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Selbst das Geldabheben ist bei manchen Banken nicht mehr kostenlos.

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Update

Stiftung Warentest: Die absurden Gebühren bei Girokonten

Geldverdienen ist in der Zinsflaute nicht einfach für Banken und Sparkassen. Stiftung Warentest kritisiert die teils „absurde“ Gebühren.

Von Carla Neuhaus

Es ist ein Auslaufmodell, aber ein paar wenige Banken bieten es durchaus noch an: das kostenlose Girokonto. Die Stiftung Warentest hat jetzt die Konditionen von 231 Kontomodellen untersucht – und dabei immerhin 23 Konten gefunden, für die der Kunde nichts zahlen muss. Das heißt: Bei ihnen fällt keine Kontoführungsgebühr an, es gibt keine Bedingung wie einen Mindesteingang, auch sind alle Onlinebuchungen und die Girokarte inklusive. Für Berliner Kunden sind davon allerdings nur 13 Modelle relevant, weil sie überregional und damit auch hier angeboten werden (siehe Grafik). Allerdings muss man selbst bei diesen Konten genau hinschauen.

Für Kreditkarte oder Dauerauftrag zahlen Kunden drauf

Ausgegangen sind die Tester nämlich von einem Modellkunden, der seine Bankgeschäfte in erster Linie online abwickelt. Wer dagegen für seine Überweisungen noch Papiervordrucke ausfüllt und sie dann bei der Bank einreicht, zahlt auch bei manchen dieser Institute drauf. Bei anderen kosten Kreditkarte, Telefonservice oder die Einrichtung von Daueraufträgen extra. Will man auch für all das nichts zahlen, schränkt das die Auswahl weiter ein. Dann kommen für Berliner Kunden tatsächlich nur noch fünf Kontomodelle in Frage – die allerdings alle von Instituten angeboten werden, die keine Filialen in der Stadt haben. Bei ihnen handelt es sich meist um Direktbanken wie die DKB und die ING Diba. Auch N26 ist dabei, ein Start-up, das ein Konto rein fürs Smartphone anbietet.

Allerdings: Ausgeschlossen hat die Stiftung Warentest bei der Auswahl auch alle Konten, die einen Mindesteingang voraussetzen. Die man also in der Regel nur als Gehaltskonto nutzen kann. Das ist etwa der Fall bei der PSD Bank Berlin-Brandenburg. Auch ihr Konto „Giro Gehalt“ ist kostenlos – es bekommen aber nur Kunden, die monatlich mindestens einen Geldeingang von 1000 Euro haben. Ähnlich ist das bei dem Komfort-Konto der Targobank, das 2000 Euro Gehaltseingang voraussetzt. Beim Konto Giro Extra Plus der Postbank müssen es sogar 3000 Euro im Monat sein, damit es kostenlos bleibt. Dafür kosten bei diesen drei Konten dann aber selbst beleghafte Überweisungen nicht extra. Einzig für die Kreditkarte zahlt man bei der PSD Bank Berlin-Brandenburg ab dem zweiten Jahr 25 Euro drauf. Die Commerzbank, die regelmäßig für ihr kostenloses Girokonto wirbt, setzt einen Geldeingang von 1200 Euro voraus. Gleichzeitig kosten bei ihr aber wiederum beleghafte Überweisungen extra (1,50 Euro pro Stück), und auch für das Ändern eines Dauerauftrags verlangt die Bank Geld.

Zum Teil kostet selbst das Geldabheben

Es sind gerade solche Details, die es Verbrauchern schwer machen. Die Banken scheuen sich, die Kontoführungsgebühren anzuheben – stehen aber auf Grund der Niedrigzinsen unter Druck. Deshalb stellen sie den Kunden vermehrt eben Einzelleistungen in Rechnung. Besonders dreist ist laut Stiftung Warentest zum Beispiel die Frankfurter Volksbank. Bei ihr können Kunden nur noch während der Öffnungszeiten der Filiale kostenlos Geld am Automaten abheben. Kommen sie morgens früh oder abends spät, zahlen sie pro Abhebung 35 Cent.

Dabei war gerade das Geldabheben bei der eigenen Bank früher fast immer kostenlos – nur wer zum Automaten der Konkurrenz ging, musste zahlen. Aber diese Regel gilt nicht mehr. Einige Institute schränken die Zahl der kostenlosen Abhebungen pro Monat ein. Andere kassieren sofort ab der ersten Überweisung ab – zum Beispiel die Salzlandsparkasse, die pro Abhebung 40 Cent von Kunden mit Classic-Konto nimmt. Erst im Frühjahr hat eine Untersuchung des Portals Biallo ergeben, dass von den bundesweit 400 Sparkassen inzwischen bereits 40 die gebührenfreie Bargeldversorgung eingestellt haben.

Kunden müssen aufs Kleingedruckte achten

Nicole Maisch, Verbraucherexpertin der Grünen, stört, dass Verbraucher kaum noch Angebote vergleichen können. „Es muss endlich wieder Markttransparenz geschaffen werden“, sagt sie. Maisch wünscht sich eine Kontoführungsgebühr, die alle anfallenden Bankleistungen abdeckt.

Vorerst werden Kunden aber weiter das Kleingedruckte durchforsten müssen, um das für sie günstigste Konto zu finden. Entdecken wird man es nur, wenn man genau weiß, was man sucht. Wer die Bank wechseln will, sollte sich daher zunächst fragen: Braucht man eine Filiale? Wie hoch ist der monatliche Gehaltseingang? Wie macht man seine Überweisungen – online oder auf Papier? Wie oft hebt man im Monat Geld ab? Nur wer die Antworten kennt, kann ein für ihn besonders günstiges Konto finden.

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