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Tweet für die Börse. Im November dürften die Kalifornier aufs Parkett gehen. Das soll eine Milliarde Dollar einbringen. Foto: Reuters

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Twitter: Mit Verlust an die Börse

Der US-Kurznachrichtendienst legt vor dem geplanten Börsengang Zahlen vor. Die Werbeerlöse steigen - der Verlust allerdings auch.

Für die Börse ist es das „nächste große Ding“, für Anleger wird es ein Investment mit vielen Unbekannten: Der Kurznachrichtendienst Twitter geht als Hoffnungswert an die Börse – mit einem Geschäftsmodell, das noch keinen Gewinn abgeworfen hat. Dennoch spekulieren die Eigentümer auf einen üppigen Erlös von etwa einer Milliarde Dollar.

Dem Prospekt des Unternehmens, der in der Nacht zu Freitag von der US-Börsenaufsicht SEC veröffentlicht wurde, ist zu entnehmen, dass Twitter im ersten Halbjahr gut 69 Millionen Dollar verbrannt hat – bei einem Umsatz von knapp 254 Millionen Dollar. Zum ersten Mal gewährte das 2006 gegründete Unternehmen einen Einblick in seine Bücher. Der für November erwartete Börsengang wird die wichtigste Aktienplatzierung in der Internet-Branche seit dem Facebook-Börsengang im Mai 2012. Facebook hat 1,15 Milliarden Mitglieder und ist an der Börse inzwischen rund 122 Milliarden Dollar wert.

Laut Börsenprospekt hat Twitter mehr als 215 Millionen aktive Nutzer pro Monat. Rund 100 Millionen Menschen nutzten den Dienst sogar täglich. Sie schrieben rund 500 Millionen Tweets pro Tag – das sind die maximal 140 Zeichen langen Nachrichten, die auch Links zu Fotos, Videos oder Websites enthalten können. Während Twitter 2010 erst 28 Millionen Dollar an Einnahmen hatte, waren es 2011 schon 106 Millionen und 2012 dann 317 Millionen. Trotz der beeindruckenden Zahlen zeigt sich aber, dass sich das Wachstum zuletzt etwas verlangsamt hat. Die Anleger werden sich die Zahlen deshalb besonders genau ansehen – zumal der geschätzte Börsenwert von bis zu 15 Milliarden Dollar angesichts der in den vergangenen Jahren angehäuften Verluste von insgesamt 420 Millionen Dollar ambitioniert erscheint.

Zunächst muss Twitter die Anleger auf einer sogenannten Roadshow überzeugen, ins Unternehmen zu investieren. Einen dürfte der Börsengang in jedem Fall reich machen: Mitgründer Evan Williams ist größter Anteilseigner mit zwölf Prozent. Kompagnon Jack Dorsey, der als Letzter des Gründertrios bei Twitter aktiv ist, kommt auf 4,9 Prozent. Der aktuelle Chef Dick Costolo hält 1,6 Prozent der Anteile.

Haupteinnahmequelle (87 Prozent) des Unternehmens ist Werbung, eingestreut in den Nachrichtenstrom. Fast zwei Drittel der Erlöse kommen von mobilen Geräten. Dem stehen jedoch hohe Ausgaben für Rechenzentren, neue Produkte und die Vermarktung gegenüber. Je mehr Nutzer Unternehmen wie Twitter oder Facebook haben und je zielgerichteter Werbung bei ihnen platziert werden kann, desto höher sind ihre Einnahmen. Anders als einst Facebook muss Twitter offenbar kaum mehr nachweisen, dass es mit Werbung auch Smartphone- und Tablet-Nutzer erreicht.

Der Kurznachrichtendienst verpflichtete neben den federführenden Wall- Street-Häusern Goldman Sachs, JPMorgan Chase und Morgan Stanley unter anderem auch die Deutsche Bank, dem Unternehmen beim Schritt aufs Parkett zu helfen. Das Börsenkürzel lautet „TWTR“. (mit dpa)

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