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AhA: Warum haben Insekten Facettenaugen?

Ohne Teleskope wüssten wir wenig vom Universum. Fernrohre sammeln das Licht der Gestirne mithilfe von Linsen oder Spiegeln.

Ohne Teleskope wüssten wir wenig vom Universum. Fernrohre sammeln das Licht der Gestirne mithilfe von Linsen oder Spiegeln. Ihre Erfindung war kein einzigartiger Geniestreich, sondern eher Konvergenz: Im 17. Jahrhundert tauchten verschiedene Linsen- und Spiegelfernrohre zeitgleich an mehreren Orten auf.

Auch Linsen- und Spiegelaugen wurden mehrfach „erfunden“. Linsenaugen entwickelten sich im Erdaltertum bei Wirbeltieren und Tintenfischen. Und kürzlich entdeckten Forscher, dass der Gespensterfisch über eine ähnliche Spiegeloptik verfügt wie Muschelarten, bei denen ein Hohlspiegel das Licht auf die Netzhaut wirft. Die ganze Formenvielfalt der Augen entstand vor 500 Millionen Jahren innerhalb relativ kurzer Zeit. So waren schon die Vorläufer der Insekten, im Meer lebende Gliederfüßer, mit Facettenaugen ausgestattet: Zusammenschlüsse aus vielen Einzelaugen. „Eine Fruchtfliege hat pro Auge etwa 600 Facetten“, sagt Martin Egelhaaf von der Uni Bielefeld. Bei größeren Fliegenarten seien es bis zu 3000 Einzelaugen, bei Libellen noch mehr.

Am Eingang eines einzelnen Auges bündelt eine Linse das Licht. Darunter liegt ein pigmentierter Kristallkegel. Durch seine spitze untere Öffnung gelangt nur jenes Licht zu den Sehzellen, das parallel zur Längsachse des Auges einfällt. Jedes Einzelauge sieht nur einen Ausschnitt der Umgebung. Erst alle Facetten zusammen liefern ein vollständiges, aber recht grob gerastertes Bild.

Jäger wie Katzen oder Eulen peilen ihre Beute mit nach vorne gerichteten Augen an. Bei Gejagten wie Fliegen sitzen die halbrunden Facettenaugen seitlich. „Durch den Panoramablick sehen sie die Feinde eher“, sagt der Neurobiologe.

Während für uns ein Film mit 20 Bildern pro Sekunde bereits die Illusion einer fließenden Bewegung erzeugt, können Insekten in jeder Sekunde bis zu 300 Bilder getrennt wahrnehmen. Die komplexen Augen der Flugkünstler gehen auf marine Vorläufer zurück, auf Strukturen, die keine beliebigen Anpassungen an die Umwelt zuließen. Sie sind aber zugleich Ergebnis einer aktiven Suche nach Überlebensmöglichkeiten einzelner Arten. Thomas de Padova

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