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Annette Schavan, Botschafterin beim Vatikan.

© Maurizio Gambarini/picture alliance / dpa

Diskussion um Theologien in Berlin: Schavan fordert großes HU-Zentrum für katholische Theologie

Annette Schavan, Botschafterin beim Vatikan und Ex-Bildungsministerin, fordert ein großes Zentrum für katholische Theologie an der HU. Sie will sechs bis acht Professuren - mehr als der Senat anstrebt.

Soll an der Humboldt-Universität (HU) eine große multireligiöse Fakultät entstehen, in der die evangelische, die katholische, die jüdische und die muslimische Theologie vereint sind? In die Debatte darüber schaltet sich nun auch Annette Schavan ein, die Botschafterin Deutschlands beim Vatikan. Für Schavan ist die große gemeinsame Institution, mit der auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller sympathisiert, „ein langfristiges Ziel“, wie sie in der im Mai erscheinenden Ausgabe der „Herder Korrespondenz“ schreibt. Zuerst müsse an der HU ein großes Zentrum für katholische Theologie entstehen, analog dem Institut für Islamische Theologie, das dort gerade aufgebaut wird. Ein solches Zentrum wäre „eine echte Chance für Pionierarbeit“, formuliert die ehemalige Bildungsministerin Schavan. Sie ist seit 2014 Botschafterin, nachdem sie im Jahr zuvor über ihren Plagiatsskandal gestolpert war.

Die katholische Theologie ist in Berlin seit 1957/1958 an der FU untergebracht. Der Berliner Senat strebt an, sie an die HU zu verlagern, vorausgesetzt, die Uni-Gremien und das Erzbistum stimmen zu. Allerdings schwebt Schavan eine deutlich höhere Zahl an Professuren vor als dem Senat. Dieser strebt an, wieder auf die im Jahr 1986 mit dem Erzbistum verabredete Ausstattung mit vier Professuren zu kommen. Seit Langem hat die FU nur zwei. An der HU könnten zusätzlich zwei Juniorprofessuren für Katholische Theologie eingerichtet werden, die ab dem Jahr 2022 in zwei entfristete Professuren umgewandelt werden könnten.

Schavan rechnet mit sechs bis acht Professuren

Schavan rechnet hingegen mit „sechs bis acht gut ausgestatteten Professuren“. Da der Berliner Senat das neue Institut für Islamische Theologie mit fünf Professuren ausstatten will, sei es „schwerlich vorstellbar, dass er sich bei der katholischen Theologie zurückhält“.

Zu fünf Professuren für die katholische Theologie kämen dann noch die beiden bislang an der FU angesiedelten „und gegebenenfalls vereinzelte Professuren an anderer Stelle in Berlin und Potsdam“, darunter auch die Stiftungsprofessur der Guardini-Stiftung der HU.

Das neue katholische Zentrum soll sich auf weiterführende Studien für Postgraduierte konzentrieren. Für den ersten Studienzyklus der noch nicht Graduierten soll es mit der katholischen Fakultät der Universität in Erfurt zusammenarbeiten. „Was immer in Berlin geplant ist, darf den Standort Erfurt nicht zerstören“, schreibt Schavan. Er sei „historisch von großer Bedeutung“, habe er doch die Zeit der DDR überstanden. In Erfurt wie in Berlin könnten neben den klassischen auch neue Studienangebote entwickelt werden, die andere Berufsfelder erschließen.

Sie schlägt einen "Campus der Religionen" an der HU vor

Wegen der stark zurückgehenden Nachfrage bei den Studierenden mussten in Deutschland schon zahlreiche katholische Fakultäten geschlossen werden. Die Gründung einer neuen Fakultät in Berlin könnte darum die Schließung einer anderen zur Folge haben, etwa der in Erfurt.

Vom Begriff der „Fakultät“ distanziert sich Schavan aber. Er sei, „von der bisherigen Tradition in Deutschland aus gedacht, wenig geeignet als Dach für die Präsenz verschiedener Konfessionen und Religionen an einer Universität“. Als Ort für die langfristige Vernetzung der Theologien an der HU schlägt Schavan einen „Campus der Religionen“ vor. Dazu müssten die Zentren für islamische und katholische Theologie aber gut entwickelt sein. Es sei nun am Berliner Senat, „die Gunst der Stunde“ zu erkennen und „einen neun Impuls am Forschungsstandort“ zu ermöglichen.

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