zum Hauptinhalt
So sah er aus. Dieser Nachbau der Z3 von Konrad Zuse war 2010 in der hessischen Landesvertretung in Berlin zu sehen.

© picture alliance / dpa

75 Jahre Computer: Der Ur-Computer aus Berlin

Am 12. Mai 1941 stellte Konrad Zuse in Berlin-Kreuzberg den ersten funktionsfähigen, frei programmierbaren Computer "Z3" vor. Er markiert den Aufbruch in das digitale Zeitalter.

Er wollte eine Maschine bauen, die ihm das Rechnen abnimmt – so begründete Konrad Zuse einmal die Arbeit an seinen Rechengeräten. Das klingt etwas lapidar und täuscht womöglich darüber hinweg, mit welchem Ehrgeiz der junge Berliner Ingenieur seine Vision in die Tat umzusetzen versuchte. Zuse, Jahrgang 1910, arbeitete nach dem Studium zunächst als Statiker bei den Henschel-Flugzeugwerken in Schönefeld. Bald warf er hin, um sich ganz dem Bau einer Rechenmaschine zu widmen. Von 1936 bis 1938 werkelte er daran, schnitt tausende Bleche, entwickelte ein Programm. Dann stand die „Z1“, im Wohnzimmer seiner Eltern in der Kreuzberger Methfesselstraße Nummer 7.

Die Maschine arbeitete rein mechanisch – und klemmte oft. Doch sie rechnete bereits im binären System, in dem alle Informationen mit „0“ und „1“ codiert werden. Ihre grundlegenden Rechenvorschriften ließen sich auch für die Steuerung von Relais nutzen. Diese Technik nutzte Zuse für die „Z2“ und die Weiterentwicklung „Z3“, bei der ihn sein Freund Helmut Schreyer tatkräftig unterstützte. Am 12. Mai 1941 präsentierte er das Gerät einer Handvoll hochrangiger Wissenschaftler. Was sie zu sehen bekamen, sollte als „Ur-Computer“ in die Geschichte eingehen: der erste funktionsfähige, frei programmierbare Digital-Rechner der Welt.

Alte Telefonrelais und Ufa-Filmstreifen

Eine Tonne wog das Monstrum, zweieinhalbtausend Relais steckten darin. Zusammengebaut war es überwiegend aus Altmaterial; Zuse hatte gebrauchte Telefonrelais verwendet, die Lochstreifen für die Codierung waren alte Ufa-Filmstreifen. Die Z3 beherrschte die vier Grundrechenarten und konnte Wurzel ziehen, im Routineeinsatz war sie jedoch nie. Bei einem Bombenangriff am 21. Dezember 1943 wurde sie einschließlich Originalfotos zerstört, lediglich die Zeichnung blieb erhalten. Sie ist die Grundlage für heutige Nachbauten, von denen eine im Deutschen Technikmuseum in Berlin steht.

Die Z3 war nicht die einzige Rechenmaschine jener Zeit, der Aufbruch ins Computerzeitalter lag förmlich in der Luft. In Großbritannien und den USA wurden mit der „Mark I“ beziehungsweise „Eniac“ bald darauf weitere wegweisende Geräte vorgestellt. Die Entwicklungen in der Computertechnik erfolgten schnell – und maßgeblich in diesen beiden Ländern. Dadurch verschob sich der Fokus der Öffentlichkeit. Erst in den vergangenen Jahren wurde die Rolle Konrad Zuses als Computerpionier international wiederentdeckt und anerkannt.

Die Nachfolgerin der Z3 arbeitete an der ETH Zürich

Der Berliner Ingenieur kämpfte weiter für seine Vision und baute während des Krieges die Z4. Sie überstand die Wirren jener Zeit und wurde 1950 an die ETH Zürich gebracht, wohin sie bis 1955 vermietet war. Später kam sie ins Deutsche Museum in München.

Der Erfinder selbst gründete nach dem Krieg die „Zuse KG“, die später von Siemens aufgekauft wurde. Er starb 1995 im hessischen Hünfeld.

Weitere digitale Pioniere finden Sie in dieser Tagesspiegel-Serie. Anlässlich dieses Jubiläums fand am Mittwoch, dem 11. Mai 2016, eine Konferenz "Science Match - The Digital Future" statt, die vom Tagesspiegel zusammen mit dem Zuse-Institut Berlin veranstaltet wurde. Einen Bericht von dieser Konferenz lesen Sie hier.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false