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Leere Strände in der Türkei? Türkei bleibt in diesem Jahr Last-Minute-Hit.

© dpa/ Marius Becker

Trotz Anpassung der Sicherheitshinweise: Tourismusbranche hält an der Türkei fest

Die Reiseveranstalter sehen keinen Grund für Sonderregelungen. Das Land gehöre in diesem Jahr zu den beliebtesten Last-Minute-Ländern.

Spätestens jetzt erreicht die politische Krise auch den schönsten Sandstrand. Selbst deutsche Touristen seien in der Türkei vor willkürlichen Verhaftungen nicht mehr sicher. Das sagte am Donnerstag Außenminister Sigmar Gabriel und kündigte eine Anpassung der Reisehinweise für das Land an.

„Personen, die aus privaten oder geschäftlichen Gründen in die Türkei reisen, wird zu erhöhter Vorsicht geraten und empfohlen, sich auch bei kurzzeitigen Aufenthalten in die Listen für Deutsche im Ausland bei Konsulaten und der Botschaft einzutragen“, heißt es jetzt auf der Homepage des Auswärtigen Amtes. „Wir können gar nicht anders als die Deutschen wissen zu lassen, was ihnen geschehen kann, wenn sie in die Türkei reisen“, sagt Gabriel. Dennoch bleibt es bei einem Sicherheitshinweis. Eine Reisewarnung spricht der Außenminister nicht aus. Viel geändert hat sich deshalb nicht.

"Am stärksten nachgefragtes Zielgebiet"

Reisehinweise veröffentlicht das Auswärtige Amt für jedes Land. Eine Warnung hingegen spricht es erst dann aus, wenn es um eine konkrete Gefahr für Leib und Leben geht. Deutsche werden dann gegebenenfalls zur Ausreise aufgefordert, Urlauber können gebuchte Reisen leichter stornieren. In der Türkei ist das aktuell nicht der Fall. „Das Auswärtige Amt hat keine Neubewertung der Sicherheitslage vorgenommen“, betont der Deutsche ReiseVerband e. V. und sieht daher keine Notwendigkeiten für eine Sonderregelung von Türkei-Reisen. Diese fänden wie gewohnt zu den Allgemeinen Geschäftsbedingungen statt.

Dem Reiseveranstalter FTI zufolge, der nach eigenen Angaben Marktführer im Türkei-Geschäft ist, gebe es derzeit weder Stornierungs- und Umbuchungswünsche noch Einbrüche bei der Zahl der Buchungen. „Die Türkei gehört in der aktuellen Sommersaison zu einem der am stärksten nachgefragten Zielgebiete bei FTI und wird beispielsweise häufiger gebucht als Mallorca. In puncto Preis-Leistungs-Verhältnis ist das Reiseland kaum zu übertreffen. Das wissen unsere Kunden zu schätzen“, sagt eine Sprecherin. Ähnliches hört man von der Konkurrenz. Thomas Cook zufolge habe die Türkei in diesem Jahr zu den beliebtesten Last-Minute-Ländern gehört. „Wenn die Leute weiterhin in die Türkei reisen möchten, wollen wir ihnen diese Chance auch bieten“, heißt es.

Einbrüche nach Putsch im vergangenen Jahr

Dass die Türkei seit dem Putsch und den sich verschärfenden Unruhen dennoch mit Einbußen in der Tourismusbranche zu kämpfen hat, zeigen die Zahlen aus dem Vorjahr. Dem Auswärtigen Amt zufolge waren im Vergleich zu 2015 rund 30 Prozent weniger Reisende in dem Land unterwegs. Auch die Zahl der deutschen Touristen nahm ab: Verbrachten im Jahr 2015 noch 5,58 Millionen Menschen aus der Bundesrepublik ihren Urlaub in der Türkei, waren es im Jahr 2016 nur noch 3,9 Millionen.

Trotz der deutlichen Rückgänge behauptete sich die Türkei nach Auswertungen des Marktforschungsunternehmens GfK dennoch unter den Top-3-Destinationen im stationären Vertrieb – knapp hinter den Kanaren und Balearen. Aus keinem anderen Land kamen so viele Urlauber an die Ägäis wie aus Deutschland.

Dass die Türkei auf die Touristen angewiesen ist, weiß Präsident Erdogan. Fast 13 Prozent des Bruttoinlandsproduktes entfallen auf die Reisebranche. Noch kommen einige Touristen. Die Frage lautet, wie lange.

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