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Im Februar endet die Amtszeit von Fed-Chefin Janet Yellen. Trump will in Kürze einen Nachfolger präsentieren.

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Update

US-Notenbank Fed: Wer wird Nachfolger von Fed-Chefin Janet Yellen?

Donald Trump sucht einen Nachfolger für die Fed-Chefin Janet Yellen. Seine Wahl könnte die Märkte verunsichern. Wer zur Wahl steht und was das auch für Deutschland bedeutet.

Von Andreas Oswald

An diesem Donnerstag wird sich US-Präsident Donald Trump mit Janet Yellen, der Chefin der US-Notenbank (Fed), treffen. Es geht um ihre Nachfolge, wenn ihre Amtszeit am 1. Februar endet. Trump will in den kommenden Tagen eine Entscheidung treffen. Es ist nicht gänzlich ausgeschlossen, dass Trump Yellen für eine weitere Amtszeit nominieren wird. Im Rennen sind aber noch weitere vier Kandidaten: Trumps Wirtschaftsberater Gary Cohn, der frühere Notenbanker Kevin Warsh, Notenbanker Jerome "Jay" Powell und der Wirtschaftsprofessor John Taylor aus Stanford.

Das Amt des Fed-Chefs hat für die Wirtschaft der USA und für die Welt enorme Bedeutung.  Der US-Dollar ist die Leitwährung der Welt. Steigt er, weil die Fed die Zinsen erhöht, bedeutet das, dass die Exporte der USA zurückgehen und die Exporte anderer Länder in die USA steigen - was Deutschland nützen würde. Einerseits. Wenn die US-Zinsen steigen, schadet das aber US-Firmen und der Konjunktur. Und wenn die US-Konjunktur stottert, dass zieht das auch die Weltwirtschaft herunter. Umgekehrt hat die ultralockere Geldpolitik der letzten Jahre niedrige Zinsen verursacht und damit die US-Wirtschaft und die Weltwirtschaft aus dem Tief seit der Finanzkrise gehoben.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Zentralbanken auf der Welt hat die Fed nicht nur die Aufgabe, Geldstabilität zu gewährleisten. Sie ist zudem in der Pflicht, Vollbeschäftigung herbeizuführen und damit auch, die Konjunktur zu stützen.

Trump geht ein Risiko ein, wenn er einen Falken nominiert

Trump muss sich entscheiden, ob er Kontinuität will, oder ob er ein Risiko eingeht und die Märkte verunsichert. Kontinuität, das hieße, dass Janet Yellen ihren Job weitermacht. Ein gewisse Kontinuität würde auch Jerome Powell gewährleisten. Mit den anderen Kandidaten wäre dagegen ein Richtungswechsel verbunden, der schwerwiegende Konsequenzen für die Weltkonjunktur haben könnte.

Die US-Wirtschaft hat ein Wachstum von drei Prozent und die Arbeitslosigkeit ist die niedrigste seit Anfang dieses Jahrhunderts. Auch die übrige Weltwirtschaft boomt, selbst schwache Länder verzeichnen höhere Wachstumsraten. Die Börsen der Welt eilen von einem Rekord zum nächsten. Die Frage ist, ob Trump diesen Trend, den er selber für seinen Erfolg braucht, gefährden will.

Trumps Wirtschaftsberater Gary Cohn galt ursprünglich als ein Favorit für den Fed-Führungsposten. Offenbar fiel er aber mit kritischen Äußerungen zu Reaktionen des Präsidenten auf rechtsextreme Ausschreitungen in Virginia in Ungnade.

Kevin Warsh und John Taylor sind beide Stanford-Ökonomen, die die bisherige lockere Geldpolitik der Fed kritisiert haben. Beide gelten als sogenannte Hawks, Falken, die für eine straffere Geldpolitik einstehen. Sie sind die Lieblinge der Konservativen und all derjenigen, die fürchten, dass die lockere Geldpolitik zu hoher Inflation und zu Blasen an den Finanzmärkten führen wird.

