zum Hauptinhalt
Ein Lehrer steht an einer Wandtafel und schreibt Formeln an.

© dpa

Bildungsbarometer 2016: Lehrer für Gehaltszulage, gegen Ganztag

Deutschlands Lehrer stehen zwischen Reformabwehr und -freude: Sie sind gegen Ganztag und Inklusion, aber für Vergleichsarbeiten. Und sie wollen mehr Geld.

Lehrkräfte in Deutschland wünschen sich höhere Gehälter, möchten aber nicht, dass Gehaltszuschläge von Lernfortschritten der Schüler abhängig gemacht werden. Das geht aus dem ifo Bildungsbarometer 2016 hervor, das der Leiter des ifo Zentrums für Bildungsökonomik (München), Ludger Wößmann, am Mittwoch in Berlin vorstellte. Befragt wurden 700 Lehrkräfte – als Vergleichsgruppe zu einer Umfrage unter 4000 Bundesbürgern.

Quereinsteiger? Nein danke! Doch die Bevölkerung denkt anders

Weit auseinander liegen die Gruppen, wenn es um Statusfragen und Bildungsreformen geht. So sind zwei Drittel der Lehrkräfte für eine generelle Verbeamtung in ihrem Berufsstand, in der Bevölkerung sind es nur 33 Prozent. Ebenso bei den Lehrergehältern: 74 Prozent der Betroffenen wünschen sich, dass sie steigen, in der Gesamtbevölkerung sind es nur 40 Prozent. Leistungsabhängige Gehaltszuschläge befürworten 44 Prozent der Bundesbürger, aber nur 23 Prozent der Lehrkräfte. Wer in der Schule tätig ist, lehnt Quereinstiege in den Lehrerberuf mehrheitlich ab (59 Prozent), während fast die Hälfte der Bevölkerung dafür ist. Allerdings sind drei Viertel der Lehrer für einen Eignungstest vor dem Studium (Bevölkerung: 86 Prozent).

66 Prozent der Lehrkräfte wollen keine Inklusion

Sehr unterschiedlich ist wieder die Einstellung zu Inklusion und Ganztag. Gegen die gemeinsame Beschulung von Kindern mit und ohne Behinderungen sind 66 Prozent der Lehrkräfte, aber nur 34 Prozent in der Bevölkerung. Einen generellen Wechsel zu einem Ganztagsschulsystem, in dem alle Kinder bis 16 Uhr in der Schule sind, befürworten die Bundesbürger zu 48 Prozent, bei den Lehrkräften sind es nur 39 Prozent. Anderen Reformen gegenüber sind die Lehrkräfte aufgeschlossen: Zwei Drittel sind dafür, Bildungsstandards bundesweit einheitlich zu testen (Bevölkerung: 83 Prozent) und 61 Prozent wollen eine Grundschulzeit bis zur 6. Klasse (Bevölkerung: 67 Prozent).

Mehrheit für nachgelagerte Studiengebühren

Auch nach anderen Reizthemen der bildungspolitischen Diskussion wurde gefragt: In der Gesamtbevölkerung wünschen sich 57 Prozent eine abgeschlossene berufliche Ausbildung für ihr Kind und 43 Prozent einen Hochschulabschluss. Unter den Akademikern wollen allerdings 74 Prozent ein Studium für ihr Kind. Studiengebühren lehnen 46 Prozent ab, 42 Prozent sind dafür. Wird nach nachgelagerten Gebühren gefragt, die erst nach dem Studium gehaltsabhängig zu zahlen wären, sind 58 Prozent dafür.

Deutsche rechnen mit geringer Bildung bei Flüchtlingen

Ein weiteres Schwerpunktthema sind Flüchtlinge. Die Einschätzung, dass 78 Prozent einen niedrigen Bildungsstand haben, hält Bildungsökonom Wößmann für „realistisch“. Verlässliche Erkenntnisse zu den tatsächlichen Qualifikationen gebe es nicht. Nach der freiwilligen Selbstauskunft beim Bundesamt für Migration hätten aber zwei Drittel keinen berufsqualifizierenden Abschluss. Mehr als die Hälfte der Befragten glaubt folglich nicht, dass Flüchtlinge den Fachkräftemangel verringern. Groß ist die Zustimmung, dass Erwachsene das Recht und die Pflicht haben sollten, einen staatlich finanzierten Sprachkurs zu machen: Drei Viertel sind dafür. Bei den Flüchtlingskindern sprechen sich 56 Prozent für eine Kitapflicht ab drei Jahren aus.

Zur Startseite