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Fast zwei Drittel der Deutschen arbeiten auch am Samstag.

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Update

Zu hoher Leistungsdruck: Beschäftigte klagen über immer mehr Stress im Job

Laut Stressreport 2012 meint knapp die Hälfte der Erwerbstätigen, dass der Stress im Arbeitsalltag zugenommen hat. Gründe dafür seien zu hoher Leistungsdruck und zu wenige Ruhepausen. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen sieht nun die Unternehmen in der Pflicht.

Hoher Druck am Arbeitsplatz: Fast jeder Fünfte fühlt sich überfordert - und 43 Prozent der Berufstätigen in Deutschland klagen über wachsenden Stress. Das geht aus dem „Stressreport Deutschland 2012“ der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hervor, der am Dienstag in Berlin vorgelegt wurde. Für die Studie wurden bundesweit fast 18 000 Arbeitnehmer zu psychischen Anforderungen, Belastungen und Stressfolgen ihres Arbeitsalltags befragt. Ergebnis: Anforderungen und positive Aspekte im Berufsalltag haben sich seit 2005/2006 „auf hohem Niveau“ kaum verändert.

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) rief Arbeitgeber und Gewerkschaften auf, gemeinsam gegen Stress am Arbeitsplatz zu kämpfen. „Es besteht Handlungsbedarf in unseren Betrieben“, sagte sie bei einer Tagung zu Psychostress im Job am Dienstag. „Ohne die Sozialpartner geht es aber nicht.“ Nach der Studie sind Termin- und Leistungsdruck in Deutschland häufiger als im Durchschnitt der 27 EU-Länder: Jeder zweite Befragte (52 Prozent) gibt das an. Fast jeder Zweite (44 Prozent) wird bei der Arbeit durch Telefonate und E-Mails unterbrochen. Knapp 60 Prozent fühlen sich durch das gleichzeitige Erledigen verschiedener Aufgaben belastet. Für 35 Prozent ist die Arbeitswoche länger als 40 Stunden. 26 Prozent klagen darüber, dass sie keine Pausen machen können.

Insgesamt 64 Prozent arbeiten auch samstags, 38 Prozent an Sonn- und Feiertagen. Besonders belastet sind Chefs. Das erschwere zugleich eine gute Personalführung, sagte BAuA-Präsidentin Isabel Rothe. Von der Leyen sagte, die Zahlen sprächen eine deutliche Sprache.

„Wir haben 2011 59 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage wegen psychischer Erkrankungen registriert. Das ist ein Anstieg um mehr als 80 Prozent in den letzten 15 Jahren.“ Daraus ergäben sich Produktionsausfälle von sechs Milliarden Euro. „Es kostet richtig viel Geld.“ Psychische Erkrankungen seien bei der Frühverrentung mit 41 Prozent inzwischen „Ursache Nummer eins“.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund machte die Arbeitgeber für das vorläufige Scheitern der geplanten gemeinsamen Erklärung gegen Psychostress verantwortlich. Die Studie zeige, „dass Arbeit der Stressfaktor Nummer eins ist und psychische Belastungen bei der Arbeit dringend abgebaut werden müssen“, sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. Sie forderte eine Anti-Stress-Verordnung.

Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt signalisierte weitere Gesprächsbereitschaft. Es schade aber der Sache, wenn die Debatte über psychische Gesundheit mit falschen Zahlen, verzerrenden Darstellungen und unberechtigten Vorwürfen geführt werde. Der Grund für den Anstieg festgestellter psychischer Erkrankungen liege vor allem in geänderten Diagnosen. Auch die Betriebe, so Hundt, seien an der psychischen Gesundheit ihrer Mitarbeiter interessiert. Es offenbarten sich jedoch nur 16 Prozent derer, die Hilfe benötigen, ihren Vorgesetzten. Das Thema müsse aus der Tabuzone heraus.

Nach den Worten von der Leyens sind die Arbeitgeber schon heute zur Prävention auch zum psychischen Arbeitsschutz gesetzlich verpflichtet: „Mit allen Sanktionen, mit allen Konsequenzen.“ Arbeitsschutz gebe es aber wegen der unterschiedlichen Betriebsbedingungen „nicht von der Stange“.

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