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Mensch und Roboter arbeiten zusammen. Das ist ein Merkmal der Digitalisierung in der Industrie.

© Marijan Murat/dpa

Zehn-Länder-Vergleich: China überholt Deutschland im Digital-Ranking

Wie digital ist Deutschland? Nicht digital genug, wie eine aktuelle Studie zeigt. Die Bundesregierung reagiert betreten.

Zu langsam und zu wenig sichtbar - die Autoren einer neuen Studie stellen der deutschen Wirtschaft in puncto Digitalisierung ein verheerendes Zeugnis aus. Die logische Folge: Im Vergleich der zehn führenden Industrieländer fällt Deutschland um einen Platz auf den sechsten Rang zurück. Das geht aus dem "Monitoring Wirtschaft Digital" hervor, den Wirtschaftswissenschaftler des Mannheimer ZEW für die Bundesregierung erstellt haben.

In dem Ranking macht China den größten Sprung und zieht an Deutschland vorbei. Den Rückschritt hat sich die Wirtschaft, die gerne mit dem Schlagwort Industrie 4.0 für die Vernetzung von klassischer Industrie und IT-Wirtschaft wirbt, offenbar zu großen Teilen selbst zuzuschreiben. Bei der Digitalisierung hätten hiesige Unternehmen auf dem Weltmarkt eine unterdurchschnittliche Bedeutung. Zudem gehe die Digitalisierung zu langsam voran, heißt es in der Studie.

Machnig: "Luft nach oben"

Die Bundesregierung reagiert betreten auf die Ergebnisse. „Die Zahlen zeigen, dass bei der Digitalisierung unserer Wirtschaft Luft nach oben ist“, sagte Matthias Machnig, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie am Freitag in Berlin. Die Politik müsse gemeinsam mit der Wirtschaft noch stärkere Anstrengungen unternehmen, „um in Zukunft eine Spitzenposition bei der Digitalisierung zu erreichen“.

Zur Hannover Messe im Frühjahr hatte die Bundesregierung den Prozess zur Digitalisierung der Wirtschaft neu aufgesetzt. Seither sollen Wirtschafts- und Forschungsministerium die Zusammenarbeit der Unternehmen etwa bei der Schaffung neuer Industriestandards gemeinsam koordinieren. Aus Sorge, im Wettlauf mit den USA bei der Digitalisierung zurückzufallen, hatte sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel eingeschaltet und ein effizienteres Vorgehen verlangt.

Am 18. und 19. November sollen die beteiligten Unternehmen - unter anderem die Telekom -, Forschungseinrichtungen - allen voran Fraunhofer-Gesellschaft - sowie Gewerkschaften und Verbände ihre Ergebnisse präsentieren. Dann findet in Berlin der Nationale IT-Gipfel statt.

Zurückhaltung gegenüber digitalen Diensten

Defizite entdeckten die Autoren der Studie, zu denen auch TNS Infratest gehört, vor allem in der gewerblichen Wirtschaft. Geschäftsabläufe und unternehmensinterne Prozesse seien nicht ausreichend digitalisiert, digitale Dienste und Technologien würden nicht ausreichend genutzt. Dienstleistungsunternehmen seien hingegen deutlich stärker digitalisiert.

Der schleppende Fortschritt geht offenbar mit einer gesellschaftlichen Zurückhaltung einher. Digitale Produkte und Dienste würden "durch die Bevölkerung, die Unternehmen und die öffentlichen Verwaltungen im weltweiten Vergleich nur durchschnittlich genutzt".

USA unangefochten an der Spitze

Die deutsche Internet-Wirtschaft hat 2014 den Ergebnissen zufolge Güter und Dienstleistungen im Wert von knapp über 100 Milliarden Euro umgesetzt. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt entspricht dieser Wert einem Anteil von rund 3,5 Prozent. Als besonders chancenreiche Wachstumsfelder macht die Studie IT-Sicherheit, mobile Computing und Transaktionsdienste aus.

Neben China rangieren Japan, Großbritannien und Südkorea vor Deutschland. Die USA bleiben deutlicher Spitzenreiter.

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