zum Hauptinhalt
Eine Frau betrachtet eine Perle, die sie zwischen den Fingern hält.

© Stefan Puchner/dpa

42.000 Jahre alte Perlenfunde: So schmückten sich die Eiszeitmenschen

Mit Perlen aus Mammutelfenbein schmückten sich die Menschen vor 42.000 Jahren auf der Schwäbischen Alb. Sie schufen auch die "Venus vom Hohle Fels".

Wissenschaftler haben in einer Höhle bei Ulm 40 Perlen aus der Eiszeit entdeckt. Die handgearbeiteten Stücke aus Mammutelfenbein seien in ihrer Machart weltweit einmalig, sagte der Tübinger Archäologe Nicholas Conard bei der Präsentation der Funde am Freitag in Blaubeuren bei Ulm.

Die Perlen seien 42.000 bis 34.000 Jahre alt und damit der früheste Nachweis für die komplexe Herstellung von Elfenbeinperlen weltweit.

Fundort: die Höhle, aus der auch die "Venus vom Hohle Fels" stammt

Der Schmuck stammt aus dem „Hohle Fels“ bei Schelklingen, wo Conard und sein Team vor zehn Jahren bereits die berühmte Venus gefunden hatten, die als älteste figürliche Darstellung eines Menschen gilt. Zu den 2009 präsentierten Sensationsfunden gehörte auch eine mehr als 35.000 Jahre alte Flöte aus Gänsegeierknochen - das älteste Musikinstrument der Welt.

Ein Archäologe präsentiert eine Fundstätte.
Der Archäologe Nicholas Conard an einer Fundstätte auf der Schwäbischen Alb.

© Stefan Puchner/dpa

Und jetzt der Schmuckfund. Einzelne Perlen aus dem „Hohle Fels“ sind zwei- und dreifach durchlocht. Dafür gebe es keine Parallele aus anderen Regionen, erklärte Conard am Freitag. Verwendet wurden die im vergangenen Jahr ausgegrabenen Schmuckstücke vermutlich als Knöpfe. Conard vermutet, dass die Menschen im Ach- und Lonetal die neuen Schmuckformen "als Ausdruck einer Konkurrenz zum Neandertaler oder als Reaktion auf die radikalen Umweltveränderungen in dieser Zeit" produziert haben.

Perlen stärkten die Gruppenidentität

Mit dem Schmuck hätten die Menschen vermutlich ihre "Gruppenidentität" stärken wollen, teilt die Universität Tübingen mit. Die Grabungsteams haben in den Höhlen der beiden Täler in den vergangenen Jahren bereits hunderte doppelt durchlochter Perlen aus Mammutelfenbein gefunden. "Diese Form wurde nicht mit Menschen aus anderen Regionen geteilt, obwohl europaweit Kontakte bestanden", sagt Sibylle Wolf, wissenschaftliche Koordinatorin und Mitarbeiterin am Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment der Universität.

Dass die Perlen über einen Zeitraum von 6000 Jahren auftreten, bezeuge "eine Tradition des Herstellens und Tragens dieser sehr speziellen Form", sagt Wolf.

Wichtiges Zeugnis neben ältesten Kunstwerken und Musikinstrumenten

Neben den figürlichen Kunstwerken und Musikinstrumenten sei die Entwicklung des Schmucks "als persönliches und gesellschaftliches Ausdrucksmittel ein wichtiges Element der kulturellen Entwicklung vor 40.000 Jahren", hieß es am Urgeschichtlichen Museum in Blaubeuren, wo die Perlen ab sofort als "Fund des Jahres" zu sehen sind. Die "Venus vom Hohle Fels" und die ältesten Musikinstrumente werden in der Dauerausstellung gezeigt.

Sechs Eiszeithöhlen der Schwäbischen Alb, darunter der „Hohle Fels“, waren am 9. Juli von der Unesco zum Welterbe erklärt worden. (mit epd)

Zur Startseite