Taylor wurde bekannt durch seine „Taylor-Regel“, die genaue Kriterien festlegt, wie die Leitzinsen zu erhöhen oder zu senken sind. Hätte man vor der Finanzkrise seine Regel befolgt, wären die Leitzinsen sehr viel früher und stärker erhöht worden und die Blase wäre früher geplatzt, bevor sie groß und gefährlich wurde. Taylor fordert die Fed schon lange auf, den Bestand an Anleihen zurückzufahren, der in den vergangenen Jahren im Zuge der Anleihekäufe durch die Notenbank aufgehäuft wurde.

Eine solche Politik ist nach dem Geschmack vieler Republikaner im Kongress. Umgekehrt lehnen ihn viele Demokraten ab, die für eine Fortsetzung der lockeren Geldpolitik sind.

Gute Chancen für Jerome Powell

Kevin Warsh, der andere Falke, hatte während der Finanzkrise unter dem damaligen Fed-Chef Ben Bernanke an führender Stelle in der Notenbank gearbeitet und dessen lockere Geldpolitik damals mitgetragen. Später aber kritisierte er die Anleihekäufe, deren Effizienz er bezweifelte. Außerdem vertritt er die Ansicht, die Fed sollte langfristig denken und nicht nur die kurzfristige Entwicklung der Konjunktur und der Arbeitsmärkte im Blick haben. Warsh vertritt die Ansicht, die Fed solle ein niedrigeres Inflationsziel anstreben, nicht zwei Prozent sondern   einen Korridor zwischen ein und zwei Prozent.

Die Frage ist, ob Warsh als Fed-Chef seine Ansichten durchsetzen könnte. Entscheidend ist am Ende nicht der Chef, sondern der Offenmarktausschuss, ein größeres Gremium, das überwiegend Ansichten wie die der amtierenden Chefin Janet Yellen vertritt.

Die hat zusammen mit dem Offenmarktausschuss in den vergangenen Monaten eine vorsichtige Wende eingeleitet. Die Leitzinsen wurden in mehreren Schritten vorsichtig erhöht, von Null auf immer noch sehr niedrige ein Prozent. Sie sieht es als ihre Aufgabe, die Märkte vorsichtig von der Politik des billigen Geldes zu entwöhnen. Es wird erwartet, dass sie noch in diesem Jahr ankündigen wird, dass die bei der Notenbank liegenden Anleihen nach und nach beim Auslaufen nicht erneuert werden und damit das Volumen so langsam sinkt, dass die Märkte nicht aufgeschreckt werden.

Sollte Trump Yellen verlängern wollen, was seinem Interesse entsprechen könnte, die Konjunktur weiter laufen zu lassen, stieße das auf heftige Gegenwehr der Republikaner im Kongress, die sich schon seit langem auf Yellen eingeschossen haben. Unter anderem deshalb, weil sie sich weiter für eine strenge Regulierung der Banken einsetzt, die die Republikaner lockern wollen.

Bleibt Jerome Powell. Er genießt großen Respekt bei den Republikanern. Er ist Deregulierungen gegenüber aufgeschlossen und gilt als vorsichtig, was die Straffung der Geldpolitik angeht. Er wäre ein Mann der Kontinuität eher als ein Mann des Bruchs.

Nach einer Reuters-Umfrage unter Ökonomen hat Powell die besten Chancen. Knapp mehr als die Hälfte von 40 befragten Ökonomen gehen davon aus, dass Powell von Trump zum Nachfolger Yellens ernannt wird. Auf Rang zwei liegt Warsh, auf den 13 Experten tippen. Lediglich vier Befragte rechnen damit, dass Yellen für eine weitere Amtszeit auf dem Chefsessel bleiben wird. Sie ist nun mal Demokratin und Trump hat sie schon oft beschimpft.

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