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Dr. h.c. Binali Yildirim, der türkische Ministerpräsident.

© dpa/p-a

Debatte um Dr. h.c.: TU Berlin prüft Ehrendoktor des türkischen Ministerpräsidenten

Vor fünf Jahren bekam der türkische Politiker Binali Yildirim den Ehrendoktor der TU Berlin. Jetzt protestieren die Kurdische Gemeinde Deutschland und der Asta der TU

Noch vor fünf Jahren erfreute sich Binali Yildirim, heute türkischer Ministerpräsident, großer Wertschätzung durch die TU Berlin. Als die Fakultät für Elektrotechnik und Informatik ihm damals die Ehrendoktorwürde verlieh, lobte sie den damaligen Minister für Verkehr, Schifffahrtswesen und Kommunikation für seinen Einsatz für die Breitbandvernetzung in der Türkei und für die Türkisch-Deutsche Universität.

Jetzt wünschen sich manche, die TU möge den Geehrten wieder entehren. Die TU solle ihm die Ehrendoktorwürde aberkennen, forderte die Kurdische Gemeinde Deutschland vor drei Wochen in einem offenen Brief an die Hochschulleitung der TU. Yildirim habe eine tragende Rolle bei der Verfolgung Oppositioneller gespielt, auch bei der von Wissenschaftlern, und bei der Gleichschaltung der Medien. „Setzen Sie ein Zeichen“, appellierte der Bundesvorsitzende Ali Ertan Toprak an die TU-Leitung: „Ehre gebührt dem, der ehrenhaft bleibt.“

Der Passus aus dem Hochschulgesetz habe seine Wurzeln in der NS-Zeit

Der Allgemeine Studierendenausschuss der TU sieht das genauso und brachte das Thema am Mittwoch im Akademischen Senat aufs Tapet. Dort präsentierte TU-Präsident Christian Thomsen das überraschende Ergebnis der bisherigen Prüfung durch die Uni-Leitung: Zwar erlaube das Berliner Hochschulgesetz die Aberkennung eines Doktorgrads, sollte sich der Inhaber durch späteres Verhalten als unwürdig erwiesen haben. Doch habe dieser Passus seine Wurzeln im Nationalsozialismus. Dort habe vermeintlich „unwürdiges Verhalten“ als Grund hergehalten, 1936 Thomas Mann den Ehrendoktor wegzunehmen. Der Bund habe den missbrauchten Begriff im Jahr 2010 mit dem Gesetz über die Führung akademischer Grade schließlich abgeschafft.

Vor allem ist Thomsen sicher, dass ein Prozess um Yildirims Doktor nur zu verlieren ist. Denn das Bundesverfassungsgericht habe 2014 zu einem Fälschungsskandal erklärt, der Entzug eines Doktors wegen Unwürdigkeit sei überhaupt nur bei Verfehlungen auf dem Feld der Wissenschaft erlaubt.

Die FU erkannte Dubais Scheich Maktum die Ehrenmedaille wieder ab

Früh geehrt hat oft gereut: Das gilt in Berlin besonders für die FU. Im Jahr 2011 erkannte ihr Akademischer Senat Dubais Scheich Maktum die Ehrenmedaille von 2008 wieder ab. Auch hadert sie längst mit der Ehrenmedaille für Suzanne Mubarak, die Frau des ägyptischen Despoten Hosni Mubarak. Die frühere Bundesbildungsministerin Annette Schavan – die an der TU übrigens damals die Laudatio auf Yildirim gehalten hatte – kam der FU zuvor und gab ihre Ehrenprofessur wegen ihres Plagiatsskandals selbst zurück. Die TU will die Sache in ihrem Ehrenausschuss weiter prüfen und dem Berliner Senat eine Änderung des Hochschulgesetzes vorschlagen.

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