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Das Cover des Buchs Goethes Faust und Einsteins Haken.

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Buch zum "Kampf der Wissenschaften": Goethe versus Einstein

Goethes Faust und Einsteins Haken: Ein Buch zum Kampf der Wissenschaftskulturen - geschrieben von einem jungen Autoren-Team.

„Naturwissenschaftliche Kenntnisse müssen zwar nicht versteckt werden, aber zur Bildung gehören sie nicht“, befand Ende des letzten Jahrtausends der Anglist Dietrich Schwanitz. Den Mathematiker, Physiker und Wissenschaftspublizisten Ernst Peter Fischer empörte der „Hochmut eines literarisch und philosophisch Gebildeten“ so sehr, dass er flugs ein Gegenbuch verfasste: „Die andere Bildung. Was man von den Naturwissenschaften wissen sollte“.

Ist die junge Generation der Natur- und Kulturwissenschaftler milder gestimmt? Gelingt ihr ein Verhältnis gegenseitiger Achtung und Anerkennung? Dafür spricht, dass die Germanistin und Historikerin Annika Brockschmidt und der Physiker Dennis Schulz seit Jahren gemeinsam den Podcast „Science Pie“ betreiben.

Von schrulligen Mathematikern und exzentrischen Dichtern

Nun haben die beiden ein Buch geschrieben: „Goethes Faust & Einsteins Haken“. Auch darin gibt es einen „Kampf“ der Wissenschaften – allerdings darum, wer die Leser besser unterhalten kann. Deshalb ist das Büchlein eine Fundgrube für gute Geschichten. Schulz und Brockschmidt erzählen von schrulligen Mathematikern und exzentrischen Dichtern, lassen ihre Disziplinen um die drastischsten Beschimpfungen und Beleidigungen, die krassesten Irrlehren und die schlimmsten Fälle von Ideenklau wetteifern.

Bücherwürmer gegen Formel-Fanatiker, „Laber“-Fächer gegen soziophobe Nerds. Weil das Autoren-Duo gemeinsam über eine Menge Wissen verfügt und es mit großer Munterkeit weitergibt, lernt man gerne von den beiden.

Gegen die Naturforscher treten Akteure der Kulturgeschichte an

Doch es ist ein ungleicher Kampf, den sie ausfechten: Während auf der Seite der Naturwissenschaften weltberühmte oder zu Unrecht vergessene Forscher in den Ring geschickt werden, treten auf der anderen Seite keine Literaturwissenschaftler und Historiker an, sondern die Gegenstände ihres wissenschaftlichen Interesses selbst: Kaiser Heinrich auf dem Weg nach Canossa, Schriftsteller-Dynastien wie die Familie Mann, Künstler wie Beuys und Martin Kippenberger und selbstverständlich auch Goethe und Schiller. Die Kultur selbst wird gegen die Wissenschaft von der Natur ins Feld geführt. Streng genommen werden also Äpfel mit Birnen verglichen. Immerhin erweisen sich hier beide als Früchte vom Baum der Erkenntnis.

Annika Brockschmidt und Dennis Schulz: Goethes Faust & Einsteins Haken. Rowohlt Taschenbuch Verlag 2017. 224 Seiten, 9,99 Euro

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