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Die Humboldt-Universität stärkt ihre Zusammenarbeit mit zentraleuropäischen Hochschulen.

© Kitty Kleist-Heinrich

Austausch von Hochschulen: Europas Unis im Dialog halten

Der Austausch in der Wissenschaft dürfte in Europa künftig schwieriger werden. HU-Präsidentin Sabine Kunst will darauf mit intensiveren Kooperationen antworten - auch mit osteuropäischen Unis.

Grenzenloser Austausch in der Wissenschaft – in Europa dürfte das künftig schwieriger werden. Das liegt nicht nur am Brexit. Auch in Osteuropa behindern rechtskonservative Regierungen längst die Forschungsfreiheit. Für Sabine Kunst, die Präsidentin der Humboldt-Universität, kann es darauf nur eine Antwort geben: die Zusammenarbeit mit Unis in diesen Ländern nicht kappen, sondern ganz im Gegenteil ausbauen. Die HU hat ihren Verbund mit zentraleuropäischen Hochschulen – Budapest, Warschau, Prag – unlängst um die Uni Wien erweitert. Die Partnerunis hätten gerade „bei extrem politisierten Themen das Interesse, den Dialog zu halten“, sagte Kunst jetzt bei einer Diskussion anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Stiftung der Humboldt-Universität. Nicht zuletzt wirke der Netzwerkgedanke „der spürbaren Provinzialisierung anderswo entgegen“.

Welche Rolle spielen Universitäten bei den Herausforderungen, vor denen Europa steht? Unter diesem Thema stand die Diskussion der HU-Stiftung, die Forschungsvorhaben und auch Baudenkmäler der Uni fördert. Für Jean-Pierre Bourguignon, den Präsidenten des Europäischen Forschungsrates, stellen sich in Bezug auf Europa grundsätzliche Fragen. Rationales Denken mache den Kern von Wissenschaft aus, das durchzusetzen scheine aber immer schwieriger. „Es ist so, als ob einige der Prinzipien, auf die sich Europa geeinigt hatte, auf einmal nicht mehr gelten.“ Wolle man das ändern, müsse man der kommenden Generation „positive Perspektiven“ bieten.

"Wissenschaftler müssen Position beziehen"

Bourguignon blieb allerdings eher vage, was das sein könnte. Er sprach von „breiter Bildung“ und verstärkten persönlichen Kontakten über Ländergrenzen hinweg, etwa durch den Ausbau des Erasmus-Austausches. Ihm schwebe zudem vor, Initiativen von Studierenden mehr Raum zu geben, auch bei der EU-Förderung. Studierende seien erfahrungsgemäß diejenigen, die radikale Änderungen am schnellsten aufnehmen. „Diese Leute muss man fördern.“

Wilhelm Krull, Generalsekretär der Volkswagen-Stiftung, wies auf durchaus positive Entwicklungen hin. Betrachte man nicht nur die zwanzig besten Unis weltweit, sondern die ersten 200, sei Europa längst weit vor den USA. Auch bei Zitationen hätten europäische Forscher aufgeholt. Gleichwohl sei aber ein Vertrauensverlust in die Wissenschaft zu spüren. Das könne man kaum durch ein bisschen „Infotainment“ wieder herstellen.

Wie aber dann? Für Sabine Kunst ist entscheidend, dass „Wissenschaftler Position beziehen: Lamentieren bringt uns nicht weiter“. Die eigene Haltung streitbar in der Öffentlichkeit vertreten und Auseinandersetzungen auch aushalten – dieser Aufgabe müssten sich Wissenschaftler noch viel häufiger stellen.

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