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Im Wettbewerb um die Kunden setzen Video-Streamingdienste auf Eigenproduktionen, möglichst mit lokaler Anbindung. Matthias Schweighöfer hat für Amazon Prime Video die Serie "You Are Wanted" produziert und steht auch vor der Kamera. Starttermin ist der 17. März.

© Amazon / Pantaleon

Streamingdienste: Großes Kino für zu Hause

Exklusive Serien, Filme, Dokus: Das Angebot der Video-Streamingdienste wird immer besser. Was heißt das für die Kunden?

Derzeit geht es Schlag auf Schlag: Vor wenigen Tagen haben Christian Ulmen und Fahri Yardim bei Maxdome die erste Serie eines deutschen Video-Streamingdienstes gestartet. Am 17. März folgt „You Are Wanted“ von und mit Matthias Schweighöfer bei Amazon als erste deutsche Serie eines globalen Video-on-Demand-Dienstes. Und im Oktober wird Sky mit Tom Tykwers „Babylon Berlin“ die teuerste deutsche Serie als Koproduktion eines Pay-TV-Senders mit der öffentlich-rechtlichen ARD (dort dann ein Jahr später) zeigen. So viel Bewegung hat es im Unterhaltungssektor wohl seit Einführung des Privatfernsehens nicht mehr gegeben. Die Medienkonzerne liefern sich einen erbitterten Wettstreit. Für die Kunden stellt sich die Frage, wo werde ich am besten unterhalten?

Am größten ist der Konkurrenzkampf bei Abo-Streamingdiensten

Der Konkurrenzkampf tobt in einem Marktsegment besonders heftig: bei den Video-on-Demand-Diensten, die sich über Abonnements finanzieren. Das US-Unternehmen Netflix hat inzwischen einen weltweiten Kundenstamm von 94 Millionen Abonnenten. Sein wichtigster Konkurrent Amazon kommt Schätzungen zufolge auf 60 bis 80 Millionen Nutzer. Mit Amazon Prime Video bietet das Unternehmen von Jeff Bezos ein überaus günstiges Abo-Modell, obwohl besonders aktuelle Titel extra bezahlt werden müssen. Auch der zu Pro Sieben Sat 1gehörende Videodienst Maxdome offeriert zusätzlich zum Abo den kostenpflichtigen Einzelabruf von aktuellen Filmen. Apples iTunes Store und Google Movies kennen dagegen das Abo-Modell nicht, hier wird grundsätzlich im Einzelabruf geliehen oder gekauft. Wer nur ganz selten einen Film, eine Serie oder eine besondere Dokumentation streamen will, fährt mit solchen Anbietern gut. Sucht man hingegen regelmäßig eine Alternative zum klassischen TV-Programm, führt der Weg unweigerlich zu Amazon, Maxdome, Netflix oder dem Sky-Ableger Sky Ticket.

Amazon kombiniert sein Streamingangebot mit seinem Prämiumlieferdienst

Die Devise „Geiz ist geil“ kann auf Nutzer von Streamingdiensten nicht angewendet werden, schließlich sind diese Film- und Serienfans bereit, zusätzlich zum Rundfunkbeitrag weitere monatliche Kosten zu tragen. Gleichwohl spielt der Preis auch bei den Video-on-Demand-Anbietern eine große Rolle. Derzeit ungeschlagen ist Amazon durch die Kombination seines Prime-Lieferdienstes mit dem Streamingangebot. Die Jahresgebühr ist zwar von zuvor 49 auf nun 69 Euro gestiegen, liegt damit aber immer noch unter den Preisen der Konkurrenz. Man kann allerdings auch das Monatsabo für 7,99 Euro wählen, was durchaus sinnvoll sein kann. Maxdome verlangt 7,99 Euro, bei Netflix kostet der HD-Zugang 9,99 Euro, und Serienfans zahlen bei Sky Ticket ebenfalls 9,99 Euro.

Szene aus "Orange is the new black"
Szene aus "Orange is the new black"

© netflix.com

Neue Smart-Fernseher werden mit den benötigten Apps ausgeliefert

Die technischen Hürden sind bei allen niedrig. Die neueren Smart-TVs werden bereits mit den nötigen Apps zumindest für Netflix, Amazon und Maxdome ausgeliefert. Ferner eignen sich einige Spielekonsolen und BluRay-Player mit Internetverbindung zum Streamen. Mit Streaming-Boxen wie Amazon FireTV, AppleTV oder einem Streaming-Zusatz wie Google Chromecast lassen sich auch ältere Flachbildfernseher mit HDMI-Eingang zum Video-on-Demand-Empfänger aufrüsten. Als Fernbedienung dienen in diesem Fall das Smartphone oder das Tablet. Mit Ausnahme von Sky Ticket bieten die Dienste einen Offline-Modus, um sich etwa vor Reisen eine bestimmte Auswahl von Serien und Filmen auf sein Smartphone oder Tablet zu laden.

