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Eine insolvente Flugfamilie: Air Berlin hat im August vorläufigen Insolvenzantrag gestellt, die Tochter Niki im Dezember.

© John MACDOUGALL/AFP

Verkauf der Air-Berlin-Tochter: Niki zieht alle Register

Die insolvente Airline geht vor den BGH und eröffnet ein Insolvenzverfahren in Österreich. Hauptsache, der Verkauf an IAG steht.

Der Verkauf der insolventen Fluggesellschaft Niki an die spanische Airline Vueling soll trotz der jüngsten juristischen Irritationen zügig über die Bühne gebracht werden. „Wir sind weiterhin an Niki interessiert und bekennen uns zur Zusammenarbeit mit allen relevanten Beteiligten, um den Kauf der Niki-Vermögensgegenstände durch unsere neue österreichische Tochtergesellschaft zum Erfolg zu bringen“, erklärte Vueling am Dienstag. Die Airline ist Teil des europäischen Luftfahrtkonzerns IAG, zu dem auch British Airways, Iberia, Air Lingus und Level gehören. IAG/Vueling waren als Käufer der Air-Berlin-Tochter in die Bresche gesprungen, nachdem die EU-Kommission die geplante Übernahme von Niki durch die Lufthansa blockiert hatte.

Die Zeit drängt

Die Zeit für Niki und den vorläufigen Insolvenzverwalter Lucas Flöther drängt. Vueling hatte 16,5 Millionen Euro bereitgestellt, um den Weiterbetrieb von Niki zu ermöglichen. Zwar fliegt die Airline derzeit nicht, das Geld ist aber nötig, um die Mitarbeiter zu halten. Vueling will im März den Flugbetrieb auf den Niki-Strecken aufnehmen und plant, 740 der einst 1000 Niki-Mitarbeiter zu übernehmen. Das Problem: „Diese Finanzierung reicht nur für wenige Wochen“, mahnt Flöther. Er hatte im Dezember den Notverkauf mit IAG/Vueling ausgehandelt. IAG will 36,5 Millionen Euro zahlen, der Kauf soll bis Ende Februar vollzogen sein. Wettbewerbsrechtliche Probleme mit der EU-Kommission erwartet man nicht. Schwierigkeiten stellen sich aber von anderer Seite.

Wo läuft das Insolvenzverfahren?

Das Fluggastrechteportal Fairplane hatte erfolgreich dagegen geklagt, dass das Insolvenzverfahren für die österreichische Niki in Deutschland durchgeführt wird und will, dass das Verfahren in Österreich betrieben wird. Fairplane befürchtet, dass es sonst einen Interessenkonflikt geben könnte, weil Flöther sowohl bei Air Berlin als auch bei Niki vorläufiger Insolvenzverwalter ist. „Einer der größten Schuldner von Niki ist aber Air Berlin“, sagt Fairplane-Geschäftsführer Andreas Sernetz. Das Landgericht Berlin hatte sich am Montag dieser Rechtsauffassung angeschlossen.

Niki fährt jetzt zweigleisig

Um den Verkauf an IAG/Vueling dennoch wie geplant durchzuführen, fährt Niki nun zweigleisig. Die Fluggesellschaft hat Rechtsbeschwerde gegen die Entscheidung des Landgerichts beim Bundesgerichtshof (BGH) eingelegt, so dass das Berliner Urteil nicht rechtskräftig ist. Das bringt Zeit, denn wann sich der BGH mit der Sache befassen wird, konnte man in Karlsruhe auf Tagesspiegel-Anfrage am Dienstag nicht sagen. Sicherheitshalber beantragt Niki bis Ende der Woche aber parallel zusätzlich ein „Sekundär-Insolvenzverfahren“ in Österreich, um den Vertrag mit Vueling abzusichern.

Niki-Kunden sollen Geld zurück bekommen

Fairplane verspricht sich von dem Insolvenzort Österreich bessere Chancen für die rund 3000 Kunden, die insgesamt mehr als 1,2 Millionen Euro Entschädigungen für Flugverspätungen und -ausfälle von Niki fordern. Flöther verweist jedoch darauf, dass Reisende, die Tickets zwischen dem 15. August 2017, als Air Berlin ihren vorläufigen Insolvenzantrag gestellt hat, und dem 13. Dezember, als Niki dasselbe Schicksal ereilt hatte, für Ausfälle und Verspätungen entschädigt werden. Das Geld liege sicher auf einem Treuhandkonto.

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