universitätsmedizin

Der Wissenschaftsrat empfiehlt einen komplementären Ansatz: Zum einen müssten bewährte Strukturen weiterentwickelt werden, um wissenschaftliche Karrierewege planbarer zu machen und die Qualität von Forschung, Lehre und Krankenversorgung zu sichern und zu verbessern. Zum anderen müssten attraktive Stellen für die schon lange geforderten „clinician scientists“ geschaffen werden.

Bisher scheitere die Einführung dieses neuen Karrierewegs während und nach der Facharztausbildung an den traditionell hierarchischen Strukturen an den Uniklinika, heißt es. Um diese aufzubrechen, sollten Bund und Länder „Profilbereiche“ ausschreiben, die an bestehende Forschungsschwerpunkte der rund 35 Standorte der Hochschulmedizin anknüpfen. Dort sollen die medizinischen Nachwuchsforscher in eigenen Arbeitsgruppen selbstständig an Translations-Themen arbeiten und auch „profilbildende Lehrangebote“ machen.

In einem bundesweiten Wettbewerb sollen sich die Uniklinika um jeweils einen Profilbereich bewerben können und dafür für zunächst sieben Jahre jährlich drei bis fünf Millionen Euro „Impulsfinanzierung“ bekommen – mit Verlängerungsoption nach einer positiven Evaluierung.

Der bessere FH-Professor lehrt weniger und kann mehr verdienen

Auch für die Fachhochschulen empfiehlt der Wissenschaftsrat ein neues, von Bund und Ländern finanziertes Programm, um sie bei der Personalgewinnung zu unterstützen. Im Zentrum soll die „Schwerpunkt-Professur“ stehen, die mit nur elf statt der üblichen 18 Semesterwochenstunden Lehrdeputat und einer möglichen besseren Besoldung in der Gruppe W3 statt W2 attraktiver ist als die herkömmliche FH-Professur. 15 Prozent aller Stellen an Fachhochschulen sollten so ausgeschrieben und in der Lehre entsprechend kompensiert werden, sagte Manfred Prenzel, Vorsitzender des Wissenschaftsrats. Sie könnten etwa Lehrinnovationen entwickeln oder Unternehmenskooperationen anbahnen.

Eine Milliarde Euro auch für die FHs? Wissenschaftsrat nennt keine Zahl

Um promovierte Berufspraktiker frühzeitig an Fachhochschulen zu binden, rät der Wissenschaftsrat außerdem zu Tandem-Programmen mit Unternehmen. Sie böten den Praktikern Lehrerfahrungen und den Unternehmen Zugang zu Studierenden und Forschungspartnern. Um die Fachhochschulen insgesamt besser zu vernetzen – untereinander, mit Universitäten und Firmen – werden „Kooperationsplattformen“ empfohlen.

Anders als bei den Uniklinika wollte Prenzel den Finanzbedarf für ein solches Programm nicht beziffern. Die Fachhochschulen halten an der Forderung fest, dass es mit einer Milliarde Euro so finanziert sein sollte wie das Nachwuchsprogramm für die Universitäten.

Zur Startseite