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Ein Ölfeld in der Wüste, rund 150 Kilometer von Riad, Saudi-Arabien. Die Unternehmen der Ölindustrie legen ein Großprojekt nach dem anderen auf Eis. Der niedrige Ölpreis ist nur ein Grund. Auch Saudi-Arabien denkt laut über eine Zukunft nach den fossilen Energieträgern nach.

© dpa

Update

Zwölf-Jahres-Tief: Der Ölpreis ist auf Talfahrt

Diesel und Heizöl sind jetzt günstig: Die Preise für Nordsee- und US-Öl sind so niedrig wie seit zwölf Jahren nicht mehr – und es soll weiter abwärts gehen.

Öl ist so billig wie zuletzt vor zwölf Jahren – und der Preis dürfte im kommenden Jahr weiter fallen. Die Analysten der US-Investmentbank Goldman Sachs sehen den Preis für ein Fass (159 Liter) der US-Ölsorte WTI sogar bis auf 20 Dollar rutschen. Am Montag kostete ein Barrel 34,31 Dollar, vor einem Jahr waren es noch mehr als 60 Dollar.

Für Verbraucher zahlt sich dies doppelt aus: Wegen des milden Winters fällt die Heizkostenrechnung 2015 ohnehin niedriger aus als in den Vorjahren. Autofahren ist in der Vorweihnachtszeit ebenfalls günstig: Ein Liter Super kostete am Montag im Bundesdurchschnitt 1,257 Euro, der Dieselpreis lag bei 1,022 Euro – und damit vor den Feiertagen erwartungsgemäß etwas höher als an den Tagen zuvor. Ein Liter Diesel kostete Anfang Dezember weniger als einen Euro.

Hintergrund des Preisverfalls – die Rohölnotierungen sind seit Anfang 2012 um 70 Prozent eingebrochen – ist der anhaltende Wettbewerb der Öl-Förderländer einerseits und die schwache Nachfrage andererseits. Daran wird sich nach Einschätzung von Experten bis auf Weiteres auch nichts ändern.

Keine Trendwende in Sicht

Am Dienstag erholte sich der Preis für ein Barrel Brent zur Lieferung im Februar zwar und lag am Morgen bei 36,64 Dollar. Ein Fass WTI kostete 36,16 Dollar. Fachleute sehen darin aber keine Trendwende.

„Die Musik spielt womöglich weit über 2016 hinaus nicht mehr wie im letzten Jahrzehnt in erster Linie in den häufig von politischen Spannungen geprägten Förderländern, sondern auf den großen Absatzmärkten“, glaubt Heinrich Peters von der Helaba. Die Entwicklung der Nachfrage in Europa und in Asien werde die zentrale Rolle spielen, weil der größte Nachfrager, die USA, sich inzwischen annähernd selbst mit Öl versorgen könne. Der Wettbewerb unter den Ölproduzenten – „auch innerhalb der Opec und nicht nur durch die Wiederkehr des Iran“ – werde intensiv bleiben. Gleichzeitig gebe es üppige Vorräte. Die US-Ölreserven sind allein in der vergangenen Woche auf 491 Millionen Barrel gestiegen. „Das ist der höchste Stand für diese Jahreszeit seit 1930“, schrieben die Analysten der ANZ Bank. Laut Helaba-Experte Peters hängt der extreme Lageraufbau im Jahr 2015 wie ein „Damoklesschwert“ über dem Markt.

Zahl der Ölbohrungen sinkt

Auslöser für den aktuellen Kursrutsch ist die wieder gestiegene Zahl der Ölbohrungen in den USA. Dem Ölindustrie- Dienstleister Baker Hughes zufolge wurde dort in der vergangenen Woche an 541 Stellen nach dem „schwarzen Gold“ gebohrt – ein Plus von 17 Bohrlöchern. Die Ölförderer kämpfen seit über einem Jahr um ihre Marktanteile. Dabei geht es ihnen darum, die Konkurrenten mit höheren Förderkosten wie die Schieferöl-Produzenten aus den USA vom Markt zu verdrängen.

Schieferöl wird mit Hilfe des umstrittenen Fracking-Verfahrens mit hohem technischen und finanziellen Aufwand aus dem Gestein gelöst. Der US-Ölboom der vergangenen Jahre ist einer der Gründe für das aktuelle Überangebot. Mit dem Sturz unter den Tiefstand von 2008 hat der Preisverfall aber eine neue Dimension erreicht.

„Der US-Produktionsanstieg bei diesen niedrigen Ölpreisen deutet darauf hin, dass die Schieferöl-Förderer ihr Produktionsniveau halten wollen“, schrieben die ANZ Bank-Analysten. Der Anstieg der Zahl der US-Bohrlöcher sei aber nur ein Ausreißer, betonte Rohstoff-Experte Jim Ritterbusch, Mitgründer der Beratungsfirma Ritterbusch & Associates. Der langfristige Trend zeige weiter nach unten. Früheren Angaben von Baker Hughes zufolge lag die Zahl der aktiven Ölbohrungen im November weltweit bei 2047 – ein Minus von etwa 44 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Gleichzeitig fluten die Opec-Staaten den Weltmarkt weiter mit Öl. Am Wochenende bekräftigte der irakische Ölminister, dass das Kartell an dieser Politik festhalte. Die weltweite Fördermenge wird der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge 2016 steigen. Das Plus bei der Förderung werde den Rückgang in den übrigen Staaten mehr als aufwiegen. Ein Grund hierfür ist die erwartete Rückkehr iranischen Öls auf den Markt. In den ersten zwölf Monaten nach Aufhebung der westlichen Sanktionen gegen die Islamische Republik würden deren Exporte um 500 000 Barrel pro Tag steigen, prognostizierte IEA-Chef Fatih Birol.

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