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Übung macht den Meister. Der achtjährige Zion Harvey beim Training.

© dpa

Chirurgie: US-Ärzten gelingt Hände-Transplantation bei Kind

Bislang wurden Gliedmaßen nur bei Erwachsenen und Zwillingen verpflanzt. Nun gelang US-Medizinern eine solche Operation bei einem Achtjährigen.

In den USA sind einem Kind erstmals zwei neue Hände transplantiert worden, meldet das Fachblatt „Lancet Child & Adolecscent Health“. Der achtjährige Patient kann anderthalb Jahre nach der Operation schreiben, eigenständig essen und sich anziehen.

Nach einer Blutvergiftung verlor Zion Harvey im Kleinkindalter Hände und Füße. Üblicherweise käme bei Kindern eine Transplantation aufgrund der erheblichen Nebenwirkungen von Medikamenten, die eine Abstoßung fremder Organe verhindern, nicht in Frage. Doch der Junge bekam die Arzneien ohnehin, ihm musste wegen der Blutvergiftung auch eine Niere verpflanzt werden.

Fingertraining mit Computerspielen

Bereits wenige Tage nach der Transplantation durch ein Ärzteteam des Kinderkrankenhauses Philadelphia, der Universität Pennsylvania und der Shriner-Kinderklinik konnte der Junge seine Finger bewegen. Er trainierte sie, indem er Computer spielte, mit Fingerpuppen übte und schrieb. Nach wenigen Monaten waren seine Nerven soweit gewachsen, dass er die Spenderhände bewegen und Berührungen spüren könnte.

Allerdings reagierte das Immunsystem des Jungen und richtete sich gegen das fremde Gewebe. Derzeit müssen die Ärzte die Körperabwehr mit vier verschiedenen Medikamenten unterdrücken. Darunter ist auch ein Cortisonpräparat, das sich negativ auf Wachstum und Knochengesundheit auswirken kann. Weitere Folgen der Transplantation waren Infektionen und Einschränkungen der Nierenfunktion infolge der hohen Medikamentendosis.

Teamarbeit macht schwierige OP möglich

Transplantationen von Gliedmaßen wurden bislang nur bei Erwachsenen und für einzelne Gliedmaßen bei eineiigen Zwillingen durchgeführt. „Dieser Fall zeigt, dass die Transplantation von Händen möglich ist, wenn Chirurgen, Experten auf dem Gebiet der Transplantation, Ergotherapeuten, Reha-Teams, Sozialarbeitern und Psychologen zusammenarbeiten“, sagt Sandra Amaral vom Kinderkrankenhaus von Philadelphia. Die Vorteile und mögliche Schäden von Handtransplantationen müssten sorgfältig abgewogen werden – insbesondere, wenn Kinder keine die Körperabwehr hemmenden Medikamente erhalten.

Hannah Seidl

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