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© picture-alliance/ dpa

Wirtschaft: Walfang bleibt verboten – und geht doch weiter

Keine Fangquoten für Japan, Norwegen und Island

Berlin - Für viele Naturschützer war es nur ein halber Triumph. Die Verhandlungen der Internationalen Walfangkommission (IWC) um ein umstrittenes Kompromisspapier zur Zukunft des Walfangs sind vorzeitig gescheitert. Damit bleibt die Jagd auf die Meeressäuger zunächst weltweit verboten. Das teilte der IWC-Vizechef Anthony Liverpool den 88 Ländervertretern am Mittwoch in Agadir mit.

Die Bundesregierung und Umweltschutzorganisationen begrüßten zwar den Erhalt des Fangverbots. „Wir sind froh, dass wir nicht zum Walfang zurückgekehrt sind“, sagte Thilo Maack, Meeresbiologe bei Greenpeace. Dennoch habe man die Chance verpasst, sich auf eine vernünftige Lösung mit Blick auf einen besseren Schutz der Wale zu einigen, kritisierte Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU). „Das Scheitern dieser Gespräche zementiert den Status Quo“, kritisierte auch WWF-Artenschutzexperte Volker Homes. So blieben bedrohte Arten weiter auf Japans Abschussliste.

Der Kompromissvorschlag, den die Delegierten auf der seit Montag laufenden Jahrestagung der IWC im marokkanischen Agadir hinter verschlossenen Türen verhandelten, sah offizielle Fangquoten für Japan, Norwegen und Island vor. Das generelle Verbot des kommerziellen Walfangs, das seit der Verabschiedung des Internationalen Moratoriums 1986 gilt, wäre für zehn Jahre ausgesetzt worden. Den drei Walfangnationen wäre sowohl die Jagd in Schutzgebieten als auch die Jagd auf bedrohte Arten wie Finn- und Seiwale erlaubt gewesen.

Mit dem Kompromiss, der Kontrollen der IWC auf den Walfangflotten und ein Exportverbot des Fleisches vorgesehen hatte, sollte die Zahl der getöteten Wale vermindert werden. Zudem wären damit die drei Staaten wieder unter die Aufsicht der IWC gestellt worden. Denn Island, Norwegen und Japan jagen trotz des Verbots Wale, im vergangenen Jahr töteten sie 2000 Tiere. Während Island und Norwegen Widerspruch gegen das Verbot eingelegt haben und auf die Tradition des Walfangs in ihren Ländern pochen, gibt Japan vor, die Wale zu „wissenschaftlichen Zwecken“ zu fangen. „Diese Schlupflöcher im Moratorium bleiben nun weiter bestehen“, kritisiert Maack.

Die Fronten waren bereits im Vorfeld verhärtet. Die EU und Deutschland hatten weitreichende Veränderungen des Kompromisspapiers gefordert. „Uns ging es um das Verbot des Jagens in Schutzgebieten und von bedrohten Tieren, um die Ausweitung von Schutzgebieten und darum, die Fangquoten langfristig auf Null reduzieren“, sagte ein Sprecher des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Doch auch die Walfangnationen waren sich nicht einig. „Japan war für den Kompromiss, um mit den Quoten seinen Walfang zu legitimieren“, sagte Naturschützer Maack. Island dagegen wollte noch weitreichendere Befugnisse und forderte, den internationalen Handel mit Walfleisch zu erlauben. Das Land will der EU beitreten und steht unter Druck, den Walfang ganz aufzugeben. Auf Japan lasten schwere Korruptionsvorwürfe. „24 IWC-Mitgliedsländer sind von Japan bestochen worden“, sagte Thilo Maack, der mit 80 weiteren Nichtregierungsorganisation die Konferenz in Agadir begleitet. „Japan zahlt Hotelübernachtungen, Prostituierte und Entwicklungshilfe“, behauptete Maack. Auf der bis Freitag andauernden Konferenz werden nun noch Themen wie Schutzgebiete oder Fangmethoden diskutiert. Nach einer einjährigen Pause soll erneut über den Walfang verhandelt werden. Jahel Mielke

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