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Im Reich der Asteroiden. Die Raumsonde „Dawn“ soll erkunden, wie ein Planet zur Zeit der Entstehung des Sonnensystems ausgesehen hat.Foto: p-a/dpa

© picture alliance / dpa

Wissen: Ankunft im Asteroidengürtel

Die amerikanische Raumsonde „Dawn“ soll morgen beim Urplaneten Vesta eintreffen und wird ihn ein Jahr lang umkreisen

Von Rainer Kayser, dpa

Das Ziel ist bereits in Sicht: Tag für Tag liefert die amerikanische Raumsonde „Dawn“ neue Bilder vom Asteroiden Vesta. Auf der Oberfläche des unregelmäßig geformten, rund 500 Kilometer großen Himmelskörpers sind bereits Krater auszumachen. Am morgigen 16. Juli ist es dann soweit, „Dawn“ soll in eine Umlaufbahn um Vesta einschwenken, ein Novum in der Geschichte der Raumfahrt. Ein Jahr lang soll die Sonde die Oberfläche des Asteroiden fotografieren und seine chemische Zusammensetzung untersuchen.

Zu den Messgeräten an Bord zählen auch zwei in Deutschland entwickelte Kameras, die aus einer Flughöhe von 50 Kilometern noch fünf bis zehn Meter große Einzelheiten auf der Oberfläche von Vesta sichtbar machen sollen. Die Wissenschaftler hoffen, dass die Aufnahmen Spuren eines ursprünglichen Magmaozeans auf dem Asteroiden zeigen, eingefroren in seinem Zustand zum Zeitpunkt der Entstehung des Himmelskörpers.

Die an der Mission beteiligten Forscher erhoffen sich aber nicht nur Erkenntnisse über Vesta, sondern auch über die Entstehungsgeschichte unseres Planetensystems insgesamt. Denn vermutlich handelt es sich bei dem Asteroiden um einen weitgehend unveränderten Protoplaneten aus der Frühzeit des Sonnensystems.

Vor 4,5 Milliarden Jahren umgab eine wirbelnde Scheibe aus Gas und Staub die junge Sonne. Die Staubteilchen bildeten kleine Zusammenballungen, durch Zusammenstöße und Verschmelzungen entstanden daraus immer größere Objekte. Erst kilometergroße Planetesimale, dann Protoplaneten mit bis zu 1000 Kilometern Durchmesser und schließlich die heutigen Planeten. Einer dieser frisch gebackenen Planeten erwies sich als Störenfried. Jupiter, ein Riese mit mehr als der 300-fachen Masse unserer Erde, verhinderte mit seiner gewaltigen Schwerkraft die Bildung eines weiteren Planeten im Bereich des heutigen Asteroidengürtels.

Die dort erhaltenen Protoplaneten sind deshalb, so hoffen die Wissenschaftler, eine Art Geschichtsbuch der Planetenentstehung. Allerdings haben Zusammenstöße untereinander die meisten der Protoplaneten über die Jahrmilliarden hinweg zerstört. Der Asteroidengürtel ist heute übersät mit den Trümmern dieser kosmischen Katastrophen: kilometergroße, unregelmäßig geformte Asteroiden, die durch die vielen Kollisionen oftmals nur noch aus locker gepacktem Gesteinsschutt bestehen. Vesta jedoch ist anscheinend weitgehend im ursprünglichen Zustand erhalten geblieben.

Im Juli 2012 soll Dawn dann ihre Reise fortsetzen. Das zweite Ziel ist Ceres, das heute als Zwergplanet eingestufte, mit einem Durchmesser von mehr als 900 Kilometern größte Objekt im Asteroidengürtel. Im Februar 2015 soll die Sonde den Zwergplaneten erreichen. Der Weiterflug von Vesta zu Ceres ist möglich, weil Dawn mit einem sparsamen Ionentriebwerk ausgestattet ist. Rainer Kayser

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