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Ein Monteur arbeitet im Bombardier-Werk in Hennigsdorf an einem Zug.

© Bernd Settnik/dpa

Zukunft von Zughersteller: Bombardier-Mitarbeiter müssen weiter bangen

Bombardier will seine Zugsparte umstrukturieren und weltweit 5000 Arbeitsplätze streichen. Eckpunkte für Sparpläne sollen Ende Juni vorliegen.

Die deutschen Mitarbeiter des Zugherstellers Bombardier Transportation müssen weiter um ihre Zukunft bangen. Am Freitag beriet der Aufsichtsrat des Unternehmens in einer außerordentlichen Sitzung über die Umsetzung des im Oktober vergangenen Jahres verkündeten Sparkurses. Die Zugsparte des kanadischen Flugzeug- und Bahnkonzerns will weltweit 5000 Arbeitsplätze streichen. Wie sehr die Sparpläne die deutschen Standorte betreffen werden, ist allerdings auch nach der Aufsichtsratssitzung am Freitag völlig offen.

Laut Unternehmenssprecher Andreas Dienemann hatte bei dem Treffen ein von Bombardier eingesetzter externer Berater ein eigenes Konzept für die Umsetzung der Sparpläne vorgelegt. Dieses soll nun mit den Vorstellungen der Geschäftsführung und der Arbeitnehmervertreter zusammengeführt werden und in ein Eckpunktepapier über die Neuausrichtung von Bombardier in Deutschland einfließen. Vorgestellt werden soll es bei der nächsten ordentlichen Aufsichtsratssitzung am 29. Juni. „Dem Aufsichtsrat ist bewusst, dass dies erheblich von der Bereitschaft zu sozialen Innovationen und Lösungsmodellen zum Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen abhängt“, sagte Aufsichtsratschef Wolfgang Tölsner. Die Gewerkschaft IG Metall hatte im Vorfeld der außerordentlichen Aufsichtsratssitzung von Bombardier gefordert, im Rahmen der Umstrukturierung auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten.

Deutschland-Zentrale in Berlin

Bombardier hat in Deutschland insgesamt 8500 Beschäftige. Neben dem größten Werk in Hennigsdorf (Brandenburg) mit rund 2400 Mitarbeitern betreibt das Unternehmen in Deutschland sechs weitere Produktionsstätten für Schienenfahrzeuge sowie Antriebs- und Steuerungstechnik in Siegen und Mannheim (Baden-Württemberg), Görlitz und Bautzen (Sachsen), Kassel (Hessen) und Braunschweig (Niedersachsen). Die Deutschland-Zentrale befindet sich in Berlin.

Während dort der Aufsichtsrat tagte, wurde bekannt, dass die US-Regierung wegen mutmaßlich unfairer Subventionen für Bombardier ein Verfahren gegen Kanada eingeleitet hat. Grund sei eine Beschwerde des US-Konkurrenten Boeing, erklärte US-Handelsminister Wilbur Ross. Kanada erklärte umgehend, hinter dem Verfahren stecke eine „Taktik“ von Boeing, um die Konkurrenz auszubremsen. Außenministerin Chrystia Freeland deutete Strafmaßnahmen gegen das US-Unternehmen an. Neben Lokomotiven und anderen Schienenfahrzeugen entwickelt Bombardier auch Flugzeuge.

Bei dem Streit geht es um zwei neue Mittelstreckenflugzeuge

Bei dem jetzt eskalierten Streit geht es um zwei neue Mittelstreckenmaschinen des Unternehmens, die CS100 mit 100 Plätzen und die CS300 mit 150 Plätzen – sie sind eine direkte Konkurrenz für die B737 von Boeing. Der US-Flugzeugbauer hatte Ende April Beschwerde gegen Bombardier eingelegt. Der kanadische Flugzeugbauer verkaufe die Maschinen unter Herstellungskosten und habe mehr als drei Milliarden Dollar (2,7 Milliarden Euro) Subventionen vom Staat bekommen, lautete der Vorwurf. Freeland erklärte, das von den USA eingeleitete Wettbewerbsverfahren ziele „klar darauf ab, den Verkauf der neuen Modellreihe von Bombardier auf dem US-Markt zu verhindern“. Sie kündigte an, Kanada überprüfe nun die Rüstungsausgaben, von denen Boeing profitiere.

Derweil spekulierte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" darüber, ob bald ein chinesischer Investor bei Bombardier einsteigen könnte.

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