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Joseph Weizenbaum, aus dem Computerpionier wurde später ein Computerkritiker.

© picture-alliance/ dpa

Digitale Pioniere (23): Joseph Weizenbaum: Der Computerwissenschaftler, der zum Kritiker wurde

Mit dem Computerprogramm "Eliza" wurde Joseph Weizenbaum berühmt. Es imitierte ein Therapiegespräch beim Psychiater so überzeugend, dass die Wissenschaft begeistert war. Genau diese unkritische Haltung macht ihn zum Kritiker.

Aller Ehren wert

Joseph Weizenbaum war sowohl Computerpionier als auch ein bekannter Computerkritiker. Sein Wissen um die Technik machte ihn zu einem Mahner mit Gewicht.

Zur Person

Joseph Weizenbaum, geboren 1923 in Berlin, war in den 1950er Jahren an der Entwicklung von Großrechnern beteiligt. Später arbeitete er bei General Electric am ersten Datenverarbeitungssystem für Banken und war als MIT-Professor für Computerwissenschaft in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre mit dem Internet-Vorläufer Arpanet beschäftigt. Zu Berühmtheit brachte es Weizenbaum 1966 durch sein Programm Eliza. Es demonstrierte, wie Computer natürliche Sprache verarbeiten können. Das Programm simulierte ein (getipptes) Gespräch mit einem Psychiater derart überzeugend, dass viele Wissenschaftler den Durchbruch der Künstlichen Intelligenz kurz bevorstehen sahen.

Genau diese Begeisterung erschreckte Weizenbaum so sehr, dass der Computerpionier zu einem der größten Kritiker des sorglosen Umgangs mit dieser Technik wurde. In seinem Buch „Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft“ von 1976 fasste er seine Überzeugung von einer verantwortungsvollen und ethischen Informatik zusammen. Von der weiteren Entwicklung des Internets hatte Weizenbaum ebenfalls keine gute Meinung: „Ein Riesen-Müllhaufen mit ein paar Perlen darin“, nannte er das weltumspannende Netz einmal.

Als Kind emigrierte die jüdische Familie von Weizenbaum 1936 von Deutschland in die USA. 60 Jahre später zog Joseph Weizenbaum zurück nach Berlin. Seine kritische Haltung wurde hierzulande geschätzt. Er erhielt zahlreiche Ehrendoktorwürden und Auszeichnungen, darunter das große Bundesverdienstkreuz. Im März 2008 erlag Weizenbaum einem Krebsleiden.

Gut zu wissen

Im Internet sind noch immer eine Vielzahl von Eliza-Emulatoren zu finden, die den Nutzer mit der Frage „Wie kann ich Ihnen helfen?“ begrüßen. Die englischen Versionen sind anderen (es gibt auch deutsche) vorzuziehen, weil sie zur Analyse auf einen größeren Wortschatz zugreifen können. Ein Tipp: Seien Sie bitte nicht zu negativ, das mag Eliza gar nicht.

Vor 75 Jahren stellte Konrad Zuse den ersten funktionsfähigen Computer Z3 in Berlin vor. Aus diesem Anlass blicken das Zuse-Institut Berlin und der Tagesspiegel am 11. Mai auf einer internationalen Konferenz in die digitale Zukunft: „The Digital Future – 75 Years Zuse Z3 and the Digital Revolution.“  75 Folgen über die wichtigsten Wegbereiter des digitalen Zeitalters zeigen, was bisher geschah. Mehr zur Veranstaltung: www.science-match.info

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