Programmzeitschriften für die Dienste gibt es noch nicht

Eine große Herausforderung für die Nutzer ist es mittlerweile, den Überblick über die Inhalte der jeweiligen Dienste zu behalten. Programmzeitschriften wie beim klassischen TV gibt es noch nicht. Die Anbieter informieren in Newslettern über bevorstehende Highlights, und auch in den Tageszeitungen werden interessante Neuerscheinungen vorgestellt. Besonders Amazon und Netflix haben viel Energie in Software-gestützte Empfehlungssysteme investiert, um ihre Nutzer auf interessante Inhalte hinzuweisen. Maxdome geht einen etwas anderen Weg und lässt eigene Experten und Gastredakteure wie die Schauspielerin Collien Ulmen-Fernandes, Serienjunkie Felix Böhme oder den Kriminalbiologen Mark Benecke Empfehlungen aussprechen. Bei der gezielten Suche nach bestimmten Filmen oder Serien helfen Webseiten und Apps wie „Wer streamt es“ (Internetadresse: werstreamt.es). Tipp: Auch wenn man die Filme, Serien, oder Dokus auf dem großen TV-Screen sehen will, eignen sich zum Stöbern vor allem die Apps der Dienste. Die Bedienung mit Wischgesten ist erheblich einfacher als mit der Fernbedienung, zudem werden die Apps für Smartphones und Tablets regelmäßig durch Updates verbessert.

Den Unterschied beim Angebot machen inzwischen die Eigenproduktionen

Der Umfang der Kataloge ist bei allen Anbietern beachtlich. Netflix lag lange Zeit in puncto Serien vor den Konkurrenten, doch vor allem Amazon hat in diesem Bereich deutlich aufgeholt. Sky Ticket kann bei Serien vor allem von den HBO-Produktionen profitieren. Amazon und Maxdome bieten neben den gängigen Titeln zudem gegen Aufpreis aktuelle Videos. Bei Sky Ticket muss dafür allerdings das teurere Film-Abo bezahlt werden. Und Maxdome punktet mit vielen Produktionen, die zuvor im deutschen Fernsehen liefen. Einen eindeutigen Sieger gibt es also auch in dieser Kategorie nicht. Den Unterschied machen ohnehin inzwischen die Eigenproduktionen, die in Aufwand und Qualität längst keinen Vergleich mehr zu scheuen brauchen – nicht nur bei Serien, sondern auch bei Filmen: Amazons „Manchester by the Sea“ ist für sechs Oscars nominiert. Neben den nicht-exklusiven Inhalten – viele Serien und Filme stehen in allen Video-on-Demand-Diensten zur Verfügung – veröffentlichen Amazon und Netflix inzwischen im Monatsrhythmus mehrere eigenproduzierte exklusive Serien. Maxdome ist mit „Jerks“ erst spät auf den Eigenproduktions-Zug aufgesprungen. Dafür fanden Kunden vor allem bei Maxdome Inhalte, die sie aus dem deutschen Fernsehen kennen, nicht nur aus dem Privatfernsehen, sondern auch von öffentlich-rechtlichen Sendern. Bei den großen internationalen Diensten dominieren allerdings US-zentrierte Stoffe, auch wenn inzwischen stark in regionale Themen investiert wird. Wie wichtig gerade die sogenannten Original-Serien und Filme sind, zeigt sich auch dadurch, dass nach aktuellen Medienberichten auch Apple bis Jahresende eigene serielle und cineastische Inhalte produzieren will.

Wer sich für spezielle Stoffe interessiert, sollte mehrere Dienste abonnieren

Bei der Suche nach der besten Unterhaltung ist somit vor allem Flexibilität gefragt: Denn für besondere Stoffe lohnt es sich, entweder mehrere Dienste zu abonnieren oder von Zeit zu Zeit zwischen ihnen zu wechseln, um zum Beispiel bei Amazon die fantastische Was-wäre-wenn-Geschichte „The Man in the High Castle“ zu sehen oder in Kürze die zweite Staffel von „Sense 8“ auf Netflix. Oder um sich bei Maxdome von dem speziellen „Jerks“-Humor von Ulmen und Yardim unterhalten zu lassen. Gleiches gilt für Sky Ticket, wenn die neue Staffel von „Game of Thrones“ und „House of Cards“ ansteht. Die kurzen Kündigungszeiten zum Monatsende machen’s – mit Ausnahme des Jahresabos von Amazon Prime Video – möglich.

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