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Andere Aufteilung. Interviews mit Kindern haben gezeigt, dass sie sich auch eine partnerschaftliche Erziehung wünschen.

© imago/Westend61

Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Elterngeld führt zu fairerer Arbeitsteilung

Das Elterngeld hat laut dem DIW zu mehr Gleichberechtigung geführt. Männer bleiben seitdem immer öfters zu Hause. Die Politik könne aber noch mehr tun.

Mit der Einführung des Elterngeldes war vor zehn Jahren die Hoffnung verbunden, dass sich die Arbeitsteilung von Frauen und Männern verändern wird. Hin zu mehr Gleichberechtigung. Das Modell, nach dem erst die Mutter zwölf Monate Elternzeit nimmt und im Anschluss der Vater zwei Monate vom Beruf pausiert, hat das Bundesfamilienministerium damals stark beworben. Eine Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zieht die Bilanz: Zu Recht. Die gesetzten Anreize haben erfolgreich gewirkt.

Laut dem Bericht gehen die meisten Frauen nach der Geburt ihres Kindes derzeit ein Jahr in Elternzeit. Verglichen zu der Zeit vor dem Elterngeld würden Frauen mit geringen Einkommen kürzer fehlen, weil es für sie zuvor durchaus attraktiv gewesen sei, die damals geltende Obergrenze von 24 Monaten auszureizen. Mütter mit mittleren und höheren Einkommen, die von den früheren Erziehungsgeldregelungen nicht profitieren konnten, würden seit dem Elterngeld länger im Büro fehlen.

Männer nutzen Elternzeit immer öfter

Doch auch Männer haben ihr Verhalten geändert. Im Jahr 2016 haben 1,64 Millionen Mütter und Väter in Deutschland Elterngeld bezogen. Wie das Statistische Bundesamt vor kurzem mitteilte, waren das fünf Prozent mehr als im Jahr zuvor. Während die Anzahl der Frauen, die nach wie vor den Großteil von rund 78 Prozent ausmachten, um drei Prozent zunahm, stieg die Zahl der Elterngeld beziehenden Männer um fast zwölf Prozent.

Vor der Einführung des Elterngeldes nahmen laut der DIW-Analyse nur gut drei Prozent der Väter eine Elternzeit in Anspruch. Inzwischen seien es gut 35 Prozent. Nicht zuletzt die Einführung der Partnermonate sollte sie dazu bringen, sich aktiver an der Betreuung der Kinder zu beteiligen. Laut den Autorinnen sei es inzwischen „weitgehend gesellschaftlich akzeptiert“, dass Väter in Elternzeit gehen, wenn auch meist nur für die minimale Dauer von zwei Monaten.

Einstellungen haben sich gewandelt

Wie sehr sich die Einstellungen zur Aufgabenteilung von Mann und Frau verändert hätten, zeige sich auch an den Äußerungen der Alten. So hätten viele Großeltern, deren Söhne nach Einführung des Elterngeldes Kinder bekommen haben, modernere Vorstellungen von Geschlechterrollen. Dies wurde anhand der Zustimmung zu folgender Aussage gemessen: „Frauen sollten sich stärker um die Familie kümmern als um ihre Karriere“. Der Satz wurde mit einer größeren Wahrscheinlichkeit abgelehnt, wenn der Sohn nach der Elterngeldreform ein Kind bekommen hat. „Wenn Großeltern sehen, dass ihr eigener Sohn Elternzeit nimmt, dann hat das eben auch einen Einfluss auf ihre eigenen Einstellungen zum Rollenverständnis von Männern und Frauen“, sagt die Autorin Katharina Wrohlich.

Fragt man Kinder, wollen sie ebenfalls, dass sich beide Elternteile gleichermaßen um sie kümmern. Das ist zumindest das Ergebnis einer Studie im Auftrag des Bundesfamilienministeriums, die am Mittwoch ebenso vorgestellt wurde. Laut Familienministerin Katarina Barley (SPD) würden die Interviews mit Kindern zeigen, dass eine partnerschaftliche Erziehung zu einem guten Aufwachsen beitrage. „Kinder finden es gut, im Alltag ähnlich viel Zeit mit beiden Eltern zu haben. Das macht Familien stark und lässt Bindungen wachsen“, sagte Barley. Allerdings gelinge es den wenigsten Eltern, sich die Zeit dafür untereinander gleichmäßig aufzuteilen.

Was im Wahlkampf versprochen wird

Damit Eltern besser wissen, welche staatlichen Fördermöglichkeiten ihnen zustehen, hat das Ministerium die neue Internetseite www.infotool-familie.de eingerichtet. Barley plädierte deswegen für die Einführung einer Familienarbeitszeit, die im Wahlprogramm der SPD steht, und von den Autorinnen des DIW-Berichts als geeignete Erweiterung des Elterngeldes angesehen wird. Danach können Vollzeit arbeitende Frauen und Männer, die beispielsweise jüngere Kinder haben, ihre Wochenarbeitszeit auf 26 bis 36 Stunden reduzieren. Beide Elternteile erhalten dafür bis zu zwei Jahre lang jeweils 150 Euro „Familiengeld“ im Monat vom Staat als Ersatz für den Einkommensausfall.

In eine ähnliche Richtung geht der Vorschlag der „KinderZeit Plus“, von den Grünen: Danach sollen Eltern die Leistung für 24 Monate bekommen, je acht Monate für beide Elternteile, und weitere acht Monate frei aufteilbar. Weil sich viele Familien mehr Zeitpuffer wünschen, gab auch die Union vor gut einem Monat bekannt, sogenannte Arbeitszeitkonten zu prüfen. Wie beim ihrem Geldkonto sollen Familien Arbeitszeit ansparen und später wieder abbuchen können.